Vers: "Sag: Das ist mein Weg (şabīl): Ich rufe zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera)."

Und die Aussage des erhabenen Allahs: "Sag: Das ist mein Weg (şabīl): Ich rufe zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera)."[1]

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Er, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat gesagt: „Und die Aussage des erhabenen Allahs: "Sag: Das ist mein Weg (şabīl): Ich rufe zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera), ich und diejenigen, die mir folgen. Preis sei Allah! Und ich gehöre nicht zu den Götzendienern."“ Dieser Vers ist einer der letzen Verse der Sure Yūşuf. Der erhabene Allah befiehlt darin Seinem Gesandten Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, er solle den Menschen seinen Weg und den seiner Gefolgschaft verkünden, nämlich das Rufen zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera). Das weist daraufhin, dass derjenige, der die Menschen nicht aufgrund eines sichtbaren Hinweises ruft, er die Gefolgschaft zum Propheten nicht wirklich verwirklicht hat, auch wenn er ein Gelehrter sein sollte.

Die Aussage des erhabenen Allahs: "Sag", bedeutet: Sag o Muĥammad zu den Menschen: "Das ist mein Weg (şabīl)." Aş-Şabīl bedeutet: Der Weg, auf dem ich schreite.

"Ich rufe zu Allah." Das heißt, der Aufruf zum Tauĥīd Allahs, zum Widmen all der Anbetung Ihm allein und zum Unterlassen der Anbetung anderer neben Ihm, genauso wie auch der Aufruf zu den restlichen Kulthandlungen dieser Religion ist. Somit umfasst die Da’wah gegenüber dem Ungläubigen, dass er den Islam annimmt, und die Da’wah gegenüber den Sündern von den Muslimen, dass sie bei Allah für ihre Taten bereuen und ihren Verpflichtungen nachkommen sollen, die ihnen der erhabene Allah auferlegt hat. Man warnt sie vor dem Fallen in Schirk und weist sie darauf hin, all die Sünden zu unterlassen. Die Da’wah ist nicht allein auf die Ungläubigen beschränkt. Auch die Muslime, die in Sünden und Vergehen geraten sind, sind auf eine Da’wah angewiesen. Es ist ein Aufruf zur Reue, zum Umsetzen der Pflichten, zum Unterlassen der Verbote und zur Furcht vor dem erhabenen Allah. Somit ist die Da’wah hier allgemein. Hiermit ist aber auch die Da’wah zum Kennenlernen des Tauĥīds und seines Gegenteils gemeint.

"Ich rufe zu Allah." Der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat gesagt: „Hierin ist ein Verweis auf die Notwendigkeit der Aufrichtigkeit (Ikhlāş). Denn es gibt Menschen, die in Wirklichkeit nur zu sich selbst aufrufen.“ Es kann nämlich sein, dass eine Person Da’wah betreibt, indem er Vorträge und Predigten hält, doch seine Absicht darin ist, dass seine Angelegenheiten unter den Menschen bekannt werden, sodass er dann eine besondere Stellung unter ihnen genießt und sie ihn dafür loben und sich um ihn scharen. Wenn das seine Absicht ist, dann ruft er nicht wirklich zum erhabenen Allah. Im Gegenteil, er ruft zu seiner Person. Ein Mensch, der die Da’wah unterlässt, der hat dadurch eine besondere Verpflichtung unterlassen. Und derjenige, der in seiner Da’wah nicht aufrichtig ist, der hat ein Verbot begangen. Die Da’wah ist deshalb notwendig und sollte allein um Allahs Willen unternommen werden. Die Absicht darin sollte sein, die Gesetze Allahs zu etablieren. Und die Absicht darin sollte auch sein, die Menschen rechtzuleiten und für sie nützlich zu sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie dich dafür loben oder rügen. Denn es gibt Menschen, wenn sie für ihre Da’wah nicht gelobt und ermutigt werden, sie die Da’wah wieder einstellen. Das ist wiederum ein Beweis dafür, dass sie nicht zu Allah, Den Erhabenen, rufen, sondern zu sich selbst. Ein Muslim sollte sich deshalb vor dieser Sache in Acht nehmen. Sein Führer und seine Absicht bei der Da’wah, sollten stets die Aufrichtigkeit in der Sache Allahs sein. Er soll für die Menschen nützlich sein und sie vom Schirk, den Neuerungen und den Vergehen befreien. Er soll dieser Verpflichtung nachkommen, die ihm auferlegt wurde. Die Anzahl der Leute, die sich um einer Person scharen, sind kein Beleg für seine Vorzüglichkeit. Es gab schließlich Propheten, denen nur wenige gefolgt sind: „Alle Völker wurden mir vorgezeigt und ich sah einen Propheten mit einer kleinen Gruppe und einen Propheten mit zwei oder drei Leuten und einen Propheten ohne jemanden.“ War dies etwa ein Beleg für die Vorzüglichkeit dieser Propheten gewesen? Gewiss, nein! Deshalb sollte ein Mensch nie auf die Anzahl der Anwesenden achten: „Bei Allah, wenn Allah auch nur einen einzigen Menschen durch dich zum Islam führt, ist das besser, als eine Herde roter Kamele.“[2]

