Die Wirklichkeit hinter den göttlichen Prüfungen (al-Ibtilā`)

 


O ihr Gläubige! Fürchtet Allah in geziemender Furcht. Ehrt sowohl die Gebote Allahs als auch Seine Verbote, indem ihr den Geboten nachkommt und den Verboten fernbleibt. Denn nur dadurch erlangt ihr die Gottesfurcht!

O ihr Gläubige! Der erhabene Allah ist Derjenige, in Dessen Hand die Herrschaft über Himmel und Erde ruht. Er allein besitzt die absolute Macht. Allah bestimmt über Seine Diener das, was Er möchte. Er erweitert und beschränkt dem, dem Er will, die Mittel zum Unterhalt. All das sind Prüfungen des erhabenen Allahs!

Deshalb ist die göttliche Prüfung ein sehr bedeutsames und höheres Gesetz, das die Muslime behüten sollten. Sie sollten die Grundlagen der islamischen Rechtslehre lernen und lehren, so wie sie im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, überliefert wurde. Denn diese Quellen zeigen die Wirklichkeit hinter der göttlichen Prüfung und den Zweck, den sie dabei erfüllt. Der erhabene Allah hat uns berichtet, dass Er die Menschen mit dem Bösen und mit dem Guten auf die Probe stellt. Beides sind also Prüfungen, sowohl das Gute als auch das Böse. Mit beiden prüft der erhabene Allah die Menschen gleichermaßen.

Es werden manchmal ganze Gruppen von Menschen von Allah geprüft und manchmal aber auch nur vereinzelte Personen. Sie werden geprüft, indem sie manchmal mit Guten und manchmal mit Katastrophen auf die Probe gestellt werden. All das obliegt Seiner uneingeschränkten Weisheit. Er bestimmt, was Er will und Er entscheidet mit dem, was Er will! Ihm allein obliegt die absolute Macht und Ihm allein obliegt die Herrschaft über aller Dinge.

Alle Dinge, die geschehen, geschehen, weil Er es so bestimmt hat und in Übereinstimmung mit Seiner Weisheit und mit Seinem Willen. Das, was Er will, wird geschehen und das, was Er nicht will, wird nicht geschehen! Deshalb erweitert Er einigen Menschen die Mittel zum Unterhalt und anderen nicht.

Der edle Qur`an und die Şunnah des Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zeigen uns die Weisheit, die dahinter steckt. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Wenn sie aber den (rechten) Weg einhalten, dann werden Wir ihnen reichlich Wasser zu trinken geben, um sie dadurch zu prüfen." [al-Djin 72:16f].

Derjenige also, dem Freude, Gunst und Segen gewährt wurde, muss sich bewusst machen, in welch eine gänzliche Lage er gebracht wurde. Er muss sich fragen, ob er auch zu denen gehört, die den rechten Weg einhalten oder nicht. Er muss sich selbstkritisch hinterfragen, ob er zu den Gläubigen gehört, die auf Allah hören, indem sie Seinen Geboten folgen und Seinen Verboten fernbleiben oder nicht. Wenn er zu denen gehören sollte, die den rechten Weg einhalten, gläubig sind und auf die Gebete achten und denen der erhabene Allah außerdem die Mittel zum Unterhalt erweitert hat, dann soll er wissen, dass der erhabene Allah ihm all das gegeben hat, um ihn damit zu prüfen. Er prüft ihn, ob er sich bezüglich all dieser Güte als dankbar erweisen wird, oder diese doch leugnen wird.

Denn wie oft schon haben Menschen den rechten Weg eingehalten und sind dann, als ihnen Reichtum und Wohlstand gewährt wurde, in die Irre gegangen und haben den erhabenen Allah für all das nicht gedankt. Derjenige also, der den rechten Weg einhält, im vollen Besitz seiner Kräfte ist, Gesund ist und über ausreichen Wohlstand verfügt, der sollte wissen, dass der erhabene Allah ihn mit all diesen Dingen prüft, um zu sehen, ob er dankbar sein wird oder leugnen wird. Denn das hat uns der erhabene Allah über Şulaimān, Allahs Heil auf ihm, berichtet, als er sagte: "Dies geschieht durch die Gnade meines Herrn, um mich zu prüfen, ob ich dankbar oder undankbar bin." [an-Naml, 27:40].

