KAPITEL 1: Die Definition des Wortes Tauĥīd

Sprachlich: Etwas für einzig erklären oder als eins erklären. Der Begriff stammt von dem arabischen Verb „waĥĥada“, was sprachwissenschaftlich „zu einem machen“ bedeutet.

In der islamischen Rechtslehre (Scharī’ah): Die Aufrechterhaltung der Einheit in der Herrschaft Allahs (Tauĥīd ar-Rubūbiyyah), in der Göttlichkeit Allahs (Tauĥīd al-Ulūhiyyah) und in den Namen und Eigenschaften Allahs (Tauĥīd al-Aşmā` wa ş-Şifāt).

Die drei Kategorien der Einheit Allahs (Tauĥīd):

  1. Die Aufrechterhaltung der Einheit in der Herrschaft Allahs (Tauĥīd ar-Rubūbiyyah)
  2. Die Aufrechterhaltung der Einheit in der Göttlichkeit Allahs (Tauĥīd al-Ulūhiyyah).
  3. Die Aufrechterhaltung der Einheit in den Namen und Eigenschaften Allahs (Tauĥīd al-Aşmā` wa ş-Şifāt)

Vers: "Und dient Allah und gesellt Ihm nichts bei."

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Allah, der Allmächtige, sagte:

«واعبدوا الله ولا تشركوا به شيئا»

"Und dient Allah und gesellt Ihm nichts bei."1

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Der vierte Vers lautet also: "Und dient Allah und gesellt Ihm nichts bei. Und zu den Eltern sollt ihr gütig sein und zu den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem verwandten Nachbarn, dem fremden Nachbarn, dem Gefährten zur Seite, dem Sohn des Weges und denen, die eure rechte Hand besitzt. Allah liebt nicht, wer eingebildet und prahlerisch ist."2

Seine Aussage, "[…] und gesellt Ihm nichts bei", steht im Verhältnis zu: „Es gibt kein anbetungswürdigen Gott…“. Denn in beiden Fällen wird etwas verneint. Und Seine Aussage, "Und dient Allah", steht im Verhältnis zu: „…außer Allah“. Denn in beiden Fällen wird etwas bekräftigt.

Seine Aussage "nichts" bezweckt ein Verbot. Es verneint einfach alles. Das heißt, kein Prophet, kein Engel, kein Gefolgsmann Allahs (Wālī), nichts aus den Angelegenheiten dieser Welt, darf Allah beigesellt werden. Deshalb geselle diese Welt niemals Allah bei. Derjenige, der sich nur mit irdischen Dingen beschäftigt, der betet dieses irdische Leben an, so wie es der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Verdammt ist der Sklave der Dīnār, dem Untergang geweiht ist der Sklave der Dirham, zum Scheitern verurteilt ist der Sklave von feinem Tuch und dem Untergang geweiht ist der Sklave von Samt.“3

Zu Seiner Aussage "und zu den Eltern sollt ihr gütig sein" kann das gesagt werden, was wir im vorherigen Vers, den wir bereits besprochen haben, gesagt haben.4

Seine Aussage "und zu den Verwandten, den Waisen, den Armen" bedeutet, dass man auch zu diesen gütig sein soll. Verwandte sind all jene, mit denen man sich im Verwandtschaftsbaum beim vierten Urgroßvater trifft. Eine Waise ist jemand, dessen Vater gestorben ist, während er das erwachsene Alter noch nicht erreicht hat. Die Armen sind jene, die kein Geld haben und von der Armut betroffen sind. Der „Sohn des Weges“ ist ein Reisender, dessen Geld ausgegangen ist, bevor er sein Reiseziel erreichen konnte.

Seine Aussage: "[…] dem verwandten Nachbarn, dem fremden Nachbarn." Ein Nachbar ist jemand, der in unmittelbarer Nähe zu dir wohnt, das heißt, dessen Haus an dein Haus haftet oder an die deines direkten Nachbarn. Der verwandte Nachbar ist der direkte Nachbar und der fremde Nachbar ist der entfernte Nachbar.

Seine Aussage: "[…] dem Gefährten zur Seite." Hier wurde gesagt, dass es die Ehegattin ist. Andere sagten auch, dass es dein Mitreisender ist. Denn er steht dir in deiner Reise zur Seite. Welche Meinung ist nun richtig? Mit diesem Vers sind beide Aussagen damit gemeint.

Seine Aussage: "[…] und denen, die eure rechte Hand besitzt." Hiermit sind die Sklaven und die Tiere gleichermaßen gemeint. Denn beide befinden sich im Besitz deiner rechten Hand.

Seine Aussage: "Allah liebt nicht, wer eingebildet und prahlerisch ist." Eingebildet kann jemand mit seinem Auftreten sein und prahlerisch mit seinem Gerede. Doch beides liebt Allah nicht.

 

 

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[1] an-Nişā` 4:36

[2] an-Nişā` 4:36

[3] Verzeichnet bei al-Bukhārī, Buch „al-Djihād“, Kapitel „al-Ĥirāşah fī l-Ĝazuw“

[4] siehe hier

Vers: "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm, und (erweist) den Eltern Güte.""

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Allah, der Allmächtige, sagte:

«وقضى ربك ألا تعبدوا إلا إياه وبالوالدين إحساناً»

"Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm, und (erweist) den Eltern Güte.""1

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Seine Aussage "hat bestimmt" entspricht also dem Willen des erhabenen Allahs, Der Sich in zwei Kategorien unterteilen lässt:

   1. Die gesetzliche Bestimmtheit (Qadā` Schar’ī).

   2. Die universelle Bestimmtheit (Qadā` Kaunī).

Die gesetzliche Bestimmtheit: Dieser kann von demjenigen, über ihn bestimmt wurde, umgesetzt werden oder auch nicht. Und diese Bestimmtheit ist nur in Dingen, die Allah liebt. Ein Beispiel hierfür ist der folgende Vers: "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm." Hier bedeutet die Bestimmtheit folgendes: „Er hat euch erlassen.“ Oder auch: „Er hat euch befohlen.“

Die universelle Bestimmtheit: Diese muss eintreffen. Sie kann sich in Dingen widerspiegeln, die Allah liebt, aber auch in Dingen, die Ihm verhasst sind. Ein Beispiel hierfür ist der folgende Vers: "Und Wir hatten den Kindern Israels in der Schrift dargelegt: "Seht, ihr werdet gewiss zweimal im Land Unheil anrichten, und ihr werdet gewiss sehr überheblich sein.""2 Diese Bestimmtheit hier ist universell, denn der erhabene Allah befiehlt nicht mit dem Anrichten von Unheil auf der Erde, da Ihm diese Tat verhasst ist.

Seine Aussage: "Verehrt keinen" ist hier erst einmal allgemeingültig. Das heißt, man darf niemanden verehren oder dienen. Doch nach dieser allgemeinen Aussage kommt nun die Ausnahme, die Er gemacht hat, nämlich:

Seine Aussage: "außer Ihm". Das heißt: Niemand darf verehrt werden, außer der erhabene Allah. Der erhabene Allah ist die einzige Ausnahme im Bezug auf Verehrung und Dienerschaft.

Verwirrungen und die Antworten darauf:

Wenn gesagt wird: „Es ist nun bewiesen, dass Allah mit einer universellen Bestimmtheit befohlen hat, die Ihm jedoch verhasst ist. Doch wie kann es sein, dass Allah mit Dingen befielt, die Ihm verhasst sind?“

Die Antwort darauf lautet wie folgt: Die Dinge, die man liebt, unterteilen sich in zwei Kategorien:

  1. Man liebt diese Sache an sich.
  2. Man liebt das, was sich aus dieser Sache ergibt.

Das heißt, dass man vielleicht eine Sache an sich zwar hassen kann, doch das, was sich daraus ergibt, wieder liebt, da sich daraus eine Weisheit und ein Nutzen ergeben haben. Somit kann diese eine Sache aus der einen Sicht verhasst sein, aber aus der anderen Sicht geliebt.

