Magie und Zauberei

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

 

 

 

Alles Lob gebührt dem Herrn der Welten. Und Lob und Heil seien auf den edelsten Gesandten, unseren Propheten Muĥammad und auf seine Angehörigen und all seinen Gefährten.

 

Um fortzufahren:

O Diener Allahs! Magie und Zauberei gehören zu den folgenschwersten Taten und zu den großen Sünden. Es stellt Unglaube (Kuffr) im Bezug auf Allah dar und das Ihm Beigesellen von Partner (Schirk), Ihm den Herrn der Welten. Der erhabene Allah hat allen Völkern die Magie und Zauberei verboten. Und auch der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat davor eindringlich gewarnt. Al-Buchārī und Muşlim haben den Ĥadīth von Abū Hurairah, Allahs Wohlgefallen auf ihm verzeichnet, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Haltet euch fern von den sieben vernichtenden Sünden.“ Die Leute sagten: „O Gesandter Allahs, und welche sind diese?“ Er sagte: „Diese sind: Die Beigesellung Allahs (Schirk), die Zauberei, die Tötung eines Menschen, dessen Leben Allah unantastbar gemacht hat, es sei denn, dies geschehe nach dem Recht. Ferner das Verzehren der Zinsen, das Verzehren des Besitzes eines Waisen, die Flucht am Tage der Schlacht und die Verleumdung der unbescholtenen, gläubigen und arglosen Frauen.“

Die Magie und die Zauberei vernichten die Taten des Zauberers und machen es nichtig, da Magie die Beigesellung Allahs beinhaltet. Der Magier wird erst dann zum Magier, wenn er sich den Schayātīns (Satanen) durch Gehorsam nährt, ihnen Opfertiere darbringt, sich vor den Dämonen verneigt, bei ihnen Hilfe und Schutz sucht, an sie die Bittgebete richtet, anstatt an Allah, auf den Muşĥaff uriniert, Exkremente isst und den vernichtenden Sünden nachkommt.

Wenn der Magier nun dem erhabenen Allah Partner beigesellt und den Satanen in allem gehorcht, dann treten die Dämonen in seine Dienste ein und auch die Satane gehrochen ihm dann. Sie führen seine Befehle aus, solange er weiterhin Allah Partner beigesellt und fügen den Unschuldigen Schaden zu. Der Magier vereint stets die Eigenschaften der Lüge, die Schlechtigkeit des Herzens und die Unerschrockenheit gegenüber den Sünden in sich.

Der erhabene Allah hat gesagt: "Soll ich euch kundtun, auf wen die Satane herabkommen? Sie kommen auf jeden ungeheuerlichen Lügner und Sünder herab. Sie hören hin, und die meisten von ihnen sind Lügner." [asch-Schu’arā` 26:221-223].

Die Magie kann zwischen den Geliebten trennen, sodass Zwietracht zwischen den Ehegatten, zwischen den Kindern und Ihren Eltern und zwischen Freunden und Bekannten gestiftet wird. Es kann im Herzen Liebe oder Abneigung entfachen. Die Magie kann den Willen eines Menschen manipulieren, sodass derjenige, der vom Zauber betroffen ist, oftmals einen Vorteil als Nachteil sieht oder umgekehrt. Er sieht, wie in seinem Heim abscheuliches geschieht und wie seine Angehörigen vom rechten Weg abdriften und kann weder etwas dagegen unternehmen noch daran etwas ändern, da ihm sein Wille genommen wurde. Die Magie kann auch dazu führen, dass der Mann den Geschlechtsakt mit seiner Ehegattin nicht mehr vollziehen kann. Die Magie kann aber auch eine Person töten, ihn krank machen und seine Psyche vernichten, sodass er dann Wahnvorstellungen bekommt und unter Einflüsterungen leidet. Sie können die verschiedensten Halluzinationen in ihm wecken. Doch all dies geschieht durch die Erlaubnis des erhabenen Allahs und durch Sein Wille. Nichts kann geschehen, außer durch den Willen Allahs, dem Erhabenen.

Der erhabene Allah hat gesagt: "Und so lernten sie von ihnen (beiden) das (Zaubermittel), womit man Zwietracht zwischen den Ehegatten stiftet. Doch können sie damit niemandem schaden, außer mit Allahs Erlaubnis." [al-Baqarah 2:102].

Die Magie ist vor allem unter den verdorbenen und unwissenden Frauen sehr verbreitet, die sich durch diese Magie haben täuschen lassen. Sie gibt dann dem Magier etwas persönliches, mit dem er dann ihren Ehegatten mit einem Zauberfluch belegen soll, sodass er sie liebt. Sie gehen aber auch zu einem Magier, wenn sie von einem Mann verlassen wurden, um an ihm Rache zu nehmen, indem sie ihm Schaden zufügen.

Doch auch einige sittenlose Männer, die verächtlich und Versager sind, suchen Magier für ihre abscheulichen Angelegenheiten auf, damit sie ihnen diese erledigen und ihnen somit einen Vorteil verschaffen oder anderen Schaden zufügen. Das Unheil, das durch diese Magie und diesem Schirk verursacht werden, wirken sich sowohl auf denjenigen negativ aus, der dies durchgeführt hat als auch auf denjenigen, der dies in Auftrag gegeben hat. Denn beide haben bezüglich dieser gewaltigen Süde mitgewirkt und sich dadurch dem Schirk im Bezug auf den Herrn der Welten verfallen.

Der Magier ist schlimmer und verderblicher als demjenigen, der dem erhabenen Allah Partner beigesellt, denn der Magier ist ein Götzendiener, der eine boshafte Seele hat. Derjenigen, der von der Magie betroffen ist, ihm wurde Unrecht zugefügt und grundlos angegriffen. Der erhabene Allah wird ihn im Diesseits und im Jenseits gegen all je unterstützen, die ihm Unrecht zugefügt haben.

At-Tabarānī hat den Ĥadīth von Ibn ‘Abbāş, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, mit einer guten (Ĥaşşan) Überlieferungskette verzeichnet, dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Derjenige gehört nicht zu uns, der nach einem Omen (gutes oder schlechtes Vorzeichen) sucht oder für den ein Omen gesucht wird, der weissagt oder dem geweissagt wird, der Magie ausübt oder jemanden darum bittet, für ihn Magie auszuüben.“

Und an-Naşā`ī hat den Ĥadīth von Abu Hurairah, Allahs Wohlgefallen auf ihm, verzeichnet,  dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Derjenige, der einen Knoten bindet und dann darauf spuckt, hat Magie betrieben. Und wer Magie betreibt, der hat Allah Partner beigesellt.“

Das Wort aş-Şiĥr (Magie, Hexerei) steht in der islamischen Rechtslehre für das Benutzen von Zaubersprüchen und Beschwörungen, die Schirk beinhalten und für Knoten, die zur Zauberei verwendet werden und einen Einfluss auf die Herzen der Menschen und ihren Körpern haben können, so dass diese Krankheiten verursachen können, töten oder zur Spaltung zwischen einem Mann und seiner Ehegattin führen.

Das Lernen oder lehren der Magie ist Unglaube und Schirk bezüglich den erhabenen Allah und ein Abfallen aus dem Islam. Der erhabene Allah hat gesagt: "Nicht Şulaimān war ungläubig, sondern die Teufel waren es, indem sie die Menschen in der Zauberei unterwiesen." [al-Baqarah 2:102]. Und Der Erhabene sagte auch: "Und sie wussten doch, dass, wer es erkaufte, am Jenseits wahrlich keinen Anteil hätte. Fürwahr, wie schlimm ist das, wofür sie ihre Seelen verkauft haben, wenn sie (es) nur wüssten!" [al-Baqarah 2:102]. Und Er, Erhaben ist Er, sagte auch: "[…] und dem Zauberer wird es nicht wohl ergehen, wohin er auch kommen mag." [TāHā 20:69].

Die Magie kann einer Person durch die Erlaubnis Allahs Schaden zufügen, so wie es die Leute der Şunnah bekräftigt haben. Deshalb hat der erhabene Allah anbefohlen, bei Ihm Zuflucht davor zu suchen.

Das Rechtsurteil im Islam gegen einen Magier und einer Magierin ist nach der richtigeren Sichtweise der Gelehrten, dass sie hingerichtet werden. Dies besagt die Rechtsschule von Mālik, Aĥmad und Abū Ĥanīfah. Das Hinrichten eines Magiers und einer Magierin ist die richtigere Sichtweise der Gelehrten, auch wenn diese Reue zeigen sollten, denn die Gefährten haben die Magier, die sie hingerichtet haben, keine Möglichkeit zur Reue gegeben. Ein Magier ist ein Lügner, dessen Reue nicht geglaubt werden darf. Wenn er in seiner Reue und Absicht darin aufrichtig war, dann wird ihm diese Reue bei Allah nutzen, doch wird es die Strafe der Hinrichtung von ihm nicht abwenden können, da er ein boshafter Frevler ist.

Lieber Muslim, der du von dieser Gruppe von Menschen verschont geblieben ist, die sich von der Lage dieser lügenden Magier und Scharlatane sich haben täuschen lassen, wundere darüber dich, wie verwirrt sie sind, wenn sie sehen, zu was diese Magier alles an ungewöhnlichen Dingen im Stande sind, wie das Schweben in der Luft, das Zurücklegen einer großen Strecke in kurzer Zeit, das Benachrichtigen über Dinge, die im Verborgenen liegen, sodass diese dann auch geschehen und das Heilen von Kranken. Diese Unwissenden glauben dann, dass dieser Magier zu den Nahestehenden Allahs (Wali) gehört. Dies kann dann auch dazu führen, dass diese Magier neben Allah angebetet werden und von ihnen Nutzen oder Schaden erwartet wird. Wir suchen Zuflucht bei Allah davor. Einige Menschen glauben, dass diese ungewöhnlichen Handlungen der Magier und der Zeichendeuter zu den Wundern (Karāmat) gehört, die ihnen Allah gewährt hat. Somit sind sie verwirrt worden und können nicht mehr zwischen den Nahestehenden Allahs und den Nahestehenden des Teufels unterscheiden.

Die islamische Rechtslehre (Scharī‘ah) hingegen macht eine klare Unterscheidung zwischen den Nahestehenden Allahs und den Nahestehenden des Teufels. Die Nahestehenden Allahs sind jene, die die Grenzen Allahs einhalten und die sich sowohl äußerlich als auch innerlich an seine Rechtslehre festhalten. Sie gehen Seinen Geboten nach, halten sich von Seinen Verboten fern und achten auf das Gebet in der Gemeinschaft. Der erhabene Allah hat gesagt: "Sicherlich, über Allahs Gefolgsleute soll keine Furcht kommen, noch sollen sie traurig sein, diejenigen, die glauben und gottesfürchtig sind." [Yūnuş 10:62-63].

Um ein Nahesteheder Allahs zu sein bedarf es nicht an Wunder, die unnatürlich und ungewöhnlich sind. Denn die größte Wohltat, ist die Standhaftigkeit. Was jedoch die Nahestehenden des Teufels anbetrifft, so sieht man sie ungewöhnliche Dinge tun, die in den Augen der Unwissenden Wunder sind, doch in Wirklichkeit sind es teuflische Werke, die von den Teufels für sie erledigt werden, um jene damit in die Irre zu führen, die verwirrt sind. Sei deshalb nicht beeindruckt von solchen, die in das Feuer gehen und unbeschadet wieder herauskommen, in der Luft umher schweben, auf Wasser schreiten oder Schlangenbeschwörer sind. Schau dir stattdessen an, wie sehr sie sich an die islamische Rechtslehre halten. Du wirst dann feststellen, dass sie weder das Freitagsgebet einhalten noch in der Gemeinschaft ihre Gebete verrichten. Sie hören auch nicht der Rezitation des Qur`āns zu, im Gegenteil, sie sind mit Gesängen beschäftigt, die verdorben und sittenlos sind und geben sich jeglicher Sünde hin. Der erhabene Allah hat gesagt: "Jene sind die Gruppierung des Satans. Aber sicherlich, die Gruppierung des Satans, das sind ja die Verlierer." [al-Mudjādilah 58:19].

Lieber Muslim, du sollst wissen, dass der größte Dadjāl zum Himmel sagen wird, lass Regen hinab fallen und siehe da, es wird regnen. Und zur Erde wird er sagen, lass die Pflanzen blühen und siehe da, Pflanzen werden aus dem Boden sprießen. Und er wird die Toten durch die Erlaubnis Allahs zu Leben wiedererwecken. Er wird wahrlich das gefährlichste Geschöpf Allahs sein.