Diese Worte sagte Şulaimān, Allahs Heil auf ihm, als ihm der Thron von Bilqīş gebracht wurde. Er verstand sofort, dass diese Gunst, die ihm der erhabene Allah gewährt hat, eine Prüfung war, um festzustellen, ob er sich dankbar zeigen wird oder ob er glaubt, all das allein geschafft zu haben.

Eine andere Sorte von Menschen wird auch mit Wohlstand und Wohlergehen geprüft, während sie jedoch zu denen gehören, die nicht den vollkommenen Glauben im Herzen tragen, unmäßig bei den Pflichten sind, den Verboten nacheifern und keinem sein Recht geben. Diese Menschen sollten Wissen, dass dies eine Prüfung ist und dass der erhabene Allah sie stufenweise dem Verderben näherbringt. Denn das wurde im folgenden Ĥadīth überliefert. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wenn du siehst, wie Allah einem Diener (Wohlstand) gibt und dieser (trotzdem) auf Sünden beharrt, dann wisse, dass er ihn stufenweise (dem Verderben) näherbringt.“ [Dieser Ĥadīth von ’Uqbah Ibn ’Āmir, Allahs Wohlgefallen auf ihm, ist authentisch (Şaĥīĥ) und wurde bei Aĥmad verzeichnet (4/145)].

Der erhabene Allah hat dazu gesagt: "Wir werden sie stufenweise (dem Verderben) näherbringen, von wo sie nicht wissen. Und Ich gewähre ihnen Aufschub. (Aber) gewiss, Meine List ist fest." [al-Qalam, 68:44f].

Der erhabene Allah reagiert mit wachsamerer Sorge, wenn Er sieht, dass Seine Heiligtümer verletzt werden und trotzt alledem erweitert Er dem, der den rechten Weg nicht einhält, die Mittel zum Unterhalt, damit er ihn prüft. Deshalb sollten diese Menschen, die undankbar sind, wissen, dass all dies dazu dienen soll, dass einem dadurch das Verderben stufenweise nähergebracht wird, damit andere Menschen sehen, was aus ihnen geworden ist, nachdem die Bestrafung sie ereilt hat.

Ein Muslim sollte stets zu seinem Herrn zurückkehren für all das, was Er ihm an Freude, Gunst und Segen gegeben hat. Wenn er gläubig ist, den Geboten nachkommt und den Verboten fernbleibt, dann sollte er stets darum bemüht sein, seinem Herrn dafür zu danken. Außerdem sollte er all das, was er von seinem Herrn bekommen hat, auch für das einsetzen, was erlaubt ist. Er sollte auch nicht glauben, dass er all das durch seine eigene Kraft und durch sein Können erreicht hat, sondern, weil der erhabene Allah ihm dies gewährt hat.

Wer sich jedoch mit Sünden umgibt und nicht den rechten Weg einhält, obwohl der erhabene Allah ihm Freude, Gunst und Segen gegeben hat, der sollte endlich aufwachen, bevor er all diese Dinge wieder verliert.

Die andere Sorte von Menschen wird nicht mit dem Guten geprüft, sondern mit Katastrophen und Heimsuchungen. Diese Katastrophe kann sich folgendermaßen auswirken: Das Vermögen kann sich verringern, die Gesundheit kann sich verschlechtern und so weiter. Diese Heimsuchungen entsprechen jedoch der vollkommenen Weisheit des erhabenen Allahs, Seiner Vorherbestimmung und Seines Vorgehens gegen Seine Schöpfung. Seitdem Ādam als Erster auf dieser Erde war, gibt es schon Heimsuchungen. Diese können Krankheiten sein, Todesfälle, Hungerkatastrophen, Verlust von Vermögen oder ähnliches. Hier prüft der erhabene Allah den Glauben der Menschen, so wie er es zur Zeit des Kalifats von ’Ummar Ibn al-Chattab, Allahs Wohlgefallen auf ihm, getan hat. In seiner Zeit wurden die Muslime von Allah mit einer Hungerskatastrophe geprüft, das ein ganzes Jahr andauerte. Der erhabene Allah wollte mit dieser Prüfung sehen, ob sie Ihn um Rettung fragen werden und sich geduldig zeigen oder ob sie gegenüber ihren muslimischen Geschwistern geizen werden. Auch der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wurde mit seinen Gefährten von Allah in der Schlacht von Uĥud geprüft. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und als euch ein Unglück traf, nachdem ihr das Doppelte erlangtet, sprachet ihr da etwa: „Woher (kommt) dies?“ Sprich: "Es kommt von euch selber."" [Āli-’Imrān, 3:165].