Ein Beispiel dafür ist folgendes: Das Unheil anrichten auf der Erde von den Kindern Israels ist an sich eine Tat, die Allah verhasst ist. Denn der erhabene Allah mag weder das Unheil noch die Unheilstifter. Doch die Weisheit, die sich dahinter verbirgt, die liebt der erhabene Allah.

Und so verhält es sich auch mit Dingen wie Hungersnot, Dürre, Krankheiten und Armut. All diese Dinge sind Allah verhasst, da Allah barmherzig ist und Er es nicht mag, Seine Diener mit eines dieser Dinge zu schaden. Im Gegenteil, Er mag es Seinen Dienern einfach zu machen. Doch trotz alledem bestimmt er es Seinen Dienern für eine Weisheit, die sich daraus ergibt. Somit sind diese Dinge bei Allah aus der einen Sicht verhasst, doch mag Er es aus der anderen Sicht.

Der erhabene Allah hat gesagt: "Unheil ist auf dem Festland und auf dem Meer sichtbar geworden um dessentwillen, was die Hände der Menschen gewirkt haben, auf dass Er sie die (Früchte) so mancher ihrer Handlungen kosten lasse, damit sie sich besännen."3

Wenn jemand sagt: „Wie kann es sein, dass man eine Sache aus der einen Sicht mag, doch gleichzeitig aus der anderen Sicht wieder hasst?“

Die Antwort darauf lautet: Wenn einem kranken Menschen ein Medikament verschrieben wird, das bitter ist, übel riecht und eine abstoßende Farbe hat, dann nimmt er dieses Medikament ein, während er dieses hasst, da es bitter schmeckt, übel riecht und eine abstoßende Farbe hat. Doch gleichzeitig liebt er es für das, was es an Heilung mit sich bringen kann. Und so verhält es sich auch mit einem Arzt, der seinen Patienten mit einem auf Feuer erhitztes Eisenstück kauterisiert4. Der Patient empfindet starke Schmerzen bei dieser Behandlung, deshalb hasst er es für diese Schmerzen. Doch liebt er es wiederum aus der anderen Perspektive für sie Heilung, die Allah darin gelegt hat.

Wenn gesagt wird: „Warum gehört Seine Aussage "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm…"" nicht zur universellen Bestimmtheit?“

Meine Antwort darauf lautet wie folgt: Das kann niemals vorkommen. Denn das würde heißen, dass ausnahmslos alle Menschen allein Allah dienen würden. Und das ist nicht der Fall. Deshalb ist es eine gesetzliche Bestimmtheit, die sowohl vorkommen kann als auch nicht.

Diese Ansprache im Vers gilt dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Doch der erhabene Allah hat gesagt, "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm…"" und nicht, „verehre keinen außer Ihm.“ Das heißt, im ersten Teil des Verses verwendete Er die Form zweite Person Singular und im zweiten Teil, die Form zweite Person Plural. Analog dazu ist auch Seine folgende Aussage: "O du Prophet, wenn ihr euch von den Frauen scheidet…"5 Auch hier gilt die Ansprache im ersten Teil des Verses dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Und die Ansprache im zweiten Teil des Verses ist dann allgemein. Welcher Nutzen ergibt sich nun aus diesem stilistischen Mittel?

Meine Antwort darauf lautet wie folgt: Folgender Nutzen ergibt sich aus der Verwendung dieses stilistischen Mittels:

  1. Warnung an den Zuhörer. Der Zuhörer wird hier auf eine bestimmte Sache aufmerksam gemacht.
  2. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ist der Führer seiner Gemeinschaft. Wenn eine Ansprache an ihn gerichtet wird, so ist sie automatisch auch an seine gesamte Gemeinschaft gerichtet.
  3. Der Hinweis darauf, dass alles, was dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, angeordnet wurde, sowohl für ihn als auch für seine gesamte Gemeinschaft gilt, außer in Dingen, in denen er allein beabsichtigt wurde und die Beweise dieses auch belegen.
  4. In diesem speziellen Vers wird darauf hingewiesen, dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ein Unterwürfiger ist und kein Herr, ein Diener und nicht jemand, der angebetet wird. Es genügt ihm an Ehre, dass er ein Diener des erhabenen Allahs ist. Deshalb beschreibt ihn der erhabene Allah mit der Eigenschaft der vollkommenen Dienerschaft. Der erhabene Allah sagte verteidigend über ihn: "Und wenn ihr im Zweifel seid über das, was Wir auf Unseren Diener herabgesandt haben…"6 In einem anderen Vers bekräftig der erhabene Allah Seinem Diener, möge Allah ihn loben und Heil schenken, das Prophetentum und seine Botschaft, indem Er sagt: "Voller Segen ist Er, Der die Unterscheidung zu Seinem Diener herabgesandt hat, auf dass er ein Warner für die Welten sei."7 In einem anderen Vers sagt der erhabene Allah in Zusammenhang mit der Nachtreise (al-Işrā`) und dem Aufstieg (al-Mi’rādj) über ihn: "Gepriesen sei Der, Der bei Nacht Seinen Diener…"8 Oder auch der Vers: "Und Er offenbarte Seinem Diener, was er offenbarte."9

Nun folgt folgendes: Die Kategorien der Dienerschaft. Die Dienerschaft unterteilt sich in drei Kategorien:

  1. Die allgemeine Dienerschaft: Diese bezieht sich auf die Rubūbiyyah, also der der Herrschaft Allahs. Bezüglich dieser Kategorie sind alle Geschöpfe gleich. Der erhabene Allah hat besagt: "Niemand in den Himmeln und auf der Erde wird zum Allerbarmer anders denn als Diener kommen können."10 Auch die Ungläubigen gehören zu dieser Kategorie.
  2. Die spezielle Dienerschaft: Diese ist eine Dienerschaft im Bezug auf den allgemeinen Gehorsam. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und die Diener des Allerbarmers sind diejenigen, die sanftmütig auf der Erde schreiten."11 Diese umfasst all diejenigen, die Allah allein mit den Dingen dienen, die Er ihnen erlassen hat.
  3. Die besonders spezielle Dienerschaft: Dies ist die Dienerschaft der Gesandten, möge Allah sie loben und Heil schenken. Der erhabene Allah sagte über Nūĥ: "Er war wahrlich ein dankbarer Diener."12 Und Er sagte über Muĥammad: "Und wenn ihr im Zweifel seid über das, was Wir auf Unseren Diener herabgesandt haben…"13 Weiter sagte Er über die anderen Propheten: "Und gedenke Unserer Diener Abraham, Isaak und Jakob - Männer von Kraft und Einsicht."14 Diese Dienerschaft, die hier den Propheten zugeschrieben wird, ist eine besonders spezielle Dienerschaft, Denn niemand kann sie jemals in ihre Dienerschaft zu Allah übertreffen.

Seine Aussage: "…und (erweist) den Eltern Güte" bedeutet: Dein Herr hat damit befohlen, dass ihr euch gegenüber euren Eltern gütig erweisen sollt. Das Wort Eltern bezieht sich hier auf Mutter und Vater und all die Groß- und Urgroßeltern. Doch die Mutter und der Vater sind hier vorrangig. Je näher sie dir in der Verwandtschaft stehen, umso gütiger hast du sie zu behandeln. Iĥşān bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man ihnen so viel Güte erweisen soll, wie man nur kann. In der Aussage des erhabenen Allahs "…und (erweist) den Eltern Güte" der ja erst nach seiner Aussage "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm…"" kam ist ein klarer Hinweis dafür, dass das Recht der Eltern gegenüber erst nach dem Recht des erhabenen Allahs gegenüber kommt.