Zu den Magiern gehören folgende Menschen: Die Wahrsager (Kāhin), die Zeichendeuter (‘Arrāf), die Sterndeuter (Munadjim) und jene, die im Sand durch das Zeichnen von Linien die Zukunft vorhersagen. All diese Menschen behaupten, wissen über das Verborgene zu haben. Doch in Wirklichkeit sind sie Ungläubige geworden, die vom Islam abgefallen sind, da sie das Verborgene für sich beansprucht haben. Der erhabene Allah hat gesagt: "Sag: Über das Verborgene weiß nicht Bescheid wer in den Himmeln und auf der Erde ist, außer Allah." [An-Naml 27:65].

Wer an das glaubt, was sie behaupten, der ist Im Bezug auf Allah ungläubig geworden und ist ein Götzendiener. Von Abū Hurairah, Allahs Wohlgefallen auf ihm, wird berichtet, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Wer zu einem Wahrsager geht und ihm das, was er sagt, glaubt, der leugnet das ab, was auf Muĥammad herabgesandt wurde.“ [Verzeichnet bei Abū Dāwūd].

Es gibt Menschen, die jahrelang von einer Krankheit geplagt werden und dann frustriert sind, weil sie keine Aussicht mehr auf Heilung sehen, sodass der Teufel dann zu ihnen kommt und ihnen das Aufsuchen eines Magiers schönredet. Sie glauben, dass der Magier ihnen die Medizin sagen wird, die sie zur Heilung brauchen. Diese Leute haben die Aussage des edlen Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, vergessen, der gesagt hat: „Erstaunlich ist der Gläubige, nichts bestimmt Allah für ihn, außer dass es gut für ihn ist: Wenn ihm Gutes widerfährt, dann ist er dankbar und so ist es gut für ihn. Und wenn ihm Schlechtes widerfährt, dann ist er geduldig, so ist es gut für ihn. Und dies ist bei niemandem so, außer dem Gläubigen.“ [Verzeichnet bei Muşlim, Nr.2999].

Es gibt Frauen, die Magier aufsuchen, weil sie nicht wollen, dass ihr Ehemann eine weitere Frau heiratet. Und wenn er dann doch heiraten sollte, dann soll dieser Zauber ihn dazu bringen, dass er sich zu ihr so sehr hingezogen fühlt, dass er sich von der zweiten Frau wieder scheiden lässt. Sind sich diese Menschen denn im Klaren darüber, dass sie eine abscheuliche Tat begangen haben? Imām Muşlim hat in seinem „Şaĥīĥ“ verzeichnet, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Wer zu einem Zeichendeuter geht und ihn etwas fragt, dessen Gebet wird vierzig Tage lang nicht angenommen.“ Diese schlimme Androhung gilt für jene, die den Zeichendeuter lediglich etwas fragen. Derjenige jedoch, der ihn fragt und ihm Glauben schenkt, über ihn hat er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt: „Wer zu einem Wahrsager geht und ihm das, was er sagt, glaubt, der leugnet das ab, was auf Muĥammad herabgesandt wurde.“

Manche werden von ihren Sorge, ihren Problemen und ihrer Verwirrung zu dieser verbotenen Tat getrieben. Grundlage für all dies ist der schwache Glaube (Īmān) an den erhabenen Allah. Der erhabene Allah hat niemals Heilung in eine Sache gelegt, die verboten ist.

Zu den Merkmalen eines Magiers, der ihn von einem Mediziner oder Therapeuten unterscheidet, sind folgende:

Du findest vor, dass er den Kranken nach seinen Namen und den Namen seiner Eltern fragt. Oder er nimmt etwas persönliches, das dem Kranken gehört. Oder er bittet um ein Tier, das bestimmte Merkmale aufweisen muss, um es zu opfern, jedoch nicht im Namen Allahs. Oder er wischt Blut dieses Tieres auf die kranke Stelle. Oder er schreibt Zauberworte auf und befiehlt dem Kranken, diesen Talisman umzuhängen. Oder er befielt ihm, sich für eine bestimmte Zeit von den Mitmenschen abzuwenden und in einem Zimmer zubleiben, wo kein Sonnenlicht eindringen kann. Oder er befiehlt ihm, dass er für eine bestimmte Zeit kein Wasser berühren darf. Oder er gibt ihm niedergeschriebene Blätter, die er verbrennen und inhalieren soll. Oder er sagt dem Kranken seinen Namen und den seines Vaters und den Ort, wo er wohnt und die Krankheit, die ihn plagt, schon bevor der Kranke selbst anfängt, darüber zu berichten.

Zu den Schutzvorkehrungen, die den Zauber von einem fernhalten, gehört, dass man sich allein auf Allah verlässt und nur Ihn bittet. Außerdem soll man sich mit dem edlen Qur`ān und mit den zahlreichen authentisch überlieferten Bittgebeten (Dhikr) verschanzen. Aber auch der vollkommene Tauĥīd (Eingottglaube), die enorme Achtsamkeit vor der List der Schurken und der Sittenlosen und das Meiden der Frevler sind Schutzvorkehrungen gegenüber Schutzvorkehrungen. Der erhabene Allah hat gesagt: "O die ihr glaubt, tretet allesamt in den Islam ein und folgt nicht den Fußstapfen des Satans! Er ist euch ja ein deutlicher Feind." [Al-Baqarah 2:208].

Und wer von der Magie betroffen ist, der soll sich den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zum Vorbild nehmen. Denn ‘Ā`ischah, Allahs Wohlgefallen auf ihr, hat berichtet: „Einmal stand der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, unter dem Einfluss der Magie. Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, bildete sich dann ein, dass er etwas tut, obwohl er es nicht tut. Eines Tages, als er bei mir war, sprach er mehrere Bittgebete aus, dann sagte er zu mir: „O ‘Ā`ischah, weißt du, dass Allah mich Aufschluss über meinen Zustand gegeben hat, als ich Ihn danach fragte?“ Ich sagte: „Und was ist es, o Gesandter Allahs?“ Er sagte: „Zwei Männer kamen zu mir. Der eine setzte sich neben meinen Kopf, der andere neben meine Füße. Der eine fragte den anderen: „Was ist mit dem Mann los?“ Der andere erwiderte: „Er ist verhext!“ Der erste fragte wieder: „Wer hat ihn verhext?“ Der andere erwiderte:Labīd Ibn al-A‘şamm, ein Jude vom Stamm Banu Zuraiq.“ Der eine fragte weiter: „Wie hat der Magier Macht über ihn gewonnen?“ Der andere erwiderte: „Durch einen Kamm, den er ihm entwendet und in dem einige Haare gesteckt waren, und durch einen Palmwedel.“ Der erste fragte: „Und wo sind diese Dinge jetzt?“ Der andere sagte: „Im Brunnen Dhī Arwān!““ Da ging der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, mit einigen seiner Gefährten dorthin. Danach erzählte er mir: „O ‘Ā`ischah, das Wasser des Brunnens sah aus als sei es mit Henna vermischt. Und die Palmen dort waren wie die Köpfe von Teufeln.“ Er ließ dann diesen Brunnen begraben.“ [Verzeichnet bei al-Buchārī]. Dies ist der Gesandte dieser Ummah, der von der Magie getroffen wurde, geschweige noch wir.

Doch das, worauf hier hingewiesen werden muss ist, das die Magie, von der der Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, betroffen war, keinerlei Einfluss auf sein Prophetentum hatte. Das, was ihm widerfahren ist, ist eine Art Krankheit gewesen. Denn auch ist kann, wie alle anderen Geschöpfe auch, irdisches Leid erfahren. Zum Beispiel ist er einmal bewusstlos geworden, dann wurde sein Kopf verletzt, seine Rippen sind mal gebrochen und die Tatsache, dass er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sich durch den Einfluss der Magie Dinge glaubte zu tun, die er nicht tat. Dies war jedoch allein im Bezug auf irdische Angelegenheiten, nicht im Bezug auf religiöse Angelegenheiten, denn hier war er unfehlbar gewesen. Hierüber herrscht Konsens unter den Leuten des Wissens.

Auch Mūşā, möge Allah ihn loben und Heil geben, war von der Magie betroffen gewesen, als er glaubte Dinge zu sehen, die nicht real waren. Der erhabene Allah hat gesagt: "Er sagte: „Nein! Vielmehr werft ihr (zuerst).“ Und sogleich kamen ihm ihre Stricke und Stöcke durch ihre Zauberei so vor, als ob sie sich rasch bewegten." [TāHā 20:66]. Doch dies hatte keinerlei Auswirkungen auf seine Botschaft gehabt.

Zweitens:       Das Finden und Wiederaufheben des Zaubers. Dies ist die beste Methode, um demjenigen zu helfen, der von der Magie betroffen ist.

Drittens:         Die islamrechtlich legitime Ruqyā, die aus einer Sammlung von Qur`ān-Versen  und authentisch überlieferten Aĥādīthe besteht. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Und Wir offenbaren vom Qur`ān, was für die Gläubigen Heilung und Barmherzigkeit ist." [Al-Işrā` 17:82].

Viertens:        Das Vermehrte Bitten Allahs, das Ihn Anflehen und das sich für Ihn erniedrigen. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Euer Herr sagt: "Ruft Mich an, so erhöre Ich euch."" [Ĝāfir 40:60].

Es ist nicht verpflichtend, dass eine bestimmte Person diese Ruqyā durchführen muss. Ein Muslim kann für sich selbst, seiner Frau oder seinen Kindern die Ruqyā durchführen. Dies ist sogar besser, wenn dabei die Gottesfurcht (Taqwā) vorhanden ist.

Fünftens:        Das Rezitieren der Sure al-Baqarah. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Rezitiert die Sure al-Baqarah, denn in dem, dass man sie nimmt, liegt Segen (Barakah) und wenn man sie beiseitelässt, so ist es sehr zu bedauern, und die Magier haben leine Macht über sie.“ [Verzeichnet bei Muşlim].

Was die Frage anbetrifft, wie ein Muslim sich selbst vom Einfluss eines Zaubers heilen kann, so kann dies wie folgt beantwortet werden:

1.         Er muss die Morgen- und Abendbittgebete regelmäßig sprechen und den Schemel-Vers und die beiden Schutzsuren rezitieren. Denn sie bilden einen Schutzwall um einen Muslim.

2.         An jeden Morgen sieben Datteln essen. Denn der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wer an jedem Morgen mit sieben weichen ‘Adjwah-Datteln (eine Dattelsorte in Medina) frühstückt, der wird im Laufe des ganzen Tages keinen Schaden auf Grund einer Vergiftung oder einer Magie erleiden.“ [Verzeichnet bei Buchārī und Muşlim].

3.         Das erwähnen des Namen Allahs auf alles. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wenn die Nacht anbricht, oder es Abend ist, so holt eure Kinder ins Haus denn die Satane begeben sich um diese Zeit überall hin. Wenn aber eine Zeitspanne der Nacht vorbei ist, lasset eure Kinder ruhen, schließt eure Türen und gedenkt des Namens Allahs denn Satan kann keine verschlossene Tür öffnen.“ [Verzeichnet bei Buchārī und Muşlim].

Möge Allah uns im Guten bewahren und uns vor der Magie und den Scharlatanen schützen.

 

 

 

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[1] Anm. des Übersetzers:                Ein Zeichendeuter (arab. ‘Arrāf) ist laut Imām al-Baĝawī jemand, der behauptet Kenntnis über Angelegenheiten zu besitzen, die er aus Vorahnungen und mit Hilfe von Gegenständen habe. Dadurch, so behauptet er, könne er Ungeklärtes aufklären wie z.B. wer den Bestohlenen bestohlen hat und wo sich ein verlorener Gegenstand befindet. [siehe Taffşīr von aş-Şuyūtī; al-Baqarah 2:102].

Der „böse Blick“ (al-‘Ayn) ist wahr

Alles Lob gebührt dem Herrn der Welten. Und Lob und Heil seien auf den edelsten Gesandten, unseren Propheten Muĥammad und auf seine Angehörigen und all seinen Gefährten.

Um fortzufahren:

O Diener Allahs! Zu den Vorteilen der islamischen Rechtslehre (Scharī‘ah) gehört, dass diese ein Grundprinzip geschaffen hat, das zu den grundlegendsten Prinzipen gehört, nämlich das Abwehren von Leid und Bedrohung. Ein Bereich der praktischen Anwendung dieser Regel ist, dass der Muslim stets darauf achtgeben sollte, weder einen anderen mit dem „bösen Blick“ zu treffen noch selbst damit getroffen zu werden.

Von Ibn ‘Abbāş, Allahs Wohlgefallen auf beide, wird berichtet, dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Der „böse Blick“ ist wahr! Und wäre es möglich, dass etwas der göttlichen Fügung (al-Qadar) zuvorkommt, dann wäre es gewiss der böse Blick gewesen. Wenn ihr also aufgefordert werdet, die Gebetswaschung vorzunehmen, damit diese Person vom Einfluss des bösen Blickes geheilt wird, dann nimmt die Gebetswaschung vor.“ [verzeichnet bei Muşlim].

