KAPITEL 4: Die Furcht vor dem Schirk (Götzendienst)

Dieses Kapitel ist eine Fortführung der vorherigen Kapitel, was auf die Exaktheit des Wissens und Verständnisses des Autors, möge Allah mit ihm gnädig sein, verweist. Als er im ersten Kapitel die Wirklichkeit des Tauĥīds erwähnt hat, im Zweiten, den Vorzug des Tauĥīds und was er an Sünden sühnt und im Dritten, dass wer den Tauĥīd verwirklicht, das Paradies ohne Abrechnung betreten wird, sah er es als angebracht, das Gegensatz zum Tauĥīd zu erwähnen, nämlich Schirk.

Denn es reicht nicht aus, dass eine Person den Tauĥīd kennt und diesen umsetzt, nein, er muss auch den Gegensatz dazu kennen, nämlich den Schirk, aus Furcht in diesen zu fallen, der ihm dann seinen Tauĥīd zu Nichte macht. Denn derjenige, der eine Sache nicht kennt, läuft Gefahr, in diese zu geraten, so wie es der Führer der Gläubigen, ‘Ummar Ibn al-Khattāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, gesagt hat: „Die Bänder (‘Urwah) des Islams werden eine nach der anderen reißen, wenn es im Islam keinen mehr gibt, der die Djāhiliyyah kennt.“ Denn sie werden die Dinge, die zur Djāhiliyyah gehören, nicht kennen oder glauben, dass diese gut sind, obwohl sie zur Djāhiliyyah gehören. Dadurch, dass sie ihre Wirklichkeit nicht kennen, werden sie durch sie verwirrt sein und einige ihrer Dinge tun, obwohl diese zur Djāhiliyyah gehören. Genauso verhält es sich auch mit demjenigen, was ja viel gefährlicher ist, der den Schirk nicht kennt und auch nicht die Wege, die zu ihm führen. Auch kennt er nicht die Arten des Schirk und seine Gefahren. Dieser läuft Gefahr, in Schirk zu fallen, ohne es zu merken. Denn Unwissenheit ist eine tödliche Krankheit. Ein Dichter hat gesagt:

Die Schönheit einer Sache wird dadurch erkennbar,

wenn man gleichzeitig ihr Gegensatz kennt.

Denn ihr Gegensatz macht sie erst so sonderbar,

und sie erlöscht, wenn man diese trennt.

Den Wert der Gesundheit wird deswegen nur derjenige zu schätzen wissen, der krank ist. Und den Wert des Lichtes wird nur derjenige zu schätzen wissen, der sich in Dunkelheit befindet. Und den Wert des Wassers wird nur derjenige zu schätzen wissen, der durstig ist. Und den Wert der Nahrung wird nur derjenige zu schätzen wissen, der Hunger erlitten hat. Und den Wert der Sicherheit wird nur derjenige zu schätzen wissen, der in Angst lebt. Deshalb wird auch nur derjenige den Wert des Tauĥīds, seiner Gunst und seiner Verwirklichung zu schätzen wissen, der den Schirk kennt und die Angelegenheiten der Unwissenheit, um diese zu unterlassen und um mehr auf den Tauĥīd zu achten.

Hier wird auch der Fehler derjenigen ersichtlich, die sagen: „Es ist nicht notwendig, die falschen Glaubenslehren zu lernen und die falschen Schulen zu kennen. Warum sollten wir weiterhin die Mu’tazilah und die Djahmiyyah widerlegen, diese sind schon längst Geschichte. Lehrt den Menschen stattdessen nur den Tauĥīd, das reicht vollkommen.“ Andere wiederum sagen: „Ihr braucht ihnen den Tauĥīd nicht zu lehren, diese Menschen sind doch auf der Fittrah geboren und sind in einem muslimischen Land aufgewachsen. Den Tauĥīd werden sie schon durch ihre Fittrah und ihrer Umgebung erlangen.“ Es gibt wirklich Leute, die das sagen. Andere sagen weiter: „Die Menschen haben die Phase des Glaubens an Mythen bereits überschritten. Sie sind jetzt gebildet und wissen mehr. Es wird nicht passieren, dass sie noch einmal dem Schirk verfallen. Denn der Schirk herrschte in der Djāhiliyyah, als die Menschen noch naiv und primitiv waren.“ Für sie ist der Schirk in Angelegenheiten der Anbetung etwas Primitives. Der Schirk, den sie kennen, ist der politische Schirk, der Schirk gegenüber den Machthabern oder auch der „Schirk al-Ĥākimiyyah“.