Wenn gesagt wird: „Und wo ist das Recht gegenüber dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken?“

Meine Antwort darauf lautet wie folgt: Das Recht Allahs gegenüber beinhaltet bereits das Recht der Propheten gegenüber. Denn dem erhabenen Allah wird nur mit den Dingen gedient, was die Propheten erlassen haben. Und Seine Aussage: "Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht „Pfui!“ zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise."15 Das heißt, du sollst ihnen kein Leid zufügen. In Seiner Aussage "Güte" heißt es, du sollst ihnen so viel Güte erweisen, wie du nur kannst. Und in Seiner Aussage "so sage dann nicht „Pfui!“ zu ihnen" bedeutet, du sollst ihnen kein Leid zufügen. Und das Wort „Uff“ (hier Pfui) ist ein Misston. Denn, wenn du gegenüber deinen Eltern solche Misstöne von dir gibst, dann fügst du ihnen damit Leid zu. Im Vers wird auch darauf hingewiesen, dass wenn die Eltern ein hohes Altern erreicht haben, sie für ihr Kind zu einer Last werden können. Deshalb sollte das Kind mit dieser Situation nicht verärgert sein und sein Missmut ihnen gegenüber zeigen. Er soll sie nicht anschimpfen, wenn sie etwas gesagt oder getan haben, was ihm missfallen hat.

Und Seine Aussage: "[…] sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise" bedeutet: In einer sanften, gütigen, leisen und beruhigenden Weise, wie zum Beispiel, das du zu ihnen sagst: „Möge Allah eure Belohnung vermehren“ oder wenn sie dich um einen Gefallen bitten, dass du zu ihnen sagst, „ich stehe zu eurem Diensten“ oder ähnliches. Und ehrerbietige Worte beinhalten sowohl Formulierung als auch Wortwahl und Tonart. Das heißt, man sollte seine Stimme gegen sie nicht erheben, sondern für sie bei Allah beten und sich ihnen unterwerfen.

 Unser Hauptaugenmerk in diesem Vers gilt Seiner folgenden Aussage: "Verehrt keinen außer Ihm…" Denn das ist der Tauĥīd, der sowohl die Abschreibung als auch die Zuschreibung beinhaltet.

 

 

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[1] al-Işrā` 17:23

[2] al-Işrā` 17:4

[3] ar-Rūm 30:41

[4] Bei der Kauterisation oder Kauterisierung wird Gewebe durch den Kauter zerstört. Dadurch kann z. B. eine Blutung gestoppt oder eine gutartige Wucherung entfernt werden. Der Kauter (griech. Verbrenner, Brenneisen) ist ein chirurgisches Instrument zum Kauterisieren, das heute als Elektrokauter in Form einer feinen, durch elektrischen Strom erhitzten Drahtschlinge zum Einsatz kommt. Im Wesentlichen dient der Kauter während einer Operation zur Blutstillung oder zum Schneiden. Die entsprechende Operationstechnik ist die Elektrokaustik.

[5] at-Talāq 65:1

[6] al-Baqarah 2:23

[7] al-Furqān 25:1

[8] al-Işrā` 17:1

[9] an-Nadjm 53:10

[10] Maryam 19:93

[11] al-Furqān 25:63

[12] al-Işrā` 17:3

[13] al-Baqarah 2:23

[14] Şād 38:45

[15] al-Işrā` 17:23

Vers: "Und in jeder Gemeinschaft erweckten Wir einen Gesandten (, der da predigte): „Dient Allah und meidet den Tāĝūt.“"

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Allah, der Allmächtige, sagte:

«.وَلَقَدْ بَعَثْنَا فِي كُلِّ أُمَّةٍ رَّسُولاً أَنِ اعْبُدُواْ اللَّهَ وَاجْتَنِبُواْ الطَّاغُوتَ»

"Und in jeder Gemeinschaft erweckten Wir einen Gesandten (, der da predigte): „Dient Allah und meidet den Tāĝūt.“"1

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Am Anfang Seiner Aussage wird beim Wort „Wa Laqadd“ der Buchstabe „L“ verwendet. Dieser Buchstabe bekräftigt die Aussage mit einem Schwur. Somit beginnt dieser Satz mit einem Schwur, indem der Buchstabe „L“ hinzugefügt wurde und mit dem Wort „Laqadd“, das zur Bekräftigung dient.

Seine Aussage "erweckten" bedeutet: Wir haben aus jeder Gemeinschaft einen Gesandten herausgebracht bzw. zu jeder Gemeinschaft einen Gesandten geschickt.

Mit Gemeinschaft (arab. Ummah) ist hier eine Gruppe von Menschen gemeint. Im Qur`ān wurde jedoch das Wort Gemeinschaft in vier verschiedenen Zusammenhängen erwähnt:

a)      Die Gemeinschaft: So wie es in diesem Vers erwähnt wird.

b)      Der Imām: Der erhabene Allah hat gesagt: "Wahrlich, Ibrāhīm war eine Ummah: (er war) gehorsam gegen Allah."2 Das heißt, er war ein Vorbild und ein Führer.

c)      Das Glaubensbekenntnis (al-Millah): "Wir fanden unsere Väter auf eine Ummah."3 Das heißt, auf eine bestimmte Glaubensrichtung oder in einem bestimmten Glaubensbekenntnis.

d)     Die Zeit: Der erhabene Allah hat gesagt: "Und sich nach einer Ummah (wieder an Yūşuf) erinnerte."4 Das heißt, nach einer geraumen Zeit.

Das heißt, dass in jeder Gemeinschaft ein Gesandter erweckt wurde, angefangen in der Zeit von Nūĥ bis zur Zeit unseres Propheten Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

Die Weisheit hinter der Erweckung von Gesandten:

a)      Das Erbringen der Beweislast: Der erhabene Allah hat gesagt: "(Es sind) Gesandte, Überbringer froher Botschaften und Warner, so dass die Menschen nach den Gesandten keinen Beweisgrund gegen Allah haben."5

b)      Die Barmherzigkeit: Der erhabene Allah hat gesagt: "Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle Welten."6

c)      Das Erläutern des Weges, der zum erhabenen Allah führt. Denn der Mensch kann nicht von sich aus wissen, was Allah liebt und wie er Ihm im Detail anzubeten hat, außer auf dem Wege der Gesandten.

Seine Aussage "Dient Allah" bedeutet, dass man sich vor Allah erniedrigen soll, indem man den Gottesdienst für Ihn verrichtet. Wir hatten auch bereits am Anfand das Wort „Anbetung“ erläutert.

Seine Aussage "und meidet den Tāĝūt" bedeutet: Haltet euch fern von ihm, sodass ihr euch dann schließlich auf einer Seite befindet und er auf einer anderen Seite. Das Wort „Tāĝūt“ stammt vom Wort „at-Tuĝyān“ ab. „At-Tuĝyān“ bedeutet: Das Überschreiten der Grenze. Der erhabene Allah hat gesagt: "Gewiss, als das Wasser (bei der Sintflut) das Maß überschritt, trugen Wir euch ja auf den fahrenden Schiff."7 Das heißt, als das Wasser die Grenzen des Ufers überschritten hat.

All das, was als Erklärung über das Wort „Tāĝūt“ erwähnt wurde, hat Ibn al-Qayyim, möge Allah mit ihm gnädig sein, wie folgt zusammengefasst: „Es ist das, was ein Diener an eigene Grenzen überschreitet hat, im Bezug auf jemanden, der ihm folgt, dient oder gehorcht.

Die Person, die er hier als Tāĝūt bezeichnet hat, ist jemand, der mit diesen Dingen zufrieden ist.  Mit anderen Worten, es ist eine Person, die damit zufrieden ist, dass andere ihm in Dingen folgen, in denen sie ihm nicht folgen dürfen, ihm gehorchen in Dingen, in denen sie ihm nicht gehorchen dürfen und ihm dienen in Dingen, in denen sie ihm nicht dienen dürfen. Somit überschreitet diese Person seine Grenzen.