Imām an-Nawawī sagte in seiner Erklärung: „Hierin ist eine Bekräftigung der göttlichen Fügung. […] Kein Leid, dass durch den bösen Blick verursacht werden kann noch sonst irgendetwas anderes an Gutem oder Bösen kann geschehen, außer durch die Erlaubnis des erhabenen Allahs. In diesem Ĥadīth wird außerdem der böse Blick bestätigt und dass er enormes Leid verursachen kann.“

Imām Aĥmad und at-Tirmidhī (2059, der es als authentisch stufte) berichteten, dass Aşmā` Bint ‘Umaiş sagte: „O Gesandter Allahs, die Kinder von Dja‘far leiden wegen dem bösen Blick, der sie traf, darf ich für sie die Ruqyā durchführen?“ Er sagte: „Ja! Und wäre es möglich, dass etwas der göttlichen Fügung (al-Qadar) zuvorkommt, dann wäre es gewiss der „böse Blick“ gewesen.“ [als authentisch gestuft von al-Albānī in „Şaĥīĥ at-Tirmidhī“].

Abū Dāwūd berichtete, dass ‘Ā`ischah, Allahs Wohlgefallen auf ihr, sagte: „Die Person, die für den bösen Blick verantwortlich war, wurde geholt und drum gebeten, die Gebetswaschung durchzuführen. Dann hat sich die Person, die vom bösen Blick betroffen war, mit diesem Wasser gewaschen.“ [Dies wurde al-Albānī in „Şaĥīĥ Abī Dāwūd“ als authentisch gestuft].

Abī Na’īm hat in „al-Ĥilyah wa l-Khattīb al-Baĝdādī“, das von al-Albānī als gut gestuft wurde, berichtet, dass Djābir, Allahs Wohlgefallen auf ihm, gesagt hat: Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn Loben und Heil schenken, hat gesagt: „Der böse Blick kann einen Mann ins Grab bringen und ein Kamel in den Kessel.“

Das heißt, dass der böse Blick einen Mann treffen kann, sodass es ihn tötet und er dann im Grab beigesetzt wird. Es kann aber auch ein Kamel treffen, das dann kurz vor seinem Tod vom Besitzer geschlachtet und dann im Kessel gekocht wird.

Nail al-Awtār hat gesagt, dass al-Bazzār mit einer guten Überlieferungskette von Djābir, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtet hat, dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Die meisten aus meiner Ummah, die durch die Festlegung und Bestimmung Allahs sterben werden, werden durch den bösen Blick sterben.“

Die Gelehrten der Şunnah haben bekräftigt, dass der böse Blick wahr ist und dass er krank machen und sogar töten kann. Dies steht im Widerspruch zu einigen Neuerern, die dieses ablehnen, obwohl sie die prophetischen Berichte, die authentisch sind, kennen.

Die Wirklichkeit des bösen Blickes ist, wie es al-Qiştalānī beschrieben hat, der bewundernde Blick, der auf etwas fällt und mit Neid behaftet ist, sodass derjenige, dem dieser Blick galt, dadurch Schaden davonträgt, weil der erhabene Allah dies zugelassen hat.

O Diener Allahs! Wenn nun der böse Blick wahr ist, was sind dann die Maßnahmen, die einen davor schützen und heilen können?

Zu den wichtigsten Maßnahmen, mit denen du den bösen Blick abwehren kannst, ist die Erneuerung des Versprechens seitens des Dieners, dass er sich gegenüber Allah bedürftig, erniedrigt und gebrochen zeigt und dass er sich begreiflich macht, dass er auf den Schutz Allahs und Seiner Fürsorge angewiesen ist. Dann sollte er vermehrt die Morgen- und Abendbittgebete (Adhkār) aufsagen, da denjenigen, der sie aufsagt, mit Allahs Hilfe kein Leid treffen kann.

Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, pflegte für al-Ĥaşşan und al-Ĥuşşain Zuflucht bei Allah zu suchen, indem er sagte: „Euer Vater pflegte damit für Işmā’īl und Işĥāq Zuflucht bei Allah zu suchen. Ich suche für euch Zuflucht bei den vollkommenen Worten Allahs vor jedem Schaytān (Satan), jedem Ungeziefer und vor jedem bösen Blick.“ [verzeichnet bei al-Buchārī].

Zu den Maßnahmen, mit denen der böse Blick abgewehrt werden kann, gehört das verbergen der Dinge, bei denen man befürchtet, dass sie den bösen Blick auf sich ziehen könnten, so wie es Ya’qūb (Jakob) getan hat, als er seine Söhne aufgefordert hat, durch verschiedene Tore nach Ägypten hineinzugehen, weil es ein Bedürfnis in seiner Seele war, das er damit erfüllte. [1] Die Muffaşşirūn haben gesagt, dass er damit das Unheil des bösen Blicks von ihnen abwehren wollte.

Das gleiche tat auch der rechtgeleitetet Kalif ‘Uthmān, Allahs Wohlgefallen auf ihm, als er einen kleinen Jungen sah, der hübsch war. Er sagte: „Kremt sein Grübchen in der Wange ein, damit die Blicke von ihm abgewandt werden.“ Das heißt, füllt sie mit Creme, damit es nicht mehr deutlich zu sehen ist.

Bei Allah, du wirst dich wundern, wenn du siehst, wie prahlerisch, losgelöst und freizügig einige Frauen und muslimische Jugendliche umhergehen und das von ihrem Körper zur Schau stellen, was nicht gezeigt werden darf, weil sie damit Ungläubige und Frevler nachahmen wollen. Haben denn diese Leute nicht Angst um ihre Körper vor dem Leid, das durch den bösen Blick verursacht werden kann, wenn sie schon keine Angst vor der Bestrafung Allahs haben, Der ihre Körper zum Brennstoff des Höllenfeuers machen wird? [2] Aber nur diejenigen bedenken, die Verstand besitzen!

Wenn nun aber das Leid, das durch den bösen Blick verursacht werden kann, eingetroffen ist und sich im Körper verbreitet hat, dann kann dieses Leid durch Ruqyā und Bittgebete, die authentisch überliefert wurden, geheilt werden, weit weg von den betrügerischen Lügnern und den Zauberern und Scharlatanen, die lediglich den Besitz der Menschen in unrechter Weise aufzehren.

Damit wir anderen durch unseren Blick kein Leid zufügen, hat uns die Rechtslehre Allahs Dinge erlassen, die wir sagen sollen, wenn wir von der Gestalt eines Muslims, von seiner Lage, seinem Vermögen, seinen Kindern oder ähnlichem beeindruckt sind, nämlich: „Es sei, was Allah will; es gibt keine Kraft außer durch Allah.“ (ما شاء الله لا قوة إلا بالله - mā schā`-Allah, lā Quwatah illā billāh“), so wie es der erhabene Allah in der Geschichte über den Besitzer der zwei Oasen berichtet hat, als Er sagte: "Würdest du doch, wenn du deinen Garten betrittst, sagen: „(Es sei,) was Allah will; es gibt keine Kraft außer durch Allah!“" [al-Kahf 18:39].

Ibn Kathīr, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat in seinem Taffşīr gesagt: „Manche Şalaf haben gesagt: „Derjenige, der von seiner Lage, seinem Vermögen oder seinen Kindern beeindruckt ist, sollte sagen: „Es sei, was Allah will; es gibt keine Kraft außer durch Allah.“

Zu den Maßnahmen, mit denen der böse Blick abgewehrt werden kann, ist die Segnung (at-Tabrīk), indem man sagt: „Möge Allah es segnen.“ (اللهم بارك فيه - Allāhumma Bārik fīh) oder „Es sei, was Allah will; Segensreich ist Allah.“ (ما شاء الله تبارك الله - mā schā` Allah tabārak-Allah), so wie es in der Geschichte von Şahl Ibn Ĥunaif berichtet wurde, dem ‘Āmir Ibn Rabī’ah Leid zugefügt hatte.

Diese Geschichte haben Imām Aĥmad, Ibn Mādjah, Mālik und andere von Şahl Ibn Ĥunaif, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtet. Eines Tages reiste der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, mit seinen Gefährten nach Mekka. Als sie die Felsenschlucht von al-Khazzār in al-Djuĥfah erreicht haben, hat sich Şahl Ibn Ĥunaif dort gewaschen. Er war ein weißer Mann, mit einem schönen Körper und einer schönen Haut. ‘Āmir Ibn Rabī’ah sah ihn, als er sich wusch, und sagte: „Ich habe noch nie so etwas gesehen, nicht mal die verborgene Haut einer Jungfrau ist so weiß.“ (Das war eine Metapher für die intensive Weiße seiner Haut). Daraufhin erlitt Şahl einen Anfall (ein epileptischer Anfall, in dem er zu Boden fiel). Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wurde daraufhin gerufen und man fragte ihn: „O Gesandter Allahs! Weißt du, was mit Şahl geschehen ist? Bei Allah, er kann weder seinen Kopf heben noch aufwachen.“ Er sagte: „Habt ihr irgendjemanden wegen ihm beschuldigen?“ Sie sagten: „‘Āmir Ibn Rabī’ah hat ihn angeschaut.“ Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ließ daraufhin ‘Āmir bringen und war sehr zornig auf ihn gewesen. Er sagte zu ihm: „Weshalb tötet einer von euch seinen eigenen Bruder? Wenn du etwas gesehen hast, was dich beeindruckt, dann bitte doch um Segnung für ihn?“ Dann sagte er weiter zu ihm (also zu ‘Āmir): „Verrichte die Gebetswaschung für ihn.“ Also hat ‘Āmir sein Gesicht, seine Hände, seine Ellbogen, die Unterseite seiner Füße in einer Schale gewaschen. Danach haben sie dieses Wasser über ihn (Şahl) gegossen - ein Mann, goss es über seinen Kopf und über seinen Rücken. Als sie dies für ihn getan haben, ist Şahl aufgestanden und ist mit den Leuten gegangen so, als wäre nie etwas geschehen.“

Dieser Ĥadīth zeigt, dass es für denjenigen erlaubt ist, der vom bösen Blick getroffen wurde und weiß, wer ihm das angetan hat, dass er ihn darum bittet, er möge für ihn die Gebetswaschung durchführen. Und derjenige, der dieses Unheil verursacht hat, sollte seiner Bitte nachkommen und nicht querulieren. Denn der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wenn ihr also aufgefordert werdet, die Gebetswaschung vorzunehmen, damit diese Person vom Einfluss des bösen Blickes geheilt wird, dann nimmt die Gebetswaschung vor.“ Al-Ĥāfidh Ibn Ĥadjar, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat gesagt: „Nach dem Wortlaut zu urteilen, ist dies sogar eine Pflicht.“

Jeder, der glaubt, dass er wahrscheinlich andere mit seinen bösen Blick treffen könnte, sollte bezüglich seinen Geschwistern Allah fürchten, so wie es der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat und für sie bei Allah um Segnung bitten. Er sollte außerdem das übermäßige Beschreiben und Bewundern von Dingen unterlassen und das Rebellieren seiner Seele, die etwas gesehen hat, das sie beeindruckt, unterbinden.

Du würdest dich wundern, wenn du über die Hartnäckigkeit einiger Menschen Bescheid wüsstest, die andere mit ihren bösen Blick schaden wollen. Sie wetteifern sogar untereinander, wer einer bestimmten Person mehr Schaden und Leid zufügen kann oder wer dessen Auto oder dessen Haus einen Schaden verursachen kann.

O Diener Allahs! Wenn derjenige, der anderen Leid mit seinem bösen Blick zufügt, darauf beharren sollte, dieses weiter zu tun, dann ist es dem Machthaber oder dem Richter gestattet, ihn zurechtzuweisen und gegebenenfalls in Gewahrsam zu nehmen, solange bis er diese Tat unterlässt, so wie es von den Gelehrten bekräftigt wurde.

Das, worauf jedoch unbedingt hingewiesen werden muss ist, dass der böse Blick, der dich durch eine andere Person getroffen hat, nicht unbedingt bedeuten muss, dass diese Person schlecht ist. Denn eine Person kann sogar vom eignen bösen Blick getroffen werden. Ibn al-Qayyim hat gesagt: „Eine Person kann vom eignen bösen Blick getroffen werden und er kann andere damit unabsichtlich treffen.“

Ibn ‘Abdul-Barr, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat gesagt: „Ein rechtschaffener Mensch kann andere mit seinem bösen Blick treffen. Er kann sogar sich selbst mit dem bösen Blick treffen.“

Al-Manāwī hat über den Kalifen Şulaimān Ibn ‘Abdul-Malik berichtet, dass er eines Tages sich selbst im Spiegel betrachtet hat und dabei sagte: „Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, war der Prophet, Abū Bakr war der Wahrhaftige, ‘Ummar war der Trenner (zwischen Glaube und Unglaube) und ‘Uthmān der Liebling. Ich aber bin der junge König.“ Kein Monat ist danach vergangen, als er starb.