Eine Gruppe von Menschen hat sich stets vor dem Haus von Ibn Maşş’ūd, Allahs Wohlgefallen auf ihm, versammelt und auf ihn gewartet. Als er zum Gebet hinauskam, gingen sie hinter ihm her (in die Moschee). Er wendete sich eines Tages zu ihnen und sagte: „Geht weg! Es ist eine Versuchung für den, der gefolgt wird und eine Demütigung für den, der ihm folgt.“

"Ich rufe zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera)." Al-Basseera bedeutet hier: Wissen. Sie ist sogar die höchste Stufe des Wissens.

Hierin ist ein Beweis, dass es Voraussetzung ist für einen Dā’ī[3], dass er basseera haben muss, das bedeutet, dass er Wissen haben muss über das, zu dem er ruft. Was den Unwissenden anbetrifft, so ist er für die Da’wah nicht geeignet. Er muss erst mal Vorrat schaffen im Bezug auf Wissen, bevor er zur Da’wah schreitet. Denn er wird während seiner Da’wah mit Scheinargumenten und Diskussionen konfrontiert werden. Wie soll er dann antworten, wenn er mit seinem Gegner Angesicht zu Angesicht steht oder mit einem Scheinargument? Wie soll er da wieder Heil herauskommen? Er wird entweder kläglich versagen, was allgemein ein Rückschlag für die Da’wah bedeuten würde, oder er wird mit Unwissenheit sprechen, sodass die Sache dann richtig gefährlich wird. Entweder er schweigt, sodass sein Gegner als Sieger vom Platz gehen wird, oder er wird mit Unwissenheit antworten, sodass die Angelegenheit erstrecht gefährlich wird. Dies ist aus der einen Sicht. Aus der anderen Sicht sollte ein Dā’ī das Erlaubte und das Verbotene (al-Ĥalāl wa l-Ĥarām) kennen. Denn er kann in seiner Unwissenheit zu einer Sache sagen, sie sei verboten, obwohl sie erlaubt ist. Oder er sagt in seiner Unwissenheit zu einer Sache, sie sei erlaubt, obwohl sie verboten ist. Ein Dā’ī sollte deshalb stets wissend sein über das, zu dem er ruft, das heißt, er sollte das Erlaubte (Ĥalāl) und das Verbotene (Ĥarām) kennen, das Verpflichtende (Wādjib) und das Empfohlene (Muştaĥab), das Unbeliebte (Makrūh) und das Zulässige (Mubāĥ). Er sollte auch wissen, wie er auf die Einwände, Scheinargumente und Streitigkeiten antworten soll, so wie es der erhabene Allah gesagt hat: "Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen in bester Weise"[4] Wie soll er aber mit ihnen in bester Weise streiten, wenn er keinerlei Wissen hat?! Es ist also für einen Dā’ī verpflichtend, sich Wissen anzueignen. Es gibt heutzutage einige Du’āt (Plural von Dā’ī), die kein Wissen haben. Ihre Reden und Ansprachen klingen vielleicht ganz seriös, doch in Wirklichkeit haben sie kein Wissen. Denn, würdest du sie mit den einfachsten Scheinargumenten konfrontieren oder sie bezüglich einer einfachen Sache aus dem Erlaubten und Verbotenen befragen, sie würden in ihrer Unwissenheit nur noch hin und her schlagen.

"[…] Ich und diejenigen, die mir folgen." Das heißt: Auch meine Gefolgsleute rufen zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera). Das ist wiederum ein Beweis dafür, dass derjenige, der nicht zu Allah ruft, die Gefolgschaft zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, nicht wirklich verwirklicht hat. Dies gilt aber auch für denjenigen, der mit Unwissenheit zu Allah ruft, auch dieser hat die Gefolgschaft zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, nicht wirklich verwirklicht. Im Gegenteil, dieser hat sich auf Dinge eingelassen, die ihn nichts angehen, sodass er nun zur Gefahr für die Da’wah und für die Du’āt wurde.