Diejenigen, denen hier gefolgt wird in Dingen, in denen sie nicht gefolgt werden dürfen, sind zum Beispiel Wahrsager, Magier oder Gelehrte des Übels. Diejenigen, denen hier gedient wird in Dingen, in denen sie nicht gedient werden dürfen, sind zum Beispiel Götzen, was ja falsche Götter sind. Diejenigen, denen hier gehorcht wird in Dingen, in denen sie nicht gehorcht werden dürfen, sind zum Beispiel Regierende, die sich dem Gehorsam Allahs entzogen haben.  Wenn nun jemand sie zu seinen Herren nimmt, indem er das für erlaubt erklärt, was Allah verboten hat, nur weil sie es als erlaubt erklärt haben und indem er das für verboten erklärt, was Allah erlaubt hat, nur weil sie es als verboten erklärt haben, so sind diese wahrlich Tawāĝīt (Plural von Tāĝūt) und er selbst jemand, der diesen Tawāĝīt folgt. Der erhabene Allah hat gesagt: "Hast du nicht jene gesehen, denen ein Teil der Schrift gegeben wurde? Sie glauben an Zauberei und Tāĝūt."8 Er hat nicht gesagt: Sie sind auch Tawāĝīt.

Der Hinweis auf den Tauĥīd in diesem Vers: Die Götzen gehören zu den Tawāĝīt, die neben Allah angebetet werden. Der Tauĥīd jedoch wird nur dann verwirklicht, wenn dabei zwei Bestandteile umgesetzt werden:

1.      Das Zuschreiben (al-Ithbāt).

2.      Das Abschreiben (an-Nafy).

Würden man allein die reine Abschreibung verwenden, so würde dies zu einer Leugnung führen. Und würde man allein die reine Zuschreibung verwenden, so würde dies nicht den Fall ausschließen, dass es noch einen weiteren geben könnte, der auch diese Eigenschaft besitzt. Zum Beispiel: „Zaid steht.“ Dieser Satz weist darauf hin, dass dem Zaid die Eigenschaft des Stehens zugeschrieben wurde. Er verweist jedoch nicht daraufhin, dass Zaid der einzige ist, der steht. Wenn wir sagen, „Niemand stand“, so schreiben wir jedem diese Eigenschaft ohne Ausnahme ab. Wenn wir jedoch den Satz weiter ausbauen und sagen, „Niemand stand auf, außer Zaid“, so haben wir ihm die Einheit im Bezug auf das Stehen aufrechterhalten und ihn diesbezüglich einzig gemacht. Denn hier haben sich das Zuschreiben und das Abschreiben bezüglich dieser einen Eigenschaft vereint.

Der Grund für das Zitieren dieses Verses im Buch „Kitāb at-Tauĥīd“: Dieser Vers soll die Zusammenkunft aller Gesandten und Propheten, möge Allah sie loben und Heil schenken, im Rufen zum Tauĥīd zeigen und dass sie alle mit dieser einen Sache gesandt wurden. Der erhabene Allah hat gesagt: "Dient Allah und meidet den Tāĝūt."

 

 

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[1] an-Naĥl 16:36

[2] an-Naĥl 16:120

[3] az-Zuchruf 43:23

[4] Yūşuf 12:45

[5] an-Nişā` 4:165

[6] al-Anbiyā` 21:107

[7] al-Ĥāqqah 69:11

[8] an-Nişā` 4:51

Vers: "Und Ich habe die Djinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen (sollen)."

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Allah, der Allmächtige, sagte:

«.وَمَا خَلَقْتُ الْجِنَّ وَالإِنسَ إِلاَّ لِيَعْبُدُونِ»

"Und Ich habe die Djinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen (sollen)."1

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Seine Aussage "damit sie Mir dienen" zeigt den ausschließlichen Grund für diese Schöpfung. Das heißt: Er hat die Djinn und die Menschen für nichts anderes erschaffen, außer für die Anbetung.

Das Wort „damit“ (arab. „Li“) in Seiner Aussage "damit sie Mir dienen" dient der Begründung. Diese Begründung zeigt die Weisheit hinter der Schöpfung. Diese Begründung ist jedoch keineswegs so zu verstehen, dass es eine Notwendigkeit im Bezug auf die Schöpfung darstellt. Denn das würde bedeuten, dass alle Geschöpfe Diener wären, die Ihn allein anbeten. Doch dies ist nicht der Fall. Somit dient diese Begründung der Zweckbestimmtheit und nicht der Notwendigkeit.

Deshalb ist diese Begründung eine Erklärung des Zwecks und der Absicht hinter dieser Tat. Dieser Zweck kann auftreten, muss es aber nicht. Zum Beispiel: „Ich spitze meinen Bleistift, damit ich damit schreibe.“ Das heißt, ich kann nun Anfangen damit zu schreiben, muss es aber nicht.

Wenn man diese Begründung als eine Notwenigkeit betrachten würde, dann hieße dies folgendes: Das, worauf diese Begründung bezogen wurde, ist an diese fest gebunden. Somit muss diese Begründung erfüllt werden. Das, worauf diese Begründung bezogen wurde, hat keine andere Möglichkeit, als diese erwähnte Begründung zu erfüllen. Zum Beispiel: „Die Glasscheibe ist durch die extreme Hitze zu Bruch gegangen.“

Seine Aussage "erschaffen" bedeutet, etwas in die Existenz zu bringen, das es vorher nicht gegeben hat. Diese Existenz ist an die Vorbestimmtheit Allahs ihr gegenüber gebunden.

Seine Aussage "Djinn" bedeutet, dass es sich hier um eine verborgene Welt handelt, die uns verwehrt geblieben ist. Deshalb stammt dieses Wort auch vom Wortstamm „Djīm“ (ج) und „Nūn“ (ن) ab, die darauf verweisen, dass es sich hierbei um etwas handelt, dass verborgen und verhüllt ist, wie zum Beispiel: al-Djannah (das Paradies), al-Djinnah (die Djinn) und al-Djunnah (das Schutzschild).

Seine Aussage "Menschen" heißt im arabischen „al-Innş“. Dieses Wort stammt sprachlich vom Wort „Īnāş“ ab, was Geselligkeit bedeutet. Das heißt, dass die Menschen ohne Geselligkeit nicht leben können. Jeder von ihnen gesellt sich zu einem anderen. Und jeder von ihnen bewegt sich zu einem anderen.

Seine Aussage "damit sie Mir dienen" wurde wie folgt ausgelegt: „Damit sie Mir gegenüber den Tauĥīd verwirklichen.“ Und gewiss, das ist die Wahrheit. Diese Aussage wurde auch wie folgt ausgelegt: „Sie erniedrigen sich selbst Mir gegenüber durch ihr Gehorsam, indem sie den Befehlen nachkommen und den Verboten fernbleiben.“ Zu der Gehorsamkeit Allahs gegenüber gehört auch die Umsetzung des Tauĥīds Ihm gegenüber. Dies ist die Weisheit hinter der Schöpfung der Djinn und der Menschen.

Deshalb gab der erhabene Allah den Menschen einen Verstand, entsandte zu ihnen Gesandten und sandte zu ihnen Bücher herab. Würde der Zweck hinter der Schaffung der Menschen denen der Tiere gleichen, dann wäre die Weisheit hinter der Entsendung der Gesandten und dem Offenbaren von Büchern verloren gegangen. Denn letztendlich würde man dann doch nur einem Baum gleichen, das wächst, gedeiht und dann abstirbt. Deshalb sagte der erhabene Allah: "Wahrlich, Er, Der den Qur`ān bindend für dich gemacht hat - Er wird dich zur Stätte der Wiederkehr zurückbringen."2 Somit ist es für dich unausweichlich, dass Er dich zu einem Ort zurückbringen wird, an dem du bezüglich deiner Taten zu Rechenschaft gezogen wirst, waren diese gut, so wird es gut für dich sein, waren diese jedoch schlecht, so wird es schlecht für dich sein.