Diese Menschen wurden prüft, trotz ihres festen Glaubens und trotzt ihrer Standhaftigkeit. Der erhabene Allah hat sie geprüft, obwohl sie sehr weit entfernt waren vom Schirk (Götzendienst) oder den Neuerungen (Bidda’). Diese Menschen wurden geprüft um zu sehen, ob sie weiterhin an ihrer Religion ausnahmslos festhalten werden, so wie sie es zuvor stets getan haben, oder ob sie anfangen werden zu zweifeln, so wie es leider bei vielen Unwissenden heutzutage der Fall ist.

Eine andere Gruppe von Menschen wird auch durch Katastrophen und Heimsuchungen geprüft, indem zum Beispiel Überschwemmungen und Erdbeben bei ihnen auftreten, sie ihren Reichtum verlieren oder ähnliches. Wenn man sich jedoch diese Menschen etwas genauer anschaut, dann stellt man fest, dass sie den Sünden nachgeeifert haben, den Rechten und Pflichten Allahs keinerlei Beachtung gaben, den Tauĥīd ignorierten, obwohl dieser das Wichtigste überhaupt ist und haben weder das Übel bekämpft noch das Gute unterstützt, im Gegenteil sie haben dafür gesorgt, dass sich das Übel verbreitet. All diese Menschen hat diese Katastrophe ereilt, weil der erhabene Allah sie für ihre Taten bereits im Diesseits bestrafen wollte. Wenn es Muslimen widerfährt, die gläubig sind, so ist es eine Prüfung von Allah. Doch wenn es Menschen trifft, die bereits in Sünden ertrunken sind, so ist dies eine Bestrafung von Allah. Der erhabene Allah berichtet uns im Qur`ān über die Eigentümer des Gartens, die unter sich folgendes vereinbart haben: "[…] „Zu euch hinein darf ihn heute kein Armer betreten.“" [al-Qalam, 68:17].

Sie haben den Menschen ihr Recht verwehrt. Dies war eine Sünde, die eine Heimsuchung mit sich brachte. Der erhabene Allah hat gesagt: "Dann kam eine Heimsuchung deines Herrn über ihn, während sie schliefen. Und am Morgen war (der Garten) bereits verwüstet. Dann riefen sie am Morgen einander zu: „Geht in der Frühe zu eurem Acker hinaus, wenn ihr ernten möchtet.“ Und sie machten sich auf den Weg und redeten dabei flüsternd miteinander: „Zu euch hinein darf ihn heute kein Armer betreten.“ Und sie gingen in der Frühe hin mit dem festen Vorsatz, geizig zu sein. Doch als sie ihn sahen, sagten sie: „Wahrlich, wir befinden uns im Irrtum!“" [al-Qalam, 68:19ff].

Als sie ungerecht wurden, kam die Bestrafung sofort. Das sind also all die Gruppen unter den Muslimen, die vom erhabenen Allah geprüft werden, mal ist es das Gute und mal das Böse, womit der erhabene Allah Seine Diener prüft. Es gehört zur Grundlage der islamischen Rechtslehre, dass wenn einem Muslim etwas Böses widerfährt, er sich geduldig zeigen muss. Und wenn es einem Muslim widerfährt, der gegenüber den Rechten und Pflichten Allahs zu kurz getreten ist, dann soll dieser wissen, dass dies eine Bestrafung ist, mit der der erhabene Allah Seine Diener Angst machen möchte. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Keiner reagiert mit wachsamerer Sorge als Allah, wenn Er sieht, dass Sein Diener oder Seine Dienerin Unzucht (Zina) begehen.“ [Diesen Ĥadīth von ’Ā`ischah, Allahs Wohlgefallen auf ihr, hat al-Buchārī unter der Nr. 1044 verzeichnet].

Liebe Muslime, seid Wachsam! Wenn der erhabene Allah euch Wohlstand und Gutes gewährt hat, dann seid dankbar dafür und haltet euch an Ihm fest. Und wenn Er euch mit Katastrophen und Bösem prüft, dann seid standhaft und zweifelt nicht an Seine Religion.