Ein anderer Mann hatte eine hübsche Tochter gehabt. Eines Tages ging er zu ihr, schaute sie an und sagte, ohne dabei den Namen Allahs zu erwähnen: „Du bist wahrlich ein Abbild des Glücks, wessen Anteil wirst du wohl sein?“ (D.h. wer wird die Ehre haben, dich als seine Ehegattin zu haben.) Es vergingen nur wenige Stunden, als ihre Körpertemperatur anstieg und sie dann verstarb, eher der Morgen anbrach.

O Diener Allahs! Alles geschieht durch die Erlaubnis Allahs. Deshalb darf all jenen, die bekannt sind für ihren bösen Blick, weder Ehrfurcht noch Angst entgegen gebracht werden. Außerdem darf man auch nicht verleitet werden zu glauben, dass in ihren Händen die Macht für Schaden und Nutzen liegt oder dass sie anderen durch ihren eigenen Willen Schaden zufügen können. Liest wenn ihr wollt die Aussage Allahs, die er über die Zauberer getätigt hat, deren Schaden ja bekanntlich größer ist als von jene, die andere mit ihrem bösen Blick Leid zufügen: "Doch können sie damit niemandem schaden, außer mit Allahs Erlaubnis." [al-Baqarah 2:102].

Somit besitzt nur Er allein die Verfugungsgewalt. Keine Brise fegt durch das Land außer mit Seinem Befehl und nichts, was das Gewicht eines Stäubchens hat und in diesem weiten Universum existiert, bewegt sich, außer durch Sein Wille und mit Seiner Kenntnis, Erhaben ist Er.

Es gibt Menschen, denen etwas wiederfahren ist, das schlimmer ist als der böse Blick, nämlich, dass sie alles auf den bösen Blick zurückführen. Wenn sie nun beim sprechen stottern sollten, beim gehen stolpern oder einen Unfall mit ihrem Fahrzeug haben, glauben sie, dass dies das Resultat des bösen Blicks sei. Du wirst Frauen und Männer vorfinden, die nichts an sich haben was zu bewundern wäre, weder ihr Äußeres, noch ihr Charakter, noch ihr Wissen noch ihre Religion und trotzdem glauben sie, dass sie überall vom bösen Blick verfolgt werden. Dies ist jedoch lediglich ein Köder des Teufels, damit die Menschen mit diesen Einflüsterungen leben, die ihnen ihre Religion verdirbt und ihre weltlichen Vorteile behindern.

Möge Allah uns im Guten bewahren und uns vor dem bösen Blick schützen.

 

 

 

 

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[1] Siehe dazu Sure 12, Yūşuf, Vers 67f.

[2] Siehe dazu Sure 2, al-Baqarah, Vers 24.

Voraussetzungen für göttlichen Beistand (an-Naşr)

 


O Diener Allahs! Der erhabene Allah sagt: "Und Allah wird sicher dem beistehen, der Ihm beisteht. Allah ist wahrlich Allmächtig, Erhaben. Jenen, die, wenn Wir ihnen auf Erden die Oberhand gegeben haben, das Gebet verrichten und die Zakah entrichten und Gutes gebieten und Böses verbieten (, steht Allah bei). Und Allah bestimmt den Ausgang aller Dinge." [al-Ĥadj, 22:40f ].

O islamische Gemeinschaft! Die Gemeinschaft von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ist sowohl eine segenreiche als auch eine siegreiche Gemeinschaft zugleich. Sie ist außerdem eine vollkommene Gemeinschaft, da sie sich niemals bezüglich eines Fehlers oder einer Ungerechtigkeit vereinigen wird. Sie ist eine Gemeinschaft, die der erhabene Allah auserwählt hat. Er hat sie zur besten aller Gemeinschaften gemacht. Er machte alle anderen Gemeinschaften zu jene, die ihr folgen. Somit ist sie eine Gemeinschaft, die gefolgt wird und keine, die anderen folgt. Der erhabene Allah hat gesagt: "Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen entstand. Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht, und ihr glaubt an Allah." [Āli-’Imrān, 3:110].

Dieser Gemeinschaft ist der Beistand und der Sieg Allahs garantiert worden. Dieser Beistand ist jedoch gekoppelt an die Voraussetzung, dass sie Seiner Religion beistehen muss. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Und Allah wird sicher dem beistehen, der Ihm beisteht." [al-Ĥadj, 22:40].

Ĥadīth: „Oh Mu’ādh, weißt du, was das Recht Allahs gegenüber Seinen Dienern ist […]?“

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عن معاذ بن جبل - رضي الله عنه - أنه قال: "كنت رديف النبي صلى الله عليه وسلم على حمار، فقال لي: "يا معاذ، أتدري ما حق الله على العباد وما حق العباد على الله؟" فقلت: الله ورسوله أعلم، قال: "حق الله على العباد أن يعبدوه ولا يشركوا به شيئاًَ، وحق العباد على الله أن لا يعذب من لا يشرك به شيئا.ً" فقلت: يا رسول الله، أفلا أبشّر الناس؟ قال: "لا تبشروهم فيتّكلوا."                      

Von Mu’ādh Ibn Djabal, Allahs Wohlgefallen auf ihm, wird berichtet, dass er sagte: „Ich saß hinter dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, auf einem Esel und der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte zu mir: „Oh Mu’ādh, weißt du, was das Recht Allahs gegenüber Seinen Dienern und was das Recht der Diener gegenüber Allah ist?“ Ich antwortete: „Allah und Sein Gesandter wissen es am besten.“ Er fuhr fort: „Das Recht Allahs gegenüber Seinen Dienern ist, nur Ihm allein zu dienen und Ihm niemals etwas beizugesellen. Das Recht der Diener gegenüber Ihm ist, keinen zu bestrafen, der Ihm nichts beigesellt.“ Ich sagte: „Oh Gesandter Allahs, sollte ich diese frohe Botschaft nicht unter die Leute bringen?“ Er antwortetet: „Nein. Verkünde es ihnen nicht, damit sie sich nicht darauf verlassen (auf dieses Versprechen und in ihrem Dienst nachlassen).“1

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Seine Aussage: „Radīf“ kommt von „Rādif“ und bedeutet: Hintermann oder auch derjenige, der auf einem Reittier hinter dem Reiter sitzt.

Seine Aussage: „auf einem Esel“ bedeutet, auf einen zahmen Esel. Denn die wilden Esel lassen sich nicht reiten.

Seine Aussage: „was das Recht der Diener gegenüber Allah ist?“ bedeutet: Das, was Er ihnen als Pflicht auferlegt hat und das, was Ihm gegenüber an Verhalten erbracht werden muss. Dieses teilte er Mu’ādh in Form einer Frage mit, damit er konzentrierter wird, um das zu verstehen, was er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ihm sagen möchte.

Seine Aussage: „was das Recht der Diener gegenüber Allah ist“ bedeutet: Das, was Er Sich Selbst als Pflicht auferlegt hat, um damit die Diener zu behandeln. Die Diener haben Ihm keinerlei Pflichten auferlegt, im Gegenteil, Allah hat Sich dies Selbst vorgeschrieben, als eine Geste der Wohltat gegenüber Seinen Dienern. Der erhabene Allah hat gesagt: "Euer Herr hat Sich Selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben: Wer von euch in Unwissenheit Böses tut, aber danach dann bereut und (es) wieder gutmacht, so ist Er Allvergebend und Barmherzig."2

Somit hat der Erhabene Sich Selbst vorgeschrieben, barmherzig zu denen zu sein, die in Unwissenheit Böses tun. Damit sind jene gemeint, die in ihrer Dummheit und ihrem falschen Verhalten Böses begangen haben, dann dieses aber bereut haben und es wieder (mit rechtschaffenen Taten) Gut machten. Im vorigen Vers ist mit "vorgeschrieben" gemeint: Als Pflicht auferlegt.

Seine Aussage: „nur Ihm allein zu dienen“ bedeutet, sich Ihm gegenüber zu erniedrigen (klein machen), indem sie Ihm gehorchen.

Seine Aussage: „und Ihm niemals etwas beizugesellen“ bedeutet, dass sie Ihm bezüglich der Anbetung und allem, was Ihn anbetrifft, nichts beigesellen. Das Wort „etwas“ wurde hier nach dem Verbot erwähnt und ist allgemeingültig, sodass es alles umfasst. Weder ein Prophet noch ein Engel noch einen Nahestehenden Allahs (Wālī) noch irgendetwas anderes darf Ihm beigesellt werden.

„Das Recht der Diener gegenüber Ihm ist, keinen zu bestrafen, der Ihm nichts beigesellt.“ Dieses Recht gewährte Allah Seinen Diener als Zeichen Seiner Wohltat Ihnen gegenüber. Dieses Recht hat Ihm niemand auferlegt. Und glaube ja nicht, dass seine Aussage „der Ihm nichts beigesellt“ frei von den gottesdienstlichen Handlungen ist. Dieser Satz bedeutet eigentlich: „Derjenige, der Ihm den Gottesdienst erweist und Ihm nichts beigesellt.“ Die Aussage „derjenige, der Ihm den Gottesdienst erweist“ ist hier nicht explizit erwähnt worden, da es aus der Bedeutung der Aussage „der Diener“ hervorgeht. Derjenige, dessen Eigenschaft die Dienerschaft ist, ist zwangsläufig jemand, der Gottesdienst verrichtet.

Was ist nun mit demjenigen, der Allah nicht angebetet hat, Ihm aber auch gleichzeitig nichts beigesellt hat, wird er dann trotzdem bestraft werden?

Die Antwort lautet: Ja, er wird bestraft. Denn im obigen Ĥadīth wurde der Satz abgekürzt. Ausgeschrieben bedeutet er: „Derjenige, der Ihn anbetet und Ihm nichts beigesellt.“ Der Beweis dafür ist folgender:

Erstens:        „Das Recht der Diener.“ Derjenige, dessen Eigenschaft die Dienerschaft ist, ist zwangsläufig jemand, der Gottesdienst (Anbetung) verrichtet.

Zweitens:     Dies ist eine Fortführung der vorherigen Aussage: „nur Ihm allein zu dienen und Ihm niemals etwas beizugesellen.“ Deshalb wisse, dass die Absicht hinter der Aussage „und Ihm niemals etwas beizugesellen“ ist, dass man Ihm bezüglich der Anbetung (Gottesdienst) niemals etwas beigesellt.

Das Wort „frohe Botschaft“ (al-Bischārah) in der Aussage: „sollte ich diese frohe Botschaft nicht unter die Leute bringen?“ bedeutet: Das Benachrichtige über etwas, das erfreulich ist.

Es kann aber auch bezüglich der Dinge erwähnt werden, die einen Schaden. Zum Beispiel die Aussage des Erhabenen: "So verkünde ihnen schmerzhafte Strafe."3 Doch meistens wird es im Zusammenhang von guten Dingen benutzt.

Seine Aussage: „Nein. Verkünde es ihnen nicht“, verweist auf ein Verbot.

Die Bedeutung dieses Ĥadīths ist, dass der erhabene Allah niemanden bestraft, der Ihm nichts beigesellt und dass die Sünden vergeben werden, wenn der Tauĥīd verwirklicht wird. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, verbot ihm, dieses den anderen einfach so zu verkünden, damit sie sich nicht allein auf diese frohe Botschaft verlassen, ohne dabei das zu verwirklichen, was es impliziert. Denn das Verwirklichen des Tauĥīds erfordert gleichzeitig auch das Seinlassen der Sünden. Denn die Sünden entspringen ja bekanntlich aus den schlechten Neigungen (und Gelüsten) eines Menschen heraus. Und dies bildet eine Art des Götzendienstes (Schirk). Der erhabene Allah hat gesagt: "Was meinst du wohl zu jemandem, der sich als seinen Gott seine Neigung genommen hat […]."4

Dieser Ĥadīth verweist auf die Vorzüglichkeit des Tauĥīds und dass der Tauĥīd einen vor der Strafe Allahs bewahrt.