Die Weisheit hinter der Schaffung der Geschöpfe liegt nicht darin, dass Allah uns braucht, um für Sich Selbst einen Nutzen daraus ziehen zu können. Deshalb sagte der erhabene Allah: "Ich will keine Versorgung von ihnen, noch will Ich, dass sie Mir Speise geben."3

Was jedoch Seine Aussage "Wer ist es, der Allah ein gutes Darlehen gibt, damit Er es ihm um ein vielfaches verdoppele?"4anbetrifft, so ist dies nicht so zu verstehen, dass man Allah ein Darlehen gibt, nein, denn Er ist unbedürftig! Der erhabene Allah hat das Handeln Seines Dieners Ihm gegenüber hier mit einem Darlehen verglichen, da dieses zurückgegeben werden muss. Das heißt, dass der erhabene Allah uns damit zeigen möchte, dass Er Sich Selbst dazu verpflichtet hat, demjenigen den Lohn für seine Taten zu geben, der Gutes verrichtet hat, wie auch derjenige, dem ein Darlehen gegeben wurde, dieses zurückgeben muss.

 

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[1] adh-Dhāriyāt 51:56

[2] al-Qaşaş 28:85

[3] adh-Dhāriyāt 51:57

[4] al-Baqarah 2:245

Die Wirklichkeit hinter den göttlichen Prüfungen (al-Ibtilā`)

 


O ihr Gläubige! Fürchtet Allah in geziemender Furcht. Ehrt sowohl die Gebote Allahs als auch Seine Verbote, indem ihr den Geboten nachkommt und den Verboten fernbleibt. Denn nur dadurch erlangt ihr die Gottesfurcht!

O ihr Gläubige! Der erhabene Allah ist Derjenige, in Dessen Hand die Herrschaft über Himmel und Erde ruht. Er allein besitzt die absolute Macht. Allah bestimmt über Seine Diener das, was Er möchte. Er erweitert und beschränkt dem, dem Er will, die Mittel zum Unterhalt. All das sind Prüfungen des erhabenen Allahs!

Deshalb ist die göttliche Prüfung ein sehr bedeutsames und höheres Gesetz, das die Muslime behüten sollten. Sie sollten die Grundlagen der islamischen Rechtslehre lernen und lehren, so wie sie im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, überliefert wurde. Denn diese Quellen zeigen die Wirklichkeit hinter der göttlichen Prüfung und den Zweck, den sie dabei erfüllt. Der erhabene Allah hat uns berichtet, dass Er die Menschen mit dem Bösen und mit dem Guten auf die Probe stellt. Beides sind also Prüfungen, sowohl das Gute als auch das Böse. Mit beiden prüft der erhabene Allah die Menschen gleichermaßen.

Es werden manchmal ganze Gruppen von Menschen von Allah geprüft und manchmal aber auch nur vereinzelte Personen. Sie werden geprüft, indem sie manchmal mit Guten und manchmal mit Katastrophen auf die Probe gestellt werden. All das obliegt Seiner uneingeschränkten Weisheit. Er bestimmt, was Er will und Er entscheidet mit dem, was Er will! Ihm allein obliegt die absolute Macht und Ihm allein obliegt die Herrschaft über aller Dinge.

Alle Dinge, die geschehen, geschehen, weil Er es so bestimmt hat und in Übereinstimmung mit Seiner Weisheit und mit Seinem Willen. Das, was Er will, wird geschehen und das, was Er nicht will, wird nicht geschehen! Deshalb erweitert Er einigen Menschen die Mittel zum Unterhalt und anderen nicht.

Der edle Qur`an und die Şunnah des Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zeigen uns die Weisheit, die dahinter steckt. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Wenn sie aber den (rechten) Weg einhalten, dann werden Wir ihnen reichlich Wasser zu trinken geben, um sie dadurch zu prüfen." [al-Djin 72:16f].

Derjenige also, dem Freude, Gunst und Segen gewährt wurde, muss sich bewusst machen, in welch eine gänzliche Lage er gebracht wurde. Er muss sich fragen, ob er auch zu denen gehört, die den rechten Weg einhalten oder nicht. Er muss sich selbstkritisch hinterfragen, ob er zu den Gläubigen gehört, die auf Allah hören, indem sie Seinen Geboten folgen und Seinen Verboten fernbleiben oder nicht. Wenn er zu denen gehören sollte, die den rechten Weg einhalten, gläubig sind und auf die Gebete achten und denen der erhabene Allah außerdem die Mittel zum Unterhalt erweitert hat, dann soll er wissen, dass der erhabene Allah ihm all das gegeben hat, um ihn damit zu prüfen. Er prüft ihn, ob er sich bezüglich all dieser Güte als dankbar erweisen wird, oder diese doch leugnen wird.

Denn wie oft schon haben Menschen den rechten Weg eingehalten und sind dann, als ihnen Reichtum und Wohlstand gewährt wurde, in die Irre gegangen und haben den erhabenen Allah für all das nicht gedankt. Derjenige also, der den rechten Weg einhält, im vollen Besitz seiner Kräfte ist, Gesund ist und über ausreichen Wohlstand verfügt, der sollte wissen, dass der erhabene Allah ihn mit all diesen Dingen prüft, um zu sehen, ob er dankbar sein wird oder leugnen wird. Denn das hat uns der erhabene Allah über Şulaimān, Allahs Heil auf ihm, berichtet, als er sagte: "Dies geschieht durch die Gnade meines Herrn, um mich zu prüfen, ob ich dankbar oder undankbar bin." [an-Naml, 27:40].

Diese Worte sagte Şulaimān, Allahs Heil auf ihm, als ihm der Thron von Bilqīş gebracht wurde. Er verstand sofort, dass diese Gunst, die ihm der erhabene Allah gewährt hat, eine Prüfung war, um festzustellen, ob er sich dankbar zeigen wird oder ob er glaubt, all das allein geschafft zu haben.

Eine andere Sorte von Menschen wird auch mit Wohlstand und Wohlergehen geprüft, während sie jedoch zu denen gehören, die nicht den vollkommenen Glauben im Herzen tragen, unmäßig bei den Pflichten sind, den Verboten nacheifern und keinem sein Recht geben. Diese Menschen sollten Wissen, dass dies eine Prüfung ist und dass der erhabene Allah sie stufenweise dem Verderben näherbringt. Denn das wurde im folgenden Ĥadīth überliefert. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wenn du siehst, wie Allah einem Diener (Wohlstand) gibt und dieser (trotzdem) auf Sünden beharrt, dann wisse, dass er ihn stufenweise (dem Verderben) näherbringt.“ [Dieser Ĥadīth von ’Uqbah Ibn ’Āmir, Allahs Wohlgefallen auf ihm, ist authentisch (Şaĥīĥ) und wurde bei Aĥmad verzeichnet (4/145)].

Der erhabene Allah hat dazu gesagt: "Wir werden sie stufenweise (dem Verderben) näherbringen, von wo sie nicht wissen. Und Ich gewähre ihnen Aufschub. (Aber) gewiss, Meine List ist fest." [al-Qalam, 68:44f].

Der erhabene Allah reagiert mit wachsamerer Sorge, wenn Er sieht, dass Seine Heiligtümer verletzt werden und trotzt alledem erweitert Er dem, der den rechten Weg nicht einhält, die Mittel zum Unterhalt, damit er ihn prüft. Deshalb sollten diese Menschen, die undankbar sind, wissen, dass all dies dazu dienen soll, dass einem dadurch das Verderben stufenweise nähergebracht wird, damit andere Menschen sehen, was aus ihnen geworden ist, nachdem die Bestrafung sie ereilt hat.