Deshalb schenken sie der Ablehnung des Schirk auch keinerlei Beachtung, obwohl die Propheten entsandt wurden, um diesen abzulehnen. Ihre ablehnende Haltung gilt nur für den Schirk in der Herrschaft.

All das Gehört zur List des Teufels für die Kinder Adams. Unsere Pflicht ist jedoch, dass wir auch die Falschheit kennen müssen, so wie wir auch die Wahrheit kennen, um mit der Wahrheit zu arbeiten und die Falschheit zu unterlassen. Wegen diesem besonderen Anlass, hat der Scheikh das Kapitel „Die Furcht vor dem Schirk“ erwähnt, nachdem er in den vorherigen Kapiteln, den Tauĥīd und seine Vorteile erwähnt hatte und was er an Sünden sühnt und demjenigen bringt, der ihn verwirklicht. Diese sind gewiss eine besondere Gunst. Doch eine Person, die zu all dem gelangt ist, sollte den Gegensatz dazu fürchten. Er muss den Gegensatz kennen, um es zu unterlassen. Wir müssen wirklich auf solche Dinge Acht geben. Denn es gibt heutzutage viele Menschen, die im Lernen solcher Dinge kürzer getreten sind, nämlich im Lernen des Tauĥīds, des Schirk, der Scheinargumente und der Irreleitung. Sie enthalten sich diesen Dingen. All das geschieht entweder aus ihrer Unwissenheit und ihrer Unkenntnis heraus, oder weil sie gegen die Muslime intrigieren wollen und ihnen ihre ‘Aqīdah vernichten wollen. Wir müssen uns ernsthaft davor in Acht nehmen.

Wir haben gehört, wie einige sagten, dass derjenige, der die ‘Aqīdah der Mu’tazilah lehrt und diese widerlegt, jemand ist, der ein Grab steinigt. Denn sie sind bereits tot. Das sind ihre Worte. Wir sagen: Yā Şubĥānallāh! Gewiss, sie sind mit ihren Körpern gestorben, doch ihre Schulen existieren immer noch. Auch ihre Scheinargumente existieren noch. Und ihre Bücher werden immer noch gedruckt und kommentiert. Es werden weiterhin enorme Gelder für das Verbreiten dieser Bücher ausgegeben. Wie kann dann noch gesagt werden, dass wir das Reden über sie einstellen sollen, weil sie bereits verstorben sind. Auch der erhabene Allah hat die Scheinargumente der vergangenen Völker von den Muschrikīn erwähnt, wie zum Beispiel von Fir‘aun, Hāmān, Qārūn, dem Volk von Nūĥ, ‘Ād und Thamūd, obwohl die Völker bereits vergangen sind. Er erwähnte ihre Scheinargumente und widerlegte diese zugleich. Die Lektion liegt nicht in Personen, sondern in den (Lehr-)Schulen und den Scheinargumenten, die sie hinterlassen haben. Und jedes Volk hat ihre Nachahmer.

Deshalb sagte der Scheich: „Kapitel: Die Furcht vor dem Schirk.“ Das bedeutet, dass ein Muwaĥĥid den Schirk fürchten muss. Er darf nicht sagen: „Ich bin ein Muwaĥĥid, ich kenne den Tauĥīd gut. Der Schirk bildet keine Gefahr auf mich.“ Dies ist eine Verführung des Teufels. Niemand sollte sich selbst loben. Niemand kann sich vor der Versuchung sicher fühlen, solang er noch am Leben ist. Eine Person ist stets der Versuchung ausgesetzt. Es sind bereits Gelehrte in die Irre gegangen, die wissend waren. Sie sind abgewichen und hatten ein schlechtes Ende gehabt, obwohl sie Gelehrte waren. Die Gefahr ist groß! Niemand kann sich sicher sein, dass nicht auch er abweichen wird und sich in die Finsternis begeben wird oder dem Schirk verfallen wird. Deshalb ist es umso notwendiger, auch diese Dinge zu lernen, um Abstand davon zu halten und um auf Allah zu vertrauen und Ihn darum bitten, einen zu schützen und rechtzuleiten. "Unser Herr, lasse unsere Herzen nicht abschweifen, nachdem Du uns rechtgeleitet hast."[1] Fürchtet euch vor der Abschweifung, nachdem ihr rechtgeleitet wurdet. Derjenige, der rechtgeleitet ist, fürchtet sich am meisten vor der Abschweifung und dass ihr Ende schlecht wird und sie deshalb zu den Höllenbewohnern sein werden. Möge Allah uns ihm Guten bewahren.

 

 

 



[1]
Āli-‘Imrān 3:8

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