 

 

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[1] verzeichnet bei Bukhārī und Muşlim

[2] al-An’ām 6:54

[3] al-Inschiqāq 84:24

[4] al-Djāthiyah 45:23

 

Ĥadīth: „Derjenige, der das Vermächtnis (Testament) von Muĥammad lesen möchte […].“

 



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قال ابن مسعود: "من أراد أن ينظر إلى وصية محمد r التي عليها خاتمة؛ فليقرأ قوله تعالى: )قل تعالوا أتل ما حرم ربكم عليكم ألا تشركوا به شيئاً.( إلى قوله: )وأن هذا صراطي مستقيماً فاتبعوه ولا تتبعوا السبل( [الأنعام: 151 - 153] الآية. 1

Ibn Maş’ūd hat gesagt: „Derjenige, der das Vermächtnis (Testament) von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, lesen möchte, über das er seinen Stempel gesetzt hat, der soll die folgende Aussage des Erhabenen lesen: "Sag: Kommt her! Ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts beigesellen […]." – bis zum Vers: "Dies ist Mein Weg, ein gerader. So folgt ihm! Und folgt nicht den (anderen) Wegen […]."23

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Seine Aussage: „Ibn Maş’ūd hat gesagt: „Derjenige, der […] möchte.“ Diese Nachfrage hier dient der Motivation und Anregung. In seiner Aussage: „der soll“, steckt ein Hinweis bzw. eine Anweisung.

Seine Aussage: „das Vermächtnis (Testament) von Muĥammad“: Das Vermächtnis bzw. das Testament beinhaltet immer etwas Wichtiges.

Seine Aussage: „Muĥammad“ bedeutet: Der Gesandte Allahs Muĥammad Ibn ’Abdullah al-Hāschimī al-Quraischī, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Diese Ausdrucksweise von Ibn Maş’ūd beweist, dass man den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, beim Namen nennen kann. Man kann zum Beispiel sagen: „Der Gesandte Allahs Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt.“ Man kann aber auch sagen: „Das Vermächtnis von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken.“ Dies Widerspricht nicht der folgenden Aussage des erhabenen Allahs: "Erachtet nicht den Aufruf des Gesandten unter euch wie den Aufruf eines von euch an die anderen."4 Denn der Aufruf hier bedeutet, dass man ihn nicht beim Namen rufen soll. Man sollen nicht sagen, o Muĥammad, wenn wir ihn rufen wollen. Wir sollen sagen: „O Gesandter Allahs.“ Dies entspricht der besten Art und Weise. Deshalb ist es zulässig, dass wir sagen: „Ich bin ein Gefolgsmann Muĥammads, möge Allah ihn loben und Heil schenken.“ Oder: „O Herr! Lobe Muĥammad und schenke ihm Heil.“

Seine Aussage: „über das er seinen Stempel gesetzt hat“ bedeutet, das worauf er seine Unterschrift gesetzt hat.

Seine Aussage, „das Vermächtnis (Testament) von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken“, bedeutet nicht, dass es sich dabei um etwas Niedergeschriebenes handelt. Denn der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat kein niedergeschriebenes Testament hinterlassen. (Vielmehr ist damit ist eine Sache gemeint, die fortwährend gültig ist und nicht abrogiert wurde.) Der Beweis dafür ist folgender: Abu Djuĥaifah fragte ’Ali Ibn Abi Tālib: „Hat euch der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, mit etwas beauftragt?“ Er sagte: „Nein, bei dem, der die Samenkörner spaltet und das Leben erschuf. Außer (vielleicht) ein Verständnis, das der erhabene Allah im Bezug auf den Qur`ān jemanden gegeben hat oder das, was in diesen Schriftblättern steht.“ Es wurde gesagt: „Und was befindet sich in diesen Schriftblättern?“ Er sagte: „Das Blutgeld, die Freilassung von Gefangenen und dass kein Muslim wegen einem Kafir umgebracht wird.“5

Deshalb darf niemand glauben, dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, diese Verse in einem separaten und niedergeschriebenen Testament hinterlassen hat. Ibn Maş’ūd, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sah, dass diese Verse die gesamte Religion umfassen. Deshalb war es eine Art Vermächtnis, auf das der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, seinen Stempel gesetzt hat und es seiner Ummah hinterlassen hat.

Es sind gewaltige Verse. Wenn der Mensch über sie nachdenkt und auch danach handelt, dann wird er die folgenden drei Eigenschaften zu seinen eigen zählen können: Verstand, Besinnung und Gottesfurcht.

Seine Aussage, „der soll die folgende Aussage des Erhabenen lesen“ bedarf keiner weiteren Erklärung, da wir dies bereits zuvor getan haben.

 

 

 

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[1] االترمذي (أبواب تفسير القرآن، 8/230)، وقال: "حديث حسن غريب"

[2] al-An’ām 6:151-153

[3] verzeichnet bei at-Tirmidhī (8/230). Er sagte: Dies ist ein Ĥadīth, der Ĥaşan Ĝarīb ist

[4] an-Nūr 24:63

[5] verzeichnet bei al-Bukhārī

Die Aussagen der Gelehrten über die Absicht hinter dem Wort „Unglaube“ im Vers "Und wer nicht mit dem richtet/herrscht, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen." (Teil 1)

 


1.         Aĥmad Ibn Ĥanbal

Işmā’īl Ibn Şa’d, der ja der Imām von Aĥmad Ibn Ĥanbal war, wurde gefragt: „Im folgenden Vers sagte der erhabene Allah: "Und wer nicht mit dem richtet/herrscht, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen." [Sure 5, al-Mā`idah, Vers 44] Welcher Unglaube ist hier gemeint?“ Er sagte: „Der Unglaube, der einen nicht aus dem Kreis des Islams austreten lässt.“[1]

Ibn Hāni` sagte: „Ich fragte ihn auch bezüglich des Ĥadīths von Tāwūş, wo er sagte: „Das ist der Unglauben, der einen nicht aus dem Kreis des Islams austreten lässt.“ Abu ’Abdullah sagte: „Dies ist im Bezug auf den folgenden Vers: "Und wer nicht mit dem richtet/herrscht, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen."[2]

Und siehe dazu auch die Aussagen von Imām Aĥmad Ibn Ĥanbal in seinem Tafşīr (2/45) oder auch seine Aussagen nach dem Wortlaut von Abu Dāwūd (209).[3]

Das ist auch das, was Ibn Taimiyah bekräftigt hat, als er sagte: „Ibn ’Abbāş – Allahs Wohlgefallen auf sie beide –, aber auch viele andere Şalaf sagten: „Dies ist ein Unglaube kleiner als Unglaube (Kuffr dūna Kuffr). Und ein Frevel kleiner als Frevel (Fişq dūna Fişq). Und eine Ungerechtigkeit kleiner als Ungerechtigkeit (Dhulm dūna Dhulm).“ Das erwähnten auch Aĥmad, al-Buchārī und andere.“[4]

Imām Aĥmad – möge Allah ihm gnädig sein – wurde über den Unglauben befragt, der in diesem Vers offenbart wurde, worauf er sagte: „Dies ist der Unglaube, der einen nicht aus dem Kreis des Islams austreten lässt, so wie der Glaube an manches davon und an manches nicht. Das gilt solange, bis von dieser Person etwas kommt, was seinen Unglauben eindeutig macht.“ [5]

 

Vers: "Sag: Kommt her! Ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts beigesellen […]."

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Allah, der Allmächtige, sagte:

«.[…]قل تعالوا أتل ما حرم ربكم عليكم ألا تشركوا به شيئاً»

"Sag: Kommt her! Ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts beigesellen […]."1

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 Der fünfte Vers lautet also: "Sag: Kommt her! Ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts beigesellen, und zu den Eltern gütig sein; und tötet nicht eure Kinder aus Armut – Wir versorgen euch und auch sie; und nähert euch nicht den Abscheulichkeiten, was von ihnen offen und was verborgen ist; und tötet nicht die Seele, die Allah verboten hat (zu töten), außer aus einem rechtmäßigen Grund! Dies hat Er euch anbefohlen, auf dass ihr begreifen möget.

Und nähert euch nicht dem Besitz des Waisenkindes, außer auf die beste Art, bis es seine Vollreife erlangt hat. Und gebt volles Maß und Gewicht in Gerechtigkeit. Wir erlegen keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. Und wenn ihr euer Wort gebt, dann seid gerecht, auch wenn es um einen Verwandten geht. Und haltet euren Bund gegenüber Allah. Dies hat Er euch anbefohlen, auf dass ihr (es) bedenken möget!

Und (Er hat euch anbefohlen:) Dies ist Mein Weg, ein gerader. So folgt ihm! Und folgt nicht den (anderen) Wegen, damit sie euch nicht von Seinem Weg auseinanderführen! Dies hat Er euch anbefohlen, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget!"2

Diese Ansprache ist an den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gerichtet. Der erhabene Allah hat ihm angeordnet zu sagen: "Kommt her!" Im arabischen stammt das Wort „Ta’ālau“ (hier mit kommt übersetzt) vom Wort „al-’Uluw“ ab, was Höhe bedeutet. Das heißt, als wolle der Rufer dich dazu aufrufen, zu ihm hinaufzukommen.

Seine Aussage: "Ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat." Der erhabene Allah hat hier nicht gesagt: Ich will euch verlesen, was Allah euch verboten hat. Er wählte hier das Wort „Herr“ (ar-Rabb) aus, da es hier an dieser Stelle angebrachter ist. Denn der Herr hat die uneingeschränkte Verfügung über die Untertanen. Er darf über sie bestimmen, so wie es Seiner Weisheit gerecht ist.

Seine Aussage: "Ihr sollt Ihm nichts beigesellen." Das soll heißen, dass der erhabene Allah uns verboten hat, Ihm irgendetwas beizugesellen. In diesem Vers warnt Er uns eindringlich davor, Schirk zu begehen.

Seine Aussage: "[…] und zu den Eltern gütig sein." Das soll heißen: Ich will euch folgenden Befehl verlesen: Ihr sollt zu den Eltern gütig sein.

Seine Aussage: "[…] und tötet nicht eure Kinder." Nachdem der erhabene Allah die Eltern erwähnt hat, erwähnte Er danach die Kinder. Im Arabischen umfasst das Wort „al-Aulād“ (die Kinder) sowohl das männliche als auch das weibliche Geschlecht. Der erhabene Allah hat in einem anderen Vers gesagt: "Allah empfiehlt euch hinsichtlich eurer Kinder: Einem männlichen Geschlechts kommt ebenso viel zu wie der Anteil von zwei weiblichen Geschlechts."3

Seine Aussage: "[…] aus Armut." Im Arabischen bedeutet das Wort „Imlāq“ Armut. Das Wort "aus" zeigt den Grund für diese abscheuliche Tat, nämlich die Armut.

Seine Aussage: "Wir versorgen euch und auch sie." Das heißt, wenn ihr eure Kinder am Leben erhalten solltet, wird dadurch eure Versorgung nicht weniger werden. Denn derjenige, der für die Versorgung aufkommt, ist der erhabene Allah.

Hier hat der erhabene Allah mit der Versorgung der Eltern begonnen. In der Sure al-Işrā` hat Er hingegen mit der Versorgung der Kinder begonnen.4 Die Weisheit dahinter ist folgende: Hier sagte Er "aus Armut." Das heißt, die Armut ist hier bereits vorhanden. Deshalb hat Er mit den Eltern begonnen, die bereits verarmt sind. In der Sure al-Işrā` sagte Er hingegen: "aus Furcht vor Verarmung." Die Eltern sind hier wohlhabend, doch sie fürchten sich vor der Armut durch Kinder. Deshalb begann der erhabene Allah hier mit der Versorgung der Kinder, bevor Er die Versorgung der Eltern erwähnt hat.

Da hier das Töten der Kinder in Verbindung mit Armut erwähnt wurde bedeutet noch lange nicht, dass es bei anderen Gründen erlaubt ist. Der erhabene Allah hat hier speziell die Armut erwähnt, da dies früher der Hauptgrund bei den Götzendienern (Muschrikīn) war.

Seine Aussage: "[…] und nähert euch nicht den Abscheulichkeiten." Der erhabene Allah hat hier nicht gesagt: Und begeht keine Abscheulichkeiten. Denn der Verbot des sich Näherns einer Sache ist aussagekräftiger als der Verbot des Begehens Sache an sich. Wenn das sich Nähern einer Sache bereits verboten ist, dann ist diese Sache erstrecht verboten. Denn das sich Nähern gibt einem den Vorwand, diese Sache letztendlich zu tun. Deshalb hat der erhabene Allah es verboten, dass ein Mann einer Frau nachschaut, die für ihn fremd ist oder dass er sich mit ihr alleine trifft. Und der Frau hat Er es verboten, dass sie alleine ohne Maĥram verreist. Denn all das bringt eine Person ein Stück Näher an die Abscheulichkeit.

Seine Aussage: "[…] was von ihnen offen und was verborgen ist." Es wurde gesagt: Damit sind alle Taten gemeint, deren Abscheulichkeit sichtbar sind oder auch verborgen. Denn es gibt Abscheulichkeiten, die bei allen Menschen auch als solche betrachtet werden und es gibt Abscheulichkeiten, die verborgen sind.