Möge der erhabene Allah uns vor solchen Prüfungen verschonen. Und wenn Er uns dann doch prüfen sollte, dann möge Er uns standhaft machen! Hört, was der erhabene Allah im folgenden Vers gesagt hat: "Und Wir wollen euch sicherlich prüfen, bis Wir diejenigen von euch ausscheiden, die kämpfen und standhaft sind. Und Wir wollen eure Verhaltensweise bekannt geben." [Muĥammad, 47:31].

Möge Allah unseren geliebten Propheten Loben und Heil schenken. Und möge Er Wohlgefallen haben auf unsere vier rechtschaffenen Kalifen, die mit der Wahrheit gerichtet haben und gerecht waren.

 

Scheich Şāliĥ Ben ’Abdul-’Azīz Āl asch-Scheich

Die Wirklichkeit hinter dem Lebensunterhalt

 

 

 

Der erhabene Allah hat uns eine besondere Gnade und eine großartige Gunst erwiesen. Es ist eine Gnade, die man weder aufzählen noch vollständig erfassen kann. Ein Diener Allahs kommt stets in die Gunst dieser Gnade, ohne ihren Wert schätzen zu wissen. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Und es gibt kein Geschöpf auf der Erde, dessen Versorgung nicht Allah obläge. Und Er kennt seinen Aufenthaltsort und seine Heimstatt. Alles ist in einer deutlichen Schrift (verzeichnet)." [1]

Wahrlich, Er hat all die Geschöpfe erschaffen, diese gründlich erfasst und alle genau gezählt. Er hat ihren Lebensunterhalt an sie verteilt, ohne dabei einen von ihnen zu vergessen. Wenn du nun mit deiner Hand Nahrung zu dir nimmst, dann wisse, dass der erhabene Allah diese Nahrung dir bereits vorher bestimmt hat, schon bevor Er die Himmel und die Erde erschaffen hat. Gepriesen sei Der, Der die Vögel in der Luft und die Fische und Wale in der Dunkelheit der Meere versorgt. Gepriesen sei Der, Der die Schlange auf dem kahlen Land und den Wurm im harten Gestein versorgt. Gepriesen sei Der, vor Ihm nichts Verborgenes verborgen bleibt, da Er für die Versorgung aller zuständig ist. Er schrieb die Lebensfrist und den Lebensunterhalt von jedem auf und hat mit diesen gerichtet, sodass Sein Richten nicht kommentierbar und Seine Gerechtigkeit nicht zurückweisbar sind. Gepriesen sei Der, Dem allein alle Erhabenheit gehört.

Wem der erhabene Allah Gutes will, dem segnet Er seinen Lebensunterhalt und bestimmt für ihn nur das Gute, was Er ihm an Gnade gegeben hat. Sein Vermögen, seine Familienmitglieder und all seine Angelegenheiten werden gesegnet. Dies ist eine Gnade vom erhabenen Allah. Nur Allah allein gibt diesen Segen, diesen Reichtum und diese Gnade. Wenn der erhabene Allah diese Türen öffnet, dann gibt es niemanden, der diese schließen kann. Und wenn Er diese schließt, dann gibt es niemanden, der für einen diese öffnen kann.

O ihr Diener Allahs. Wenn der erhabene Allah einem Seiner Diener Gutes will, dem segnet Er seinen Lebensunterhalt und seine Gesundheit. Es ist genau dieser Segen, durch ihn das Wenige, Viel wird und durch ihn die Lage eines Dieners zu Zuwachs und Wohlstand wird. Die Lehre liegt also allein in diesem Segen. Schon so oft hat der erhabene Allah aus etwas wenigem, viel gemacht. Und wie oft hat der erhabene Allah schon etwas Kleines zu etwas Großem gemacht. Wenn der erhabene Allah einem Seiner Diener sein Vermögen segnen will, dem ermöglicht er die Ursachen für den Erwerb dieses Segens wahrzunehmen und öffnet ihm all die Türen.

Die wichtigsten Ursachen, durch die die Türen für Gnade und Segen geöffnet werden, ist die Gottesfurcht (at-Taqwah). Es ist diese Gottesfurcht, durch die der erhabene Allah die Türen für Gnade öffnet und durch die Er den Reichtum vermehrt. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Hätten aber die Bewohner (jener) Städte geglaubt und wären sie gottesfürchtig gewesen, so hätten Wir ihnen ganz gewiss die Segnungen von Himmel und Erde eröffnet." [2]

All das Gute ist gebunden an die Gottesfurcht. Dem, der Allah fürchtet, erleichtert Er seine Sorgen, verschafft ihm einen Ausweg und versorgt ihn in der Art und Weise, mit der er nicht rechnet. Die Erde Allahs wird einen Gottesfürchtigen niemals einengen können und auch der Lebensunterhalt wird denjenigen, der Angst vor Allah hat, nicht einengen.