Dann sagt er weiter: "Preis sei Allah (Şubĥānallah)!" Şubĥān stammt vom Wort Şabbaĥah ab, was bedeutet: Allah weist alles von Sich ab, was Seiner nicht würdig ist, wie der Schirk und das Reden über Ihn, Erhaben ist Er, ohne Wissen. Der erhabene Allah weist den Schirk von Sich und das Reden über Ihn ohne Wissen. Hierin ist ein Beweis für die Pflicht, jeglichen Makel von Allah, Den Erhabenen, abzuweisen. Die gewaltigste davon, ist der Schirk.

"Und ich gehöre nicht zu den Götzendienern (Muschrikīn)." Dies ist eine Lossagung des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, von den Götzendienern, so wie auch der Freund Allahs, Ibrāhīm, möge Allah ihn loben und Heil schenken, dies zuvor getan hat: "Ibrāhīm war eine Gemeinschaft, Allah demütig ergeben und einer, der Anhänger des rechten Glaubens war, und er gehörte nicht zu den Götzendienern."[5] "Und hierauf haben Wir dir (als Offenbarung) eingegeben: „Folge dem Glaubensbekenntnis Ibrāhīms, (als) Anhänger des rechten Glaubens, und er gehörte nicht zu den Götzendienern.“"[6] Hier ist eine Lossagung von den Götzendienern! Das bedeutet: Brech die Liebe, die Zuneigung und den Beistand ab, die zwischen dir und den Götzendienern herrschen, da sie die Feinde Allahs sind und die Feinde des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Du darfst weder in deinem Herzen Zuneigung für sie verspüren noch darfst du ihnen deinen Beistand geben oder sie verteidigen: "Ihr habt doch ein schönes Vorbild in Ibrāhīm und denjenigen, die mit ihm waren, als sie zu ihrem Volk sagten: „Wir sind unschuldig an euch und an dem, dem ihr anstatt Allahs dient. Wir verleugnen euch, und zwischen uns und euch haben sich Feindschaft und Hass auf immer offenkundig gezeigt, bis ihr an Allah allein glaubt.“"[7] "Du findest keine Leute, die an Allah und den Jüngsten Tag glauben und denjenigen Zuneigung bezeigen, die Allah und Seinem Gesandten zuwiderhandeln, auch wenn diese ihre Väter wären oder ihre Söhne oder ihre Brüder oder ihre Sippenmitglieder."[8] "O die ihr glaubt, nehmt nicht Meine Feinde und eure Feinde zu Schutzherren, indem ihr ihnen Zuneigung entgegenbringt."[9] "O die ihr glaubt, nehmt nicht die Juden und die Christen zu Schutzherren! Sie sind einer des anderen Schutzherren. Und wer von euch sie zu Schutzherren nimmt, der gehört zu ihnen. Gewiss, Allah leitet das ungerechte Volk nicht recht."[10]

All das ist also ein Beleg dafür, dass die Lossagung von den Götzendienern eine Pflicht ist! Außerdem ist eines der Fundamente des Rufens zu Allah: Die Lossagung von den Götzendienern. Was jedoch den Rufer zu Allah anbetrifft, der sich nicht von den Götzendienern lossagt, so ist er nicht wirklich ein Rufer zu Allah! Außerdem befindet er sich damit auch nicht auf dem Weg des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, auch wenn er selbst behauptet, zu Allah zu rufen. Das Verleugnen der falschen Götter (Tāĝūt), ist dem Glauben an Allah vorgezogen worden, so wie es der erhabene Allah gesagt hat: "Wer also falsche Götter (Tāĝūt) verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe."[11] Es ist deshalb unbedingt erforderlich, sich von den Götzendienern loszusagen. Was jedoch diejenigen anbetrifft, die sagen, „was haben wir mit dem Glaubensfundamet (‘Aqīdah) der Leute zu tun; derjenige, der unserer Gruppe beitritt und sich zu uns bekennt, ist unser Bruder; was seine ‘Aqīdah anbetrifft, so ist dies seine persönlich Angelegenheit“, dies ist nicht das Rufen zum erhabenen Allah, im Gegenteil, es ist ein Rufen zur Parteilichkeit (Ĥizbiyyah) und zum Fanatismus.

Somit beinhaltet dieser edle