Andere sagten: Es sind die Abscheulichkeiten damit gemeint, die ihr offen legt oder die ihr vor anderen verbirgt. Somit ist die Unzucht, die in aller Öffentlichkeit begangen wird eine Abscheulichkeiten, die offen ist und die Unzucht, die heimlich begangen wird eine Abscheulichkeiten, die verborgen ist. Möge Allah uns stets vor beiden verschonen.

Andere wiederum sagten: Es sind die Abscheulichkeiten damit gemeint, die schwerwiegender sind und jene, die weniger schwerwiegend sind. Denn die Abscheulichkeiten befinden sich nicht alle auf einer Ebene. Deshalb heißt es auch in einem Ĥadīth: „Soll ich euch nicht darauf hinweisen, welches die größten aller großen Sünden sind?“5 Das beweist, dass es unter den großen Sünden, größere und weniger große, gibt.

Seine Aussage: "[…] und tötet nicht die Seele, die Allah verboten hat (zu töten), außer aus einem rechtmäßigen Grund!" Die Seelen, die der erhabene Allah verboten hat zu töten, sind folgende: Es ist die Seele eines Muslims, die eines Dhimmi6, die eines Mu’āhad7 und die eines Muşta`min8.

Rechtmäßigkeit ist das, was der Gesetzgeber als rechtmäßig bekräftigt hat. Und Unrechtmäßigkeit ist das, was der Gesetzgeber als unrechtmäßig bekräftigt hat. Zur Rechtmäßigkeit, die der Gesetzgeber bezüglich des Tötens einer muslimischen Seele als rechtmäßig bekräftigt hat, gehört die Unzucht durch einen Verheirateten. Diese Person wird bis zum Tode gesteinigt. Dann die Hinrichtung einer Person aus Gründen der Widervergeltung für Mord. Dann die Hinrichtung einer Person aus Gründen der Abtrünnigkeit vom Glauben. Dann die Hinrichtung einer Person, die Menschen überfällt. All diese Personen werden hingerichtet. Der Gesandte Allahs , möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Das Blut eines Muslims, der bezeugt hat, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt außer Allah, darf nicht vergossen werden, außer in einem der drei Fälle: Im Fall der Wiedervergeltung für Mord, im Fall der Unzucht durch einen Verheirateten, und wenn derjenige von seinem Glauben abfällt und seine Bindung zur Gemeinschaft (der Muslime) löst.“

Der erhabene Allah hat hier gesagt: "[…] und tötet nicht die Seele, die Allah verboten hat (zu töten), außer aus einem rechtmäßigen Grund!" Und vorher sagte Er: "[…] und tötet nicht eure Kinder." Hier wird das Töten der Kinder zweimal verboten, einmal, indem die Gründe dafür erwähnt werden und ein anderes Mal allgemein.

Der erhabene Allah hat gesagt: "Dies hat Er euch anbefohlen." Das bezieht sich auf alles, was vorher erwähnt wurde. Das heißt, man muss diesen Dingen, die erwähnt wurden, die nötige Beachtung schenken.

Der erhabene Allah hat gesagt: "[…] auf dass ihr begreifen möget." Hier wird der Verstand eines Menschen angesprochen. In einem anderen Vers heißt es jedoch: "Wir haben es ja zu einem arabischen Qur`ān gemacht, auf dass ihr begreifen möget."9 Hier ist das Verständnis gemeint. Das ist ein Beweis dafür, dass wenn der Mensch sich an diese Dinge hält, dann ist er vernünftig und weise. Doch wenn er sich diesen Dingen widersetzt, dann ist er begriffsstutzig und hat keinen Verstand.

Dieser Vers beinhaltet somit fünf Empfehlungen, die verpflichtend sind: Erstens: Der Tauĥīd gegenüber Allah. Zweitens: Die Güte gegenüber den Eltern. Drittens: Das Verbot der Kindstötung, Viertens: Das Verbot des sich Näherns an Abscheulichkeiten. Fünftens: Das Verbot des Tötens einer Seele, die Allah verboten hat zu töten.

Seine Aussage: "Und nähert euch nicht dem Besitz des Waisenkindes, außer auf die beste Art […]." Mit den Worten "Und nähert euch nicht" soll der Besitz der Waisenkinder geschützt werden. Wir dürfen uns dem Besitz der Waisenkinder nicht nähern, außer mit einer Eigenschaft, die die beste sein muss. Wenn nun derjenige, der die Verantwortung über den Besitz der Waisenkinder hat, zwischen zwei Investitionen wählen muss, wobei eines davon mehr Gewinn bringt als die andere, dann muss er die Investition, die mehr Gewinn bringt, der anderen vorziehen, da dies der besten Art und Weise entspricht.

Diese beste Art umfasst hier sowohl die beste Art bezüglich irdischer Angelegenheiten als auch bezüglich des Glaubens. Wenn nun derjenige, der die Verantwortung über den Besitz der Waisenkinder hat, zwischen zwei Investitionen auswählen muss, wobei eines davon mehr Gewinn bringt, aber mit Zinsen behaftet ist und die andere weniger Gewinn bringt, aber frei von jeglichen Zinsen ist, dann muss er letzteres bevorzugen. Denn das Beste im Bezug auf die islamische Rechtslehre (Scharī’ah) ist dem Besten im Bezug auf irdische und materielle Angelegenheiten vorzuziehen.

Seine Aussage: "[…] bis es seine Vollreife erlangt hat." Der erste Teil des Satzes wird mit dem Wort "bis" wieder aufgehoben. Das heißt, wenn das Waisenkind seine Vollreife erlangt hat, dann müssen wir an ihm seinen Besitz aushändigen, nachdem wir vorher geprüft haben, ob er mit dem Besitz auch gut umgehen wird. Wir dürfen seinen Besitz nicht behalten.

Mit Vollreife ist hier sowohl der Besitz der geistigen als auch körperlichen Stärke gemeint. In diesem Vers werden die Verantwortlichen über die Waisenkinder, aber auch - nach der Sichtweise einiger Gelehrten - die Regierenden angesprochen. Wann die Vollreife erlangt wird, ist unterschiedlich. Hier ist die Vollreife gemeint, ab der man zur Rechenschaft gezogen werden kann (Şin at-Taklīf). Diese erlangt man, wenn man das fünfzehnte Lebensalter erreicht hat oder die Schamhaare bereits gewachsen sind. Der Mann erlangt diese Vollreife auch dadurch, wenn er einen Samenerguss hatte und die Frau, wenn sie ihre erste Menstruation hatte.

Seine Aussage: "Und gebt volles Maß und Gewicht in Gerechtigkeit." Das heißt, gebt volles Maß, wenn ihr Nahrungsmittel oder Getreide misst.10 Und gebt auch volles Gewicht, wenn ihr etwas wiegt, wie zum Beispiel Fleisch oder ähnliches. Und der Befehl das volle Maß zu geben, beinhaltet jegliche Handlung, die mit einer anderen Person getätigt wird.

Seine Aussage "in Gerechtigkeit" kann einigen sehr schwer fallen. Denn es kann vorkommen, dass man es manchmal versäumt, das volle Maß und Gewicht zu geben. Deshalb sagte der erhabene Allah auch direkt danach: "Wir erlegen keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag." Das heißt, wenn jemand sein bestes gegeben hat und das Maß bzw. das Gewicht trotz alledem nicht voll war, dann gehört er nicht zu denjenigen, die sich diesem Befehl widersetzt haben. Denn das, was außerhalb der eigenen Fähigkeiten liegt, wird vergeben. So, wie dieser Vers demjenigen das verziehen hat, was außerhalb seiner Fähigkeiten liegt, hat er auch gleichzeitig die Notwendigkeit bekräftigt, alles Menschenmögliche zu tun, um dem vollen Maß und Gewicht gerecht zu werden.

Seine Aussage: "Und wenn ihr euer Wort gebt, dann seid gerecht […]." Hier ist jedes Wort gemeint, das gesagt wird, sei es im Bezug auf einen selbst oder auch auf andere. Es ist äußerst notwendig, dass man dabei Gerechtigkeit walten lässt. Gerechtigkeit bedeutet wörtlich auch Gradlinigkeit. Das Gegenteil davon ist Willkür und Neigung bzw. Schiefe. Das heißt, neige mit deinen Worten nicht stets nach links und nach rechts. Hier sagte Er nicht danach: "Wir erlegen keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag." Denn im Bezug auf Aussagen, die man tätigt, darf es einem grundsätzlich nicht schwer fallen, dabei gerecht zu sein.

Seine Aussage, "auch wenn es um einen Verwandten geht", bedeutet, dass du deinen Verwandten bei deiner Aussage nicht bevorzugen darfst, um ihm dadurch Vorteile gegen seinen Kontrahenten zu verschaffen. Überlasse deine Angelegenheiten dem erhabenen Allah, Der dich erschaffen hat und Der dir diesen Befehl auferlegt hat. Zu Ihm wirst du letztendlich zurückkehren, sodass Er dich bezüglich dieses dir anvertraute Gut zur Rechenschaft ziehen wird.

Deshalb hat das edelste Geschöpf, der Führer der Kinder Adams und der gerechteste aller Menschen, Muĥammad , möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt: „Wenn Fatima, die Tochter Muĥammads, gestohlen hätte, würde ich ihre Hand abschneiden.“11

Seine Aussage: "Und haltet euren Bund gegenüber Allah." Das Bund Allahs ist all das, was Er Seinen Dienern als Verpflichtung auferlegt hat. Dieses beinhaltet sowohl die Anbetung Ihm gegenüber als auch das Befolgen all Seiner Befehle, so wie es der erhabene Allah gesagt hat: "Allah hatte ja mit den Kinder Israels ein Abkommen getroffen. Und Wir beriefen von ihnen zwölf Obmänner. Und Allah sagte: "Ich bin mit euch. Wenn ihr das Gebet verrichtet, die Abgabe entrichtet, an Meine Gesandten glaubt und ihnen beisteht und Allah ein gutes Darlehen gebt […].""12 Das ist das Abkommen seitens der Geschöpfe. Und das Abkommen seitens des erhabenen Allah ist Seine folgende Aussage: "[…] werde Ich euch ganz gewiss eure bösen Taten tilgen und euch ganz gewiss in Gärten eingehen lassen, durcheilt von Bächen."13

Seine Aussage: "Dies hat Er euch anbefohlen, auf dass ihr (es) bedenken möget!" In diesem Vers stecken vier Gebote des Schöpfers, Erhaben ist Er: Erstens: Wir dürfen uns nicht dem Besitz des Waisenkindes nähern, außer auf die beste Art. Zweitens: Wir müssen volles Maß und Gewicht in Gerechtigkeit geben. Drittens: Wenn wir unser Wort geben, dann müssen wir dabei gerecht sein. Viertens: Wir müssen unseren Bund gegenüber Allah halten. Im ersten Vers gab es fünf Gebote. Nun sind es bereits insgesamt neun Gebote.

Danach sagte der erhabene Allah: "Und (Er hat euch anbefohlen:) Dies ist Mein Weg, ein gerader. So folgt ihm!" Dies ist das zehnte Gebot. Seine Aussage, "Dies ist Mein Weg", kann als Zusammenfassung aller vorher betrachteten Gebote verstanden werden. Mit dieser Aussage kann aber auch die gesamte Religion des erhabenen Allahs gemeint sein. Das heißt: All das, womit euch der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gekommen ist, ist Mein Weg. Das ist der Weg, der zum erhabenen Allah führt.

Diesen Weg schreibt der erhabene Allah in machen Versen Sich Selbst zu und in machen demjenigen, der darauf schreitet, wie im Vers: "Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast […]."14 Hier wurde der Weg demjenigen zugeschrieben, der darauf schreitet. In einem anderen Vers heißt es jedoch: "Und du leitest ja wahrlich zu einem geraden Weg, Allahs Weg, Dem gehört, was in den Himmeln und was auf der Erde ist."15 Hier wurde der Weg dem erhabenen Allah zugeschrieben, da dieser Weg zu Ihm führt und Er Derjenige ist, der für Seine Diener diesen festgelegt hat.

Seine Aussage, "geraden", zeigt, dass dieser Weg gerade ist und keine Krümmungen hat. Deshalb sollen wir ihm folgen.

Seine Aussage: "Und folgt nicht den (anderen) Wegen, damit sie euch nicht von Seinem Weg auseinanderführen!" Hier sieht man ganz deutlich, dass viele Wege existieren, die einen jedoch vom Wege Allahs abbringen wollen. Das bedeutet, wenn du eines dieser anderen Wege nimmt, dann wirst du ganz gewiss von Seinem einen Weg abkommen. Deshalb sagte auch der Gesandte Allahs , möge Allah ich loben und Heil schenken: „Meine Gemeinde wird sich in dreiundsiebzig Gruppen spalten. Bis auf eine sind sie alle im Feuer.“16 Der Weg, der somit zur Rettung führt, ist ein einziger. Alle anderen Wege sind Wege, die von diesem einen Weg auseinanderführen. Diese Tatsache, nämlich dass es nur einen einzigen Weg gibt, widerspricht auch nicht dem folgenden Vers: "[…] mit dem Allah diejenigen, die Seinem Wohlgefallen folgen, die Wege des Heils leitet […]."17 Denn all diese Wege, die hier erwähnt wurden, führen zu genau ein Heil. Und mit diesen Wegen des Heils sind die all die Gebote und Erlasse Allahs gemeint.