O Diener Allahs. Zu den Gründen, durch die ein Diener die Türen für Gnade und Segen öffnen kann, gehört das Bittgebet (ad-Du’a`) und die Zuflucht bei Allah. Er gewehrt Zuflucht und ist Derjenige, der behütet. Wenn dein Lebensunterhalt eng wird, deine Sorgen stärker werden und deine Schulden stark ansteigen, dann klopfe an der Türe Allahs, vor dessen Türe der Klopfende keine Enttäuschung erleben wird. Frage den erhabenen Allah, da Er der Ehrwürdige und Großzügige ist. Er wendet sich von niemandem ab, der vor Seiner Türe steht. Er lässt niemanden enttäuscht zurück, der Seine Hilfe erfleht.

Eines Tages trat der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – in die gesegnete Moschee ein. Er sah dort einen seiner Gefährten, der dort alleine saß. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sah an seinem Gesicht, dass er voller Angst und Leid war. Er sah, dass dieser Mann zu einer Stunde in der Moschee saß, an der keine Gebete verrichtet werden. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – und Gnade dieser Welt ging zu ihm hin und sagte:

„O Abu Umaamah, was brachte dich dazu zu dieser Stunde in der Moschee zu kommen, an der kein Gebet ansteht?“ Er antwortete: „O Gesandter Allahs. Es sind Ängste dich mich plagen und Schulden, die mich erdrücken.“ Der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Soll ich dir nicht einige Worte lehren, sodass wenn du sie sagst, der erhabene Allah deine Ängste und Schulden von dir nehmen wird?“ Er antwortete:„Ja O Gesandter Allahs.“ Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Sag wenn du morgens wach wirst oder dich nachts schlafen legst folgendes: O Allah, ich suche Schutz bei Dir vor der Angst und dem Leid, der Schwäche und der Faulheit, dem Geiz und der Feigheit, der Last der Schulden und davor, von jemandem überwältigt zu werden.“ Der Gefährte – Allahs Wohlgefallen auf ihm – sagte: „Ich sagte diese Worte, worauf dann der erhabene Allahs die Ängste und Schulden von mir nahm.“ [3]

Das Bittgebet ist ein starkes Seil und ein Schutz durch den erhabenen Allah. Im Qur`an heißt es:

"Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe." [4]

Wenn der erhabene Allah den Ängstigen und Leidenden, dessen Vermögen und Religion von einem Unglück betroffen sind, erbarmen will, den regt Er zum Bittgebet an und weitet seine Brust für das Bitten Allahs, da die Schätze der Himmel und der Erde in Seinen Händen sind.

Zu den Gründen, durch die das Vermögen eines Dieners sich mehrt, gehört das Pflegen der Verwandtschaftsbeziehungen (Şilat ar-Raĥim). Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Wer (immer) will, dass Allah seinen Lebensunterhalt, sein Alter (und seine Nachkommen) segnet, sollte seine Verwandtschaftsbeziehungen pflegen.“ [5]

Pflegt die Verwandtschaftsbeziehung! Denn ihre Pflege gehört zur besonderen Gnade und Barmherzigkeit des erhabenen Allahs bezüglich Seiner Diener. Diese Pflege der Verwandtschaftsbeziehung bringt Freude in die Herzen der Onkels und Tanten. Deshalb, wer diese Beziehung pflegt, den wird Allah bei Sich behalten. Er wird seinen Lebensunterhalt segnen und seinen Vermögen mehren.