Ein Muslim sollte stets zu seinem Herrn zurückkehren für all das, was Er ihm an Freude, Gunst und Segen gegeben hat. Wenn er gläubig ist, den Geboten nachkommt und den Verboten fernbleibt, dann sollte er stets darum bemüht sein, seinem Herrn dafür zu danken. Außerdem sollte er all das, was er von seinem Herrn bekommen hat, auch für das einsetzen, was erlaubt ist. Er sollte auch nicht glauben, dass er all das durch seine eigene Kraft und durch sein Können erreicht hat, sondern, weil der erhabene Allah ihm dies gewährt hat.

Wer sich jedoch mit Sünden umgibt und nicht den rechten Weg einhält, obwohl der erhabene Allah ihm Freude, Gunst und Segen gegeben hat, der sollte endlich aufwachen, bevor er all diese Dinge wieder verliert.

Die andere Sorte von Menschen wird nicht mit dem Guten geprüft, sondern mit Katastrophen und Heimsuchungen. Diese Katastrophe kann sich folgendermaßen auswirken: Das Vermögen kann sich verringern, die Gesundheit kann sich verschlechtern und so weiter. Diese Heimsuchungen entsprechen jedoch der vollkommenen Weisheit des erhabenen Allahs, Seiner Vorherbestimmung und Seines Vorgehens gegen Seine Schöpfung. Seitdem Ādam als Erster auf dieser Erde war, gibt es schon Heimsuchungen. Diese können Krankheiten sein, Todesfälle, Hungerkatastrophen, Verlust von Vermögen oder ähnliches. Hier prüft der erhabene Allah den Glauben der Menschen, so wie er es zur Zeit des Kalifats von ’Ummar Ibn al-Chattab, Allahs Wohlgefallen auf ihm, getan hat. In seiner Zeit wurden die Muslime von Allah mit einer Hungerskatastrophe geprüft, das ein ganzes Jahr andauerte. Der erhabene Allah wollte mit dieser Prüfung sehen, ob sie Ihn um Rettung fragen werden und sich geduldig zeigen oder ob sie gegenüber ihren muslimischen Geschwistern geizen werden. Auch der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wurde mit seinen Gefährten von Allah in der Schlacht von Uĥud geprüft. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und als euch ein Unglück traf, nachdem ihr das Doppelte erlangtet, sprachet ihr da etwa: „Woher (kommt) dies?“ Sprich: "Es kommt von euch selber."" [Āli-’Imrān, 3:165].

Diese Menschen wurden prüft, trotz ihres festen Glaubens und trotzt ihrer Standhaftigkeit. Der erhabene Allah hat sie geprüft, obwohl sie sehr weit entfernt waren vom Schirk (Götzendienst) oder den Neuerungen (Bidda’). Diese Menschen wurden geprüft um zu sehen, ob sie weiterhin an ihrer Religion ausnahmslos festhalten werden, so wie sie es zuvor stets getan haben, oder ob sie anfangen werden zu zweifeln, so wie es leider bei vielen Unwissenden heutzutage der Fall ist.

Eine andere Gruppe von Menschen wird auch durch Katastrophen und Heimsuchungen geprüft, indem zum Beispiel Überschwemmungen und Erdbeben bei ihnen auftreten, sie ihren Reichtum verlieren oder ähnliches. Wenn man sich jedoch diese Menschen etwas genauer anschaut, dann stellt man fest, dass sie den Sünden nachgeeifert haben, den Rechten und Pflichten Allahs keinerlei Beachtung gaben, den Tauĥīd ignorierten, obwohl dieser das Wichtigste überhaupt ist und haben weder das Übel bekämpft noch das Gute unterstützt, im Gegenteil sie haben dafür gesorgt, dass sich das Übel verbreitet. All diese Menschen hat diese Katastrophe ereilt, weil der erhabene Allah sie für ihre Taten bereits im Diesseits bestrafen wollte. Wenn es Muslimen widerfährt, die gläubig sind, so ist es eine Prüfung von Allah. Doch wenn es Menschen trifft, die bereits in Sünden ertrunken sind, so ist dies eine Bestrafung von Allah. Der erhabene Allah berichtet uns im Qur`ān über die Eigentümer des Gartens, die unter sich folgendes vereinbart haben: "[…] „Zu euch hinein darf ihn heute kein Armer betreten.“" [al-Qalam, 68:17].

Sie haben den Menschen ihr Recht verwehrt. Dies war eine Sünde, die eine Heimsuchung mit sich brachte. Der erhabene Allah hat gesagt: "Dann kam eine Heimsuchung deines Herrn über ihn, während sie schliefen. Und am Morgen war (der Garten) bereits verwüstet. Dann riefen sie am Morgen einander zu: „Geht in der Frühe zu eurem Acker hinaus, wenn ihr ernten möchtet.“ Und sie machten sich auf den Weg und redeten dabei flüsternd miteinander: „Zu euch hinein darf ihn heute kein Armer betreten.“ Und sie gingen in der Frühe hin mit dem festen Vorsatz, geizig zu sein. Doch als sie ihn sahen, sagten sie: „Wahrlich, wir befinden uns im Irrtum!“" [al-Qalam, 68:19ff].

Als sie ungerecht wurden, kam die Bestrafung sofort. Das sind also all die Gruppen unter den Muslimen, die vom erhabenen Allah geprüft werden, mal ist es das Gute und mal das Böse, womit der erhabene Allah Seine Diener prüft. Es gehört zur Grundlage der islamischen Rechtslehre, dass wenn einem Muslim etwas Böses widerfährt, er sich geduldig zeigen muss. Und wenn es einem Muslim widerfährt, der gegenüber den Rechten und Pflichten Allahs zu kurz getreten ist, dann soll dieser wissen, dass dies eine Bestrafung ist, mit der der erhabene Allah Seine Diener Angst machen möchte. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Keiner reagiert mit wachsamerer Sorge als Allah, wenn Er sieht, dass Sein Diener oder Seine Dienerin Unzucht (Zina) begehen.“ [Diesen Ĥadīth von ’Ā`ischah, Allahs Wohlgefallen auf ihr, hat al-Buchārī unter der Nr. 1044 verzeichnet].

Liebe Muslime, seid Wachsam! Wenn der erhabene Allah euch Wohlstand und Gutes gewährt hat, dann seid dankbar dafür und haltet euch an Ihm fest. Und wenn Er euch mit Katastrophen und Bösem prüft, dann seid standhaft und zweifelt nicht an Seine Religion.

Möge der erhabene Allah uns vor solchen Prüfungen verschonen. Und wenn Er uns dann doch prüfen sollte, dann möge Er uns standhaft machen! Hört, was der erhabene Allah im folgenden Vers gesagt hat: "Und Wir wollen euch sicherlich prüfen, bis Wir diejenigen von euch ausscheiden, die kämpfen und standhaft sind. Und Wir wollen eure Verhaltensweise bekannt geben." [Muĥammad, 47:31].

Möge Allah unseren geliebten Propheten Loben und Heil schenken. Und möge Er Wohlgefallen haben auf unsere vier rechtschaffenen Kalifen, die mit der Wahrheit gerichtet haben und gerecht waren.

 

Scheich Şāliĥ Ben ’Abdul-’Azīz Āl asch-Scheich

Die Wirklichkeit hinter dem Lebensunterhalt

 

 

 

Der erhabene Allah hat uns eine besondere Gnade und eine großartige Gunst erwiesen. Es ist eine Gnade, die man weder aufzählen noch vollständig erfassen kann. Ein Diener Allahs kommt stets in die Gunst dieser Gnade, ohne ihren Wert schätzen zu wissen. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Und es gibt kein Geschöpf auf der Erde, dessen Versorgung nicht Allah obläge. Und Er kennt seinen Aufenthaltsort und seine Heimstatt. Alles ist in einer deutlichen Schrift (verzeichnet)." [1]

Wahrlich, Er hat all die Geschöpfe erschaffen, diese gründlich erfasst und alle genau gezählt. Er hat ihren Lebensunterhalt an sie verteilt, ohne dabei einen von ihnen zu vergessen. Wenn du nun mit deiner Hand Nahrung zu dir nimmst, dann wisse, dass der erhabene Allah diese Nahrung dir bereits vorher bestimmt hat, schon bevor Er die Himmel und die Erde erschaffen hat. Gepriesen sei Der, Der die Vögel in der Luft und die Fische und Wale in der Dunkelheit der Meere versorgt. Gepriesen sei Der, Der die Schlange auf dem kahlen Land und den Wurm im harten Gestein versorgt. Gepriesen sei Der, vor Ihm nichts Verborgenes verborgen bleibt, da Er für die Versorgung aller zuständig ist. Er schrieb die Lebensfrist und den Lebensunterhalt von jedem auf und hat mit diesen gerichtet, sodass Sein Richten nicht kommentierbar und Seine Gerechtigkeit nicht zurückweisbar sind. Gepriesen sei Der, Dem allein alle Erhabenheit gehört.