Seine Aussage: "Dies hat Er euch anbefohlen, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget!" Das heißt, dass Er uns all das, was vorher erwähnt wurde, anbefohlen hat, damit wir die Gottesfurcht (Taqwah) erlangen, indem wir uns an dem halten, was Er und Sein Gesandten , möge Allah ihn loben und Heil schenken, uns anbefohlen hat.

 

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[1] al-An’ām 6:151

[2] al-An’ām 6:151-153

[3] an-Nişā` 4:11

[4] "Und tötet nicht eure Kinder aus Furcht vor Verarmung; Wir versorgen sie und auch euch." [al-Işrā` 17:31]

[5] Verzeichnet bei al-Buchārī, Kitāb asch-Schahādāt / Bāb mā Qīlah fī Schahādat az-Zūr

[6] Anmerkung des Übersetzers: Ein Nicht-Muslim, der in einem muslimischen Land lebt und die Djizyah zahlt. Solche Nicht-Muslime leben unter dem Schutz der Muslime.

[7] Anmerkung des Übersetzers: Ein Ungläubiger, mit dem ein Friedensvertrag für eine bestimmte Zeit abgeschlossen wurde.

[8] Anmerkung des Übersetzers: Jener Ungläubiger, der mit der Erlaubnis des muslimischen Regenten, das muslimische Land zwecks Besuch, Handel und dergleichen betreten darf.

[9] az-Zukhruf 43:3

[10] Anmerkung des Übersetzers: In der früheren Zeit hat man neben den heute bekannten Maßeinheiten, auch weitere benutzt. Dazu gehörte auch, dass ein Handvoll an Getreide einer durchschnittlich großen Person ein Maß war.

[11] Verzeichnet bei Buchārī.

[12] al-Mā`idah 5:12

[13] siehe vorherige

[14] al-Fātiĥah 1:6-7

[15] asch-Schūrā 42:53

[16] „Meine Gemeinde wird sich in dreiundsiebzig Gruppen spalten. Bis auf eine sind sie alle im Feuer.“ Es wurde gesagt: „Wer sind sie, o Gesandter Allahs?“ Er sagte: „Jene, die auf dem beruhen, worauf ich und meine Gefährten sind.“ [Verzeichnet bei Abū Dāwūd (2/503-504), Ibn Mādjah (2/1322), ad-Dārimī (2/241), Aĥmad und al-Ĥākim (1/128), der ihn als authentisch stufte].

[17] al-Mā`idah 5:16

Dritte Kategorie: Tauĥīd al-Aşmā` wa ş-Şifāt (Die Aufrechterhaltung der Einheit in den Namen und Eigenschaften Allahs)

Das bedeutet, dass man bekräftigt, dass Allah einzig ist in den Namen und Eigenschaften, die Er hat. Das beinhaltet zweierlei Dinge:

Erstens:          Die Bekräftigung. Man bekräftigt also dem erhabenen Allah all Seine Namen und Eigenschaften.

Zweitens:       Das Verneinen der Vergleichung. Man verneint jeglichen Vergleich mit Allah in Seinen Namen und Eigenschaften, so wie der erhabene Allah gesagt hat: "Nichts ist Ihm gleich und Er ist der Allhörende, der Allsehende."1

Dieser Vers weist klar darauf hin, dass Ihm in all Seinen Eigenschaften kein Geschöpf gleich ist, auch wenn sich die Wortbedeutungen ähneln sollten. Denn sie unterscheiden sich trotzdem in ihrer Wirklichkeit enorm. Somit ist derjenige, der nicht das bekräftigt, was Allah Sich Selbst zugeschrieben hat, ein Annullierer (Mu’attil). Seine Annullierung (Leugnung) hier gleicht der Annullierung von Pharao. Und wer diese zwar bekräftigt, aber diese auch gleichzeitig mit denen der Geschöpfe vergleicht, der gleicht den Götzendienern, die auch andere neben Allah angebetet haben. Und wer diese nun bekräftigt, ohne dabei Vergleiche zu ziehen, der gehört zu den Muwaĥĥidīn.

Bezüglich dieser Kategorie des Tauĥīds sind einige irregegangen, die der islamischen Gemeinschaft angehören und spalteten sich in zahlreichen Gruppen. Manche von ihnen sind den Weg des Annullierens gegangen und haben Allah einige Seiner Eigenschaften aberkannt mit der Begründung, sie würden dadurch Allah die Makellosigkeit zuschreiben. Diese sind jedoch irregegangen. Denn derjenige, der Allah wahrlich die Makellosigkeit zuschreibt, ist derjenige, der Ihm sowohl alle Eigenschaften des Makels und des Mangels abschwört als auch die Makellosigkeit Seiner Worte im Bezug auf Verblendung und Irreführung. Derjenige, der sagt, dass Allah kein Gehör, kein Sehvermögen, kein Wissen und keine Macht hat, der hat Allah nicht die Makellosigkeit zugeschrieben, sondern hat Ihn mit dem schlimmsten Makel beschimpft und Seine Worte als verblendend und irreführend bezeichnet. Denn der erhabene Allah hat all diese Eigenschaften mehrfach in Seinen Aussagen wiederholt und auch bekräftigt: "Allah ist Allhörend, Allsehend", "Allah ist Allmächtig, Allweise", "Allah ist Allverzeihend, Barmherzig". Wer diese Worte nun bekräftigt, sie aber gleichzeitig von ihrer Bedeutung entleert, der ist wahrlich verblendet, irregegangen und hat die Worte des erhabenen Allahs verleumdet. Andere sind wiederum den Weg des Vergleichens gegangen mit der Begründung, sie würden damit das bekräftigen, was Allah Sich Selbst zugeschrieben hat. Sie sind jedoch irregegangen, da sie keineswegs Allah verherrlicht haben, wie es Ihm gebührt. Somit haben sie Ihn mit Makel und Mangel beschimpft, da sie Denjenigen, der in jeglicher Hinsicht vollkommen ist, verglichen haben mit demjenigen, der in jeglicher Hinsicht unvollkommen ist. Denn auch wenn der Vergleich des Vollkommenen mit dem Unvollkommenen nur dazu dienen soll, diese Vollkommenheit hervorzuheben, so beinhaltet dieser Vergleich trotzdem einen Werteverlust dieser Vollkommenheit, wie man hier am folgenden Beispiel deutlich sehen kann: „Siehst du nicht, dass der Wert des Schwertes geschmäht wird, wenn gesagt wird, es wäre schärfer als ein Holzstab?“

Wie sieht es dann aus, wenn man die Vollkommenheit mit der Unvollkommenheit vergleichen würde?! Dieser Verglich ist natürlich schlimmer und frevelhafter im Bezug auf das Recht Allahs, dem Erhabenen.

Die Antwort auf all das lautet wie folgt: Wir müssen an all das glauben, womit Allah Sich Selbst im Qur`ān und über Seinen Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, beschrieben und bezeichnet hat, ohne dabei etwas an den Texten zu verändern oder zu verfälschen (Taĥrīf), etwas zu leugnen an was geglaubt werden muss (at-Ta’ţīl), die Beschaffenheit eines Attributs Allahs zu bestimmen und zu beschreiben (at-Takyīf) und die Attribute Allahs mit den Attributen Seiner Geschöpfe zu vergleichen (at-Tamthīl).

Genau das sagten auch Scheich al-Işlām Ibn Taimiyah und andere Leute des Wissens. Unser Glaubensfundament (‘Aqīdah) also muss frei sein von diesen vier Dingen, die wir erwähnt haben.

Mit at-Taĥrīf meinen wir hier die Auslegung der Verfälscher im Bezug auf die Texte über die Eigenschaften Allahs. Denn sie haben sich selbst den Namen „Die Leute der Auslegung“ (Ahlu t-Ta`wīl) gegeben, um diesen Weg, dem sie gefolgt sind, als gemäßigt zu deklarieren. Denn die Seelen flüchten vor dem Wort at-Taĥrīf. Doch das gehört zur Rubrik der prunkenden Reden und zur Verschönerung für die Menschen, damit sie nicht davonlaufen.

Die Wirklichkeit ihrer Auslegung (at-Ta`wīl) ist die Verfälschung, was ja das entleeren des Wortes von seinem eigentlichen Wortlaut (oder auch von seinem wörtlichen Sinn) bedeutet. Wir sagen: Wenn diese Umformung auf ein Beleg basiert, der authentisch ist, so ist diese dann keine Auslegung nach ihrem Verständnis, sondern eine Erklärung (at-Taffşīr). Doch wenn es hierfür keinen authentischen Beweis gibt, der diese Uminterpretation unterstützt, dann handelt es sich hier klar um eine Verfälschung und um eine Entleerung des Wortes von seinem eigentlichen Wortlaut. Somit sind diejenigen, die diesem Weg gefolgt sind, auch irregegangen. Sie haben zwar die Eigenschaften Allahs bekräftigt, doch haben sie diese auch gleichzeitig verfälscht. Deshalb sind sie einen Weg gegangen, der nicht der Weg der Leuten der Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā‘ah ist und sogar entgegengesetzt zu diesem ist.

Deshalb dürfen diese Menschen nicht zu den Leuten der Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā’ah aufgezählt werden. Denn die Zuordnung zu einer Sache beinhaltet eine Zugehörigkeit zu dieser. Die Leute der Ahlu ş-Şunnah sind der Şunnah zugehörig, da sie sich an ihr festhalten. Doch diese Menschen halten sich nicht an die Şunnah fest im Bezug auf das, was sie verfälscht haben.

Außerdem bedeutet al-Djamā’ah (im Wort Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā‘ah), al-Idjtimā‘, Zusammenkunft. Diese Menschen jedoch kommen bei all ihren Meinungen nie zusammen. In ihren Büchern findet man stets Verstrickungen, Widersprüche und Verwirrungen, wobei jeder dem anderen, Irreleitung vorwirft oder sich sogar selbst in seinen Büchern widerspricht.

Der Verfasser der „at-Taĥāwiyyah“ hat einige Aussagen  von al-Ĝazālī – der ja den Gipfel der „Wissenschaft der Worte“2 erklommen hatte – überliefert, die demjenigen, der sie liest, die Fehler, die Fehltritte und die Schwachsinnigkeit zeigen, auf dem sich diese Leute der Worte (Ahlu l-Kalām) befinden und dass sie sich nicht im Klaren sind, was sie da eigentlich sagen. Ar-Rāzī, der ja zu ihren Führungspersonen gehört, hat gesagt: „Wir konnten aus all unseren Forschungen, die wir ein Leben lang geführt haben keinen einzigen Nutzen ziehen, außer, dass wir lediglich die Aussagen von dem und dem darin gesammelt haben.“ Dann sagte er weiter: „Ich habe mir  sowohl Gedanken gemacht über die Wege dieser „Wissenschaft der Worte“ als auch über die Methodik der Philosophie und bin dann letztendlich zum Entschluss gekommen, dass diese weder eine Krankheit heilen können noch können sie den Rachedurst stillen. Dann fand ich vor, dass der Weg, der am nächsten zur Wahrheit ist, der Weg des Qur`ān war. Ich lese im Qur`ān über das, was Allah Sich Selbst zugeschrieben hat: "Der Allerbarmer hat Sich über den Thron erhoben"3 und "Zu Ihm steigt das gute Wort auf"4, und schreibe Ihm das auch in dieser Form zu. Und ich lese über das, was Allah Sich Selbst abgeschrieben hat: "Nichts ist Ihm gleich"5 und "aber sie umfassen Ihn nicht mit ihrem Wissen"6, und schreibe Ihm das auch in dieser Form ab und sage, dass Er mit unserem Wissen nicht erfasst werden kann. Und wer das ausprobiert hat, was ich ausprobiert habe, der wird dann auch das wissen, was ich weiß.“

Somit findest du vor, dass sie stets verwirrt und verstört sind, da sie sich nicht im Klaren sind, was die da eigentlich sagen. Im Gegensatz dazu findest du vor, dass diejenigen, die der erhabene Allah zu Seinem rechten Weg geleitet hat, beruhigend, entspannt und unbekümmert sind. Sie lesen im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten und bekräftigen all die Namen und Eigenschaften, die Allah Sich Selbst dort zugeschrieben hat. Denn niemand hat mehr Kenntnis über Allah, als Allah Selbst. Und kein Bericht ist wahrheitstreuer als die Berichte Allahs. Und keine Erklärung ist authentischer als die Erklärung Allahs. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Allah will euch Klarheit verschaffen."7 Und Er sagte auch: "Allah macht euch das klar, damit ihr nicht irrt."8 Und Er sagt: "Und Wir haben dir das Buch zur Erklärung aller Dinge herabgesandt."9 Weiterhin sagt Er: "Und wer ist glaubwürdiger in der Aussage als Allah?"10 An einer anderen Stelle sagt Er: "Und wer ist dieser, der wahrhaftiger als Allah spricht?!"11

All diese Verse, aber auch andere, weisen klar daraufhin, dass Allah den Geschöpfen diesen Weg erklärt hat, der sie zum Ihm führt. Denn das, was die Geschöpfe am meisten an Erklärung brauchen ist das, was im Bezug zum erhabenen Allah, zu Seinen Namen und zu Seinen Eigenschaften steht, damit sie Ihn mit Klarheit (Başīrah) anbeten können. Denn eine Anbetung, die an Jemanden gerichtet wird, dessen Eigenschaften man nicht kennt oder der keine Eigenschaften hat, ist nicht umsetzbar. Deshalb ist es erforderlich, dass du die Eigenschaften des Angebeteten kennst, sodass sie dich dazu bringen, dass du dich zu Ihm flüchtest und Ihn in der Art und Weise anbetest, die auch Seiner würdig ist.