Zu den Gründen, durch die das Vermögen eines Dieners gemehrt wird, sind Almosen und Spenden. Denn wer einem Gläubigen eine Bedrängnis von den Bedrängnissen dieser Welt nimmt, dem nimmt Allah eine Bedrängnis von den Bedrängnissen des Tages der Auferstehung. Und wer einem Bedrängten einen Ausweg verschafft, dem verschafft Allah den Ausweg im Diesseits und am Tage der Auferstehung. Seid darum barmherzig gegen alles, was auf der Erde ist, dann ist gegen euch barmherzig, wer im Himmel ist. Der erhabene Allah ist barmherzig gegenüber Seinen Dienern, die barmherzig sind. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Kein Tagesanbruch vergeht, ohne dass zwei Engel herabsteigen, und der eine ruft: „O Allah, vergelte dem spendenden (seiner Spende) entsprechend!“ Und der andere ruft: „Oh Allah! Füge dem Geizigen (den entsprechenden) Schaden zu!““ [6]

O Sohn Adams, gib aus auf dem Weg Allahs, so wird auch für dich ausgegeben werden. Sei barmherzig gegenüber den Schwachen, dann ist gegen dich barmherzig, wer im Himmel ist. Deshalb, verschafft den Bedrängten einen Ausweg und beschert die Witwen und die Bedürftigen, denn der erhabene Allah ist gegenüber dem barmherzig, der barmherzig gegenüber den anderen ist. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat eines Tages zu Aşma` gesagt:

„O Aşma`: Spende, verschenke und halte nichts zurück, sonst wird (auch) Allah (Seine Gaben) vor dir zurückhalten. Sei nicht raffgierig, sonst wird (auch) Allah dir gegenüber Raffgier zeigen!“ [7]

Sie ist eine Frau und trotzdem sagte der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – zu ihr, dass sie spenden soll. Wer auf dem Weg Allahs spendet, dem wird Allah dies zehnfach vergelten. Denn jede gute Tat wird zur Belohnung zehnfach bis siebenhundertfach oder auch mehr bewertet. Allah allein weiß wie viel. Der Besitz eines Dieners Allahs wird niemals durch das Spenden (Şadaqah) geschmälert. [8]

Noch vor kurzem lebten die Menschen ein hartes und schweres Leben. Doch trotz alledem hat der erhabene Allah ihnen ihre Bedrängnisse genommen und ihnen stets einen Ausweg verschafft. Der erhabene Allah hat ihr bescheidenes Vermögen vermehrt, da sie barmherzig untereinander waren. Schaue dir die Gefährten des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – an, wie barmherzig sie untereinander waren. Deshalb war auch der erhabene Allah gegenüber ihnen barmherzig.

Zu den Gründen, durch die der erhabene Allah nicht nur das Vermögen Seines Dieners vermehrt, sondern auch seine Lebzeit und seine Umstände segnet, sind das Arbeiten und der Broterwerb, das vom Guten erworben wurde. Der Islam ist eine Religion des Arbeitens, eine Religion des Erwerbens. Es ist dieser erlaubte Erwerb, der dem Muslim sowohl das Gerede über ihn als auch das Betteln bei den Menschen erspart. Derjenige, der mit dem betteln fortfährt, wird am Tage des Gerichts Allah gegenüberstehen, und er wird kein Stück Fleisch mehr im Gesicht haben. [9]

Möge Allah uns davor verschont lassen.

Nimm die Ursachen wahr, die dir deinen Lebensunterhalt bringen. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Er ist es, Der euch die Erde untertan gemacht hat; wandert also auf ihren Wegen und genießt Seine Versorgung. Und zu Ihm führt die Auferstehung." [10]

Der erhabene Allah hat uns die Erde geebnet und aus ihr Gutes und Gesegnetes hervorgebracht. Der erhabene Allah hat das Gute im Erwerb des Unterhalts gelegt und das Schlechte in der Arbeitslosigkeit und in der Faulheit. Der Islam ist eine Religion des Djihads und des Arbeitens. Der Gesandte Allah – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Meine Nahrung ist unter dem Schatten meines Speeres zugeteilt worden.“ [11]

Der Lebensunterhalt wird nicht dadurch bestritten, indem man lediglich in der Moschee sitzen bleibt. Denn es gibt kein Mönchstum im Islam. Die Himmel lassen kein Gold und Silber regnen, sodass man nicht mehr arbeiten braucht. Trefft Vorkehrungen und bestreitet euren Lebensunterhalt vom Erlaubten. Denn dadurch gewährt euch der erhabene Allah an Barmherzigkeit. Der gesegnete Mann ist derjenige, der selbst den Lebensunterhalt von sich, seiner Ehefrau und seinen Kindern bestreitet, sodass der erhabene Allah ihm diese Tat gutschreibt. Man muss sich nicht für seine Arbeit schämen. Denn alle Gesandten – möge Allah sie loben und Heil schenken – haben gearbeitet. Der Gesandte Allahs Dawud war zum Beispiel Schmied.