Wem der erhabene Allah Gutes will, dem segnet Er seinen Lebensunterhalt und bestimmt für ihn nur das Gute, was Er ihm an Gnade gegeben hat. Sein Vermögen, seine Familienmitglieder und all seine Angelegenheiten werden gesegnet. Dies ist eine Gnade vom erhabenen Allah. Nur Allah allein gibt diesen Segen, diesen Reichtum und diese Gnade. Wenn der erhabene Allah diese Türen öffnet, dann gibt es niemanden, der diese schließen kann. Und wenn Er diese schließt, dann gibt es niemanden, der für einen diese öffnen kann.

O ihr Diener Allahs. Wenn der erhabene Allah einem Seiner Diener Gutes will, dem segnet Er seinen Lebensunterhalt und seine Gesundheit. Es ist genau dieser Segen, durch ihn das Wenige, Viel wird und durch ihn die Lage eines Dieners zu Zuwachs und Wohlstand wird. Die Lehre liegt also allein in diesem Segen. Schon so oft hat der erhabene Allah aus etwas wenigem, viel gemacht. Und wie oft hat der erhabene Allah schon etwas Kleines zu etwas Großem gemacht. Wenn der erhabene Allah einem Seiner Diener sein Vermögen segnen will, dem ermöglicht er die Ursachen für den Erwerb dieses Segens wahrzunehmen und öffnet ihm all die Türen.

Die wichtigsten Ursachen, durch die die Türen für Gnade und Segen geöffnet werden, ist die Gottesfurcht (at-Taqwah). Es ist diese Gottesfurcht, durch die der erhabene Allah die Türen für Gnade öffnet und durch die Er den Reichtum vermehrt. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Hätten aber die Bewohner (jener) Städte geglaubt und wären sie gottesfürchtig gewesen, so hätten Wir ihnen ganz gewiss die Segnungen von Himmel und Erde eröffnet." [2]

All das Gute ist gebunden an die Gottesfurcht. Dem, der Allah fürchtet, erleichtert Er seine Sorgen, verschafft ihm einen Ausweg und versorgt ihn in der Art und Weise, mit der er nicht rechnet. Die Erde Allahs wird einen Gottesfürchtigen niemals einengen können und auch der Lebensunterhalt wird denjenigen, der Angst vor Allah hat, nicht einengen.

O Diener Allahs. Zu den Gründen, durch die ein Diener die Türen für Gnade und Segen öffnen kann, gehört das Bittgebet (ad-Du’a`) und die Zuflucht bei Allah. Er gewehrt Zuflucht und ist Derjenige, der behütet. Wenn dein Lebensunterhalt eng wird, deine Sorgen stärker werden und deine Schulden stark ansteigen, dann klopfe an der Türe Allahs, vor dessen Türe der Klopfende keine Enttäuschung erleben wird. Frage den erhabenen Allah, da Er der Ehrwürdige und Großzügige ist. Er wendet sich von niemandem ab, der vor Seiner Türe steht. Er lässt niemanden enttäuscht zurück, der Seine Hilfe erfleht.

Eines Tages trat der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – in die gesegnete Moschee ein. Er sah dort einen seiner Gefährten, der dort alleine saß. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sah an seinem Gesicht, dass er voller Angst und Leid war. Er sah, dass dieser Mann zu einer Stunde in der Moschee saß, an der keine Gebete verrichtet werden. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – und Gnade dieser Welt ging zu ihm hin und sagte:

„O Abu Umaamah, was brachte dich dazu zu dieser Stunde in der Moschee zu kommen, an der kein Gebet ansteht?“ Er antwortete: „O Gesandter Allahs. Es sind Ängste dich mich plagen und Schulden, die mich erdrücken.“ Der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Soll ich dir nicht einige Worte lehren, sodass wenn du sie sagst, der erhabene Allah deine Ängste und Schulden von dir nehmen wird?“ Er antwortete:„Ja O Gesandter Allahs.“ Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Sag wenn du morgens wach wirst oder dich nachts schlafen legst folgendes: O Allah, ich suche Schutz bei Dir vor der Angst und dem Leid, der Schwäche und der Faulheit, dem Geiz und der Feigheit, der Last der Schulden und davor, von jemandem überwältigt zu werden.“ Der Gefährte – Allahs Wohlgefallen auf ihm – sagte: „Ich sagte diese Worte, worauf dann der erhabene Allahs die Ängste und Schulden von mir nahm.“ [3]

Das Bittgebet ist ein starkes Seil und ein Schutz durch den erhabenen Allah. Im Qur`an heißt es:

"Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe." [4]

Wenn der erhabene Allah den Ängstigen und Leidenden, dessen Vermögen und Religion von einem Unglück betroffen sind, erbarmen will, den regt Er zum Bittgebet an und weitet seine Brust für das Bitten Allahs, da die Schätze der Himmel und der Erde in Seinen Händen sind.

Zu den Gründen, durch die das Vermögen eines Dieners sich mehrt, gehört das Pflegen der Verwandtschaftsbeziehungen (Şilat ar-Raĥim). Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Wer (immer) will, dass Allah seinen Lebensunterhalt, sein Alter (und seine Nachkommen) segnet, sollte seine Verwandtschaftsbeziehungen pflegen.“ [5]

Pflegt die Verwandtschaftsbeziehung! Denn ihre Pflege gehört zur besonderen Gnade und Barmherzigkeit des erhabenen Allahs bezüglich Seiner Diener. Diese Pflege der Verwandtschaftsbeziehung bringt Freude in die Herzen der Onkels und Tanten. Deshalb, wer diese Beziehung pflegt, den wird Allah bei Sich behalten. Er wird seinen Lebensunterhalt segnen und seinen Vermögen mehren.

Zu den Gründen, durch die das Vermögen eines Dieners gemehrt wird, sind Almosen und Spenden. Denn wer einem Gläubigen eine Bedrängnis von den Bedrängnissen dieser Welt nimmt, dem nimmt Allah eine Bedrängnis von den Bedrängnissen des Tages der Auferstehung. Und wer einem Bedrängten einen Ausweg verschafft, dem verschafft Allah den Ausweg im Diesseits und am Tage der Auferstehung. Seid darum barmherzig gegen alles, was auf der Erde ist, dann ist gegen euch barmherzig, wer im Himmel ist. Der erhabene Allah ist barmherzig gegenüber Seinen Dienern, die barmherzig sind. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Kein Tagesanbruch vergeht, ohne dass zwei Engel herabsteigen, und der eine ruft: „O Allah, vergelte dem spendenden (seiner Spende) entsprechend!“ Und der andere ruft: „Oh Allah! Füge dem Geizigen (den entsprechenden) Schaden zu!““ [6]

O Sohn Adams, gib aus auf dem Weg Allahs, so wird auch für dich ausgegeben werden. Sei barmherzig gegenüber den Schwachen, dann ist gegen dich barmherzig, wer im Himmel ist. Deshalb, verschafft den Bedrängten einen Ausweg und beschert die Witwen und die Bedürftigen, denn der erhabene Allah ist gegenüber dem barmherzig, der barmherzig gegenüber den anderen ist. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat eines Tages zu Aşma` gesagt:

„O Aşma`: Spende, verschenke und halte nichts zurück, sonst wird (auch) Allah (Seine Gaben) vor dir zurückhalten. Sei nicht raffgierig, sonst wird (auch) Allah dir gegenüber Raffgier zeigen!“ [7]

Sie ist eine Frau und trotzdem sagte der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – zu ihr, dass sie spenden soll. Wer auf dem Weg Allahs spendet, dem wird Allah dies zehnfach vergelten. Denn jede gute Tat wird zur Belohnung zehnfach bis siebenhundertfach oder auch mehr bewertet. Allah allein weiß wie viel. Der Besitz eines Dieners Allahs wird niemals durch das Spenden (Şadaqah) geschmälert. [8]

Noch vor kurzem lebten die Menschen ein hartes und schweres Leben. Doch trotz alledem hat der erhabene Allah ihnen ihre Bedrängnisse genommen und ihnen stets einen Ausweg verschafft. Der erhabene Allah hat ihr bescheidenes Vermögen vermehrt, da sie barmherzig untereinander waren. Schaue dir die Gefährten des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – an, wie barmherzig sie untereinander waren. Deshalb war auch der erhabene Allah gegenüber ihnen barmherzig.

Zu den Gründen, durch die der erhabene Allah nicht nur das Vermögen Seines Dieners vermehrt, sondern auch seine Lebzeit und seine Umstände segnet, sind das Arbeiten und der Broterwerb, das vom Guten erworben wurde. Der Islam ist eine Religion des Arbeitens, eine Religion des Erwerbens. Es ist dieser erlaubte Erwerb, der dem Muslim sowohl das Gerede über ihn als auch das Betteln bei den Menschen erspart. Derjenige, der mit dem betteln fortfährt, wird am Tage des Gerichts Allah gegenüberstehen, und er wird kein Stück Fleisch mehr im Gesicht haben. [9]

Möge Allah uns davor verschont lassen.

Nimm die Ursachen wahr, die dir deinen Lebensunterhalt bringen. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Er ist es, Der euch die Erde untertan gemacht hat; wandert also auf ihren Wegen und genießt Seine Versorgung. Und zu Ihm führt die Auferstehung." [10]

Der erhabene Allah hat uns die Erde geebnet und aus ihr Gutes und Gesegnetes hervorgebracht. Der erhabene Allah hat das Gute im Erwerb des Unterhalts gelegt und das Schlechte in der Arbeitslosigkeit und in der Faulheit. Der Islam ist eine Religion des Djihads und des Arbeitens. Der Gesandte Allah – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Meine Nahrung ist unter dem Schatten meines Speeres zugeteilt worden.“ [11]

Der Lebensunterhalt wird nicht dadurch bestritten, indem man lediglich in der Moschee sitzen bleibt. Denn es gibt kein Mönchstum im Islam. Die Himmel lassen kein Gold und Silber regnen, sodass man nicht mehr arbeiten braucht. Trefft Vorkehrungen und bestreitet euren Lebensunterhalt vom Erlaubten. Denn dadurch gewährt euch der erhabene Allah an Barmherzigkeit. Der gesegnete Mann ist derjenige, der selbst den Lebensunterhalt von sich, seiner Ehefrau und seinen Kindern bestreitet, sodass der erhabene Allah ihm diese Tat gutschreibt. Man muss sich nicht für seine Arbeit schämen. Denn alle Gesandten – möge Allah sie loben und Heil schenken – haben gearbeitet. Der Gesandte Allahs Dawud war zum Beispiel Schmied.

Es ist keine Schande ein Schmied oder ein Schreiner zu sein, die Schande liegt im Sündigen, in der Faulheit, in der Trägheit und in der Arbeitslosigkeit, sodass ein Mensch nur noch von guten Gesten der anderen leben muss. Wenn nun also ein Mann nur noch von den guten Gesten der anderen leben muss, obwohl er im vollen Besitz seiner Kräfte ist, so ist dies ein Grund für das Dahinschwinden des Segens von seinen Kräften. Deshalb trefft die Vorkehrungen die nötig sind, um euren Lebensunterhalt aus dem erlaubten Erwerb zu bestreiten, damit Segen und Gnade euch ereilen. Der Lebensunterhalt wird gegenüber demjenigen nicht eng sein, der für seinen Erwerb sorgt. Der Gesandte Allahs – möge Allah sie loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Wenn ihr aufrichtig auf Allah vertraut, wird Er für euren Lebensunterhalt sorgen, wie Er auch für die Vögel sorgt. Morgens gehen sie mit leerem Magen hinaus und abends kehren sie mit gefülltem Magen zurück.“ [12]

Der Gesandte Allahs – möge Allah sie loben und Heil schenken – hat uns also beigebracht, dass selbst die Vögel hinausgehen müssen, um nach ihrem Lebensunterhalt zu suchen. Wer also hinausgeht, um sein Lebensunterhalt zu bestreiten, dem wird der erhabene Allah sein Vorhaben erleichtern. Der erhabene Allah hat im edlen Qur`an gesagt:

"O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah; und eine jede Seele schaue nach dem, was sie für morgen vorausschickt. Und fürchtet Allah; wahrlich, Allah ist dessen wohl kundig, was ihr tut." [13]

 

 

_____________________________________

 
 
[1] Sure 11, Huud, Vers 6

[2] Sure 7, al-A’raf, Vers 96

[3] Dies überlieferte Abu Dawud im Buch al-Witr, Kapitel al-Işti’adhah (4/412). Dieser Ĥadith ist von Abu Şa’id al-Chudri.

[4] Sure 1, al-Fatiĥah, Vers 5

[5] Dies überlieferten al-Buchari im Buch al-Adab, Kapitel Man Başata Lahu ar-Rizq bi Şilat ar-Raĥim (10/429) Fatĥ al-Bari und Muşlim im Buch al-Birr, Kapitel Şilat ar-Raĥim wa Taĥrim Qat’uha (16/114), Scharĥ an-Nawawi. Dieser Ĥadith ist von Anaş.

[6] Dies überlieferten al-Buchari im Buch az-Zakah, Kapitel: Die Aussage des erhabenen Allahs: "Jener aber, der gibt und gottesfürchtig ist […]" (3/304), Fatĥ al-Bari und Muşlim im Buch az-Zakah, Kapitel: Kull Naw’ mina l-Ma’ruf Şadaqah (7/95), Scharĥ an-Nawawi. Dieser Ĥadith ist von Abu Hurairah.

[7] Dies überlieferte Muşlim im Buch az-Zakah, Kapitel: al-Ĥath ’Ala l-Infaq wa Karahat al-Iĥşa` (7/118), Scharĥ an-Nawawi. Dieser Ĥadith ist von Aşma`.

[8] schmä|lern [V.1, hat geschmälert; mit Akk.] verringern, vermindern; jmds. Verdienste s., indem man ihn angreift; die Erkältung hat meine Stimmung etwas geschmälert; sein Gerede kann mir das Vergnügen nicht s.

[9] Dies überlieferte al-Buchari in seinem Şaĥiĥ. Dieser Ĥadith ist von Ibn ’Ummar.

[10] Sure 67, al-Mulk, Vers 15

[11] Dies überlieferten al-Buchari Ta’liqan im Buch al-Djihad, Kapitel: Ma Qilah fi r-Rimaaĥ und Aĥmad (2/50). Dieser Ĥadith ist von Ibn ’Ummar.

[12] Dies überlieferten Aĥmad (1/30) und at-Tirmidhi im Buch az-Zuhd, Kapitel: Ma Dja`a fi z-Zihadah fi d-Dunya. Dieser Ĥadith ist von ’Ummar Ibn al-Chattab.

[13] Sure 59, al-Ĥaschr, Vers 18

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