Der Mensch sollte deshalb seine Grenzen nicht überschreiten, indem er anfängt, die Beschaffenheit eines Attributs Allahs zu bestimmen und zu beschreiben (at-Takyīf) oder die Attribute Allahs mit den Attributen Seiner Geschöpfe zu vergleichen (at-Tamthīl). Denn, wenn der Mensch nicht mal dazu fähig ist, seine eigene Seele (an-Naffs) völlig zu begreifen, dann ist es doch vorrangiger, dass er auch nicht die Fähigkeit dazu haben wird, das zu begreifen, womit Allah Sich Selbst beschrieben hat. Deshalb sollte ein Mensch sich selbst die Frage nach dem „Wie“ und „Warum“ verbieten, wenn es sich um die Namen und Eigenschaften Allahs handelt. Außerdem sollte er aufhören in der Art und Weise darüber nachzudenken, indem er anfängt Vergleiche zuziehen.

Wenn der Mensch diesem Weg folgt, wird er beruhigt und gelassen sein. Und das war auch die Lage der Şalaf (Vorfahren) – möge Allah mit ihnen gnädig sein. Als ein Mann Imam Mālik Ibn Anaş über das Sicherheben (al-Iştiwā`) im Vers "Der Allerbarmer hat Sich über den Thron erhoben" gefragt hat, antwortete er darauf wie folgt: „Das Sicherheben (al-Iştiwā`) ist bekannt, und das Wie (also die Art und Weise, wie Allah dies getan hat) unbekannt! Der Glaube daran ist Pflicht, das Ableugnen Unglaube und die Frage danach eine Neuerung. Und ich glaube, dass auch du einer dieser Neuerer bis.“

Wenn wir uns unsere heutigen Zeit anschauen, dann finden wir Leute vor, die sagen, dass wenn Allah im letzten Drittel von jeder Nacht zum Himmel der Erde herabsteigt12, dann hieße das doch, dass Er Sich in jeder Nacht im Himmel der Erde befindet, da es immer irgendwo auf der Erde Nacht ist und somit das letzte Drittel der Nacht weiter vom einen Ort zum anderen zieht. So etwas haben die Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf sie alle, nie gefragt. Würde das Herz eines Gläubigen dieses hier nicht annehmen können, dann hätte der erhabene Allah dies im Qur`ān beschrieben oder es über die Zunge Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, erklären lassen. Er hätte auch einen bestimmen können, der den Gesandten diesbezüglich gefragt hätte, damit er ihm antwortet, so wie ein Gefährte den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, folgendes gefragt hat: „Wo war Allah, bevor er Himmel und Erde erschuf?“ Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gab ihm daraufhin die Antwort.13

Diese bedeutsame Frage belegt, dass all das, was der Mensch benötigt, durch den erhabenen Allah auch auf eines dieser drei Wege erklärt wurde. Die Antwort auf die Verwirrung im Bezug auf den Ĥadīth über das Herabsteigen im letzten Drittel der Nacht lautet: Wenn in einem Bereich der Erde das letzte Drittel der Nacht noch nicht vorüber ist, so ist das Hinabsteigen in ihr gewiss. In den anderen Orten, in denen das letzte Drittel der Nacht oder auch die letzte Hälfte der Nacht noch nicht angebrochen ist, so gibt es in ihr kein Hinabsteigen. Und Allah ist Nichts gleich! Der Ĥadīth weist darauf hin, dass die Zeit des Hinabsteigens mit dem Beginn des Fadjr endet.

Wir müssen uns hier fügen und sagen: Wir hören, gehorchen, befolgen und glauben! Genau das ist unsere Position! Wir überschreiten weder die Grenzen des Qur`āns noch die Grenzen der Aĥādīthe.

 

 

 

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[1] asch-Schūrah 42:11

[2] Anmerkung des Übersetzers:      Im arabischen „’Ilm al-Kalām“: Von der Philosophie beeinflusste Richtung, die in der muslimischen Welt entstand, vor allem nachdem die griechische Philosophie ins Arabische übertragen wurde. Zu dieser Richtung gehören u.a. die al-Mu’tazilah.

[3] TāHā 20:5.

[4] Fātir 35:10

[5] asch-Schūrah 42:11

[6] TāHā 20:110

[7] an-Nişā` 4:26

[8] an-Nişā` 4:176

[9] an-Naĥl 16:89

[10] an-Nişā` 4:122

[11] an-Nişā` 4:87

[12] Anmerkung des Übersetzers: Hier bezieht er sich auf folgenden Ĥadīth: Abu Hurairah, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtet, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Unser Herr, gesegnet und erhaben ist Er, steigt jede Nacht zum Himmel der Erde herab, wenn das letzte Drittel der Nacht bleibt und spricht: "Wer ruft Mich an, so dass Ich ihn erhöre? Wer bittet Mich, so dass Ich ihm gebe? Wer bitte Mich um Vergebung, so dass Ich ihm vergeben.“ [Verzeichnet bei al-Bukhārī]

[13] Verzeichnet bei al-Bukhārī: Kitāb: Badd`u l-Khalq, Bāb: Mā Djā`a fī Qauli Allahi Ta’ālah: "Wa Huwa l-Ladhī Yubdi`u l-khalqa".

Zweite Kategorie: Tauĥīd al-Ulūhiyah (Die Aufrechterhaltung der Einheit in der Göttlichkeit Allahs)

Diese Kategorie nennt man auch: Tauĥīd al-’Ibādah (die Aufrechterhaltung der Einheit im Gottesdienst für Allah). Bezieht man sich bei dieser Kategorie auf den erhabenen Allahs, dann nennt man diese Kategorie: Tauĥīd al-Ulūhiyyah. Wird sie jedoch auf die Geschöpfe bezogen, nennt man sie: Tauĥīd al-’Ibādah. Dies ist die Aufrechterhaltung der Einheit im Gottesdienst für Allah.

Derjenige, der es alleine verdient hat, dass man ihn anbetet, ist der erhabene Allah. Er, der Erhabene, hat gesagt: "Dies, weil Allah die Wahrheit ist und weil das, was sie anstatt Seiner anrufen, das Falsche ist."1

Der Gottesdienst wird auf zwei Dingen angewandt:

Erstens:          At-Ta’abbud – die Anbetung. Dies bedeutet, dass man sich selbst für Allah erniedrigt, indem man den Dingen nachkommt, die einem der erhabene Allah angeordnet hat und das unterlässt, was Er ihm verboten hat, und das aus Liebe und Verherrlichung.

Zweitens:        Al-Muta’abbad bihi – das, womit man Ihn anbetet, also die Anbetung selbst. Scheich al-Işlām Ibn Taimiyah, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat dies erklärt, indem er sagte: „Es ist ein Wort, dass alles umfasst, was Allah liebt und womit Er an Aussagen und Taten zufrieden ist, die äußerlich und innerlich sind.“

Ein Beispiel hierzu ist das rituelle Gebet (aş-Şalah). Das Verrichten dieses rituellen Gebets ist eine ’Ibādah, ein Gottesdienst. Somit ist diese Handlung ein Ta’abbud, eine Anbetung. Außerdem ist das Gebet auch gleichzeitig selbst ein Mittel der Anbetung, mit der man Allah anbeten kann. Somit ist sie ein Muta’abbad bihi, das, womit man Ihn anbetet.

Die Aufrechterhaltung der Einheit im Gottesdienst für Allah bedeutet also, dass man allein ein Diener Allahs sein soll und dass man sich allein für Ihn erniedrigt, aus Liebe und Verherrlichung. Der erhabene Allah hat gesagt: "Setze neben Allah keinen anderen Gott, sonst wirst du gescholten und im Stich gelassen dasitzen."2 Er, der Erhabene, sagte auch: "(Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten."3

Seine Beschreibung als der Herr der Welten ist eine Begründung dafür, dass Ihm allein die Göttlichkeit gebührt. Er ist der Gott, da Er der Herr der Welten ist. Der Erhabene hat gesagt: "O ihr Menschen! Dient eurem Herrn, Der euch und diejenigen vor euch erschaffen hat."4

Der alleinige Schöpfer ist deshalb derjenige, der es verdient hat, dass man ihn allein anbetet. Es gehört doch zur Schwachsinnigkeit, dass man ein Geschöpf, das selbst erschaffen wurde und dessen Ende unumgänglich ist, zu einem Gott macht, den man anbetet. Denn in Wirklichkeit kann er dir nicht nutzen, weder kann er dir etwas schaffen, noch kann er dir etwas in einen alten Zustand zurückführen, noch wird er dir deine (Lebens-)Frist verlängern können. Weiter gehört es auch zur Schwachsinnigkeit, dass man ein Grab eines Menschen besucht, der nun zu Staub geworden ist, um ihn zu bitten und anzubeten. Denn er ist eher derjenige, der auf dein Bittgebet angewiesen ist und nicht umgekehrt. Du bist nicht darauf angewiesen, ihn um etwas zu bitten. Er kann sich selbst weder nutzen noch schaden, geschweige noch einem anderen, auch wenn diese Person die höchste Stellung bei Allah genießt, was ja der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wäre. Der erhabene Allah hat gesagt: "Wer wird das Glaubensbekenntnis Ibrāhīms wohl verschmähen außer dem, der selbst betört ist?"5

Die meisten der Geschöpfe sind bezüglich dieser Kategorie des Tauĥīd ungläubig geworden und haben es verleugnet. Doch wegen diesem Tauĥīd hat der erhabene Allah überhaupt all die Propheten gesandt und die Bücher offenbart. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und Wir haben vor dir keinen Gesandten gesandt, dem Wir nicht (die Weisung) eingegeben hätten: „Es gibt keinen (anbetungswürdigen) Gott außer Mir, so dient Mir.“"6

Und trotzdem war die Anhängerschaft der Propheten immer gering gewesen. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Ich sah einen Propheten von einer Gruppe von weniger als zehn Leuten begleitet, dann einen anderen von nur einem oder zwei Menschen begleitet und dann schließlich einen Propheten, der allein war.“7

Bemerkung:

Es ist schon sehr merkwürdig, dass die meisten der letzteren Autoren, die über die Lehren des Tauĥīds geschrieben haben, sich mehr auf den Bereich des Tauĥīd ar-Rubūbiyyah (die Aufrechterhaltung der Einheit in der Herrschaft Allahs) konzentriert haben, als würden sie Völker ansprechen, die die Existenz Gottes leugnen – auch wenn es manche gibt, die Gott leugnen. Doch viele Muslime sind dem Schirk in der Anbetung verfallen. Deshalb ist es erforderlich, dass man sich eher auf diesen Bereich des Tauĥīd konzentriert, um diejenigen Muslime da wieder herauszuholen, die sagen, dass sie Muslime seien, doch in Wahrheit Götzendiener (Muschrikīn) sind, ohne es zu wissen.

 

 

 

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[1] Sure 31, Luqmān, Vers 30

[2] Sure 17, al-Işrā`, Vers 22

[3] Sure 1, al-Fātiĥah, Vers 2

[4] Sure 2, al-Baqarah, Vers 21

[5] Sure 2, al-Baqarah, Vers 130

[6] Sure 21, al-Anbiyā`, Vers 25

[7] Ĥadīth von Ibn ’Abbāş und verzeichnet bei al-Bukhārī (10/155) und Muşlim (1/199)

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