Es ist keine Schande ein Schmied oder ein Schreiner zu sein, die Schande liegt im Sündigen, in der Faulheit, in der Trägheit und in der Arbeitslosigkeit, sodass ein Mensch nur noch von guten Gesten der anderen leben muss. Wenn nun also ein Mann nur noch von den guten Gesten der anderen leben muss, obwohl er im vollen Besitz seiner Kräfte ist, so ist dies ein Grund für das Dahinschwinden des Segens von seinen Kräften. Deshalb trefft die Vorkehrungen die nötig sind, um euren Lebensunterhalt aus dem erlaubten Erwerb zu bestreiten, damit Segen und Gnade euch ereilen. Der Lebensunterhalt wird gegenüber demjenigen nicht eng sein, der für seinen Erwerb sorgt. Der Gesandte Allahs – möge Allah sie loben und Heil schenken – hat gesagt:

„Wenn ihr aufrichtig auf Allah vertraut, wird Er für euren Lebensunterhalt sorgen, wie Er auch für die Vögel sorgt. Morgens gehen sie mit leerem Magen hinaus und abends kehren sie mit gefülltem Magen zurück.“ [12]

Der Gesandte Allahs – möge Allah sie loben und Heil schenken – hat uns also beigebracht, dass selbst die Vögel hinausgehen müssen, um nach ihrem Lebensunterhalt zu suchen. Wer also hinausgeht, um sein Lebensunterhalt zu bestreiten, dem wird der erhabene Allah sein Vorhaben erleichtern. Der erhabene Allah hat im edlen Qur`an gesagt:

"O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah; und eine jede Seele schaue nach dem, was sie für morgen vorausschickt. Und fürchtet Allah; wahrlich, Allah ist dessen wohl kundig, was ihr tut." [13]

 

 

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[1] Sure 11, Huud, Vers 6

[2] Sure 7, al-A’raf, Vers 96

[3] Dies überlieferte Abu Dawud im Buch al-Witr, Kapitel al-Işti’adhah (4/412). Dieser Ĥadith ist von Abu Şa’id al-Chudri.

[4] Sure 1, al-Fatiĥah, Vers 5

[5] Dies überlieferten al-Buchari im Buch al-Adab, Kapitel Man Başata Lahu ar-Rizq bi Şilat ar-Raĥim (10/429) Fatĥ al-Bari und Muşlim im Buch al-Birr, Kapitel Şilat ar-Raĥim wa Taĥrim Qat’uha (16/114), Scharĥ an-Nawawi. Dieser Ĥadith ist von Anaş.

[6] Dies überlieferten al-Buchari im Buch az-Zakah, Kapitel: Die Aussage des erhabenen Allahs: "Jener aber, der gibt und gottesfürchtig ist […]" (3/304), Fatĥ al-Bari und Muşlim im Buch az-Zakah, Kapitel: Kull Naw’ mina l-Ma’ruf Şadaqah (7/95), Scharĥ an-Nawawi. Dieser Ĥadith ist von Abu Hurairah.

[7] Dies überlieferte Muşlim im Buch az-Zakah, Kapitel: al-Ĥath ’Ala l-Infaq wa Karahat al-Iĥşa` (7/118), Scharĥ an-Nawawi. Dieser Ĥadith ist von Aşma`.

[8] schmä|lern [V.1, hat geschmälert; mit Akk.] verringern, vermindern; jmds. Verdienste s., indem man ihn angreift; die Erkältung hat meine Stimmung etwas geschmälert; sein Gerede kann mir das Vergnügen nicht s.

[9] Dies überlieferte al-Buchari in seinem Şaĥiĥ. Dieser Ĥadith ist von Ibn ’Ummar.

[10] Sure 67, al-Mulk, Vers 15

[11] Dies überlieferten al-Buchari Ta’liqan im Buch al-Djihad, Kapitel: Ma Qilah fi r-Rimaaĥ und Aĥmad (2/50). Dieser Ĥadith ist von Ibn ’Ummar.

[12] Dies überlieferten Aĥmad (1/30) und at-Tirmidhi im Buch az-Zuhd, Kapitel: Ma Dja`a fi z-Zihadah fi d-Dunya. Dieser Ĥadith ist von ’Ummar Ibn al-Chattab.

[13] Sure 59, al-Ĥaschr, Vers 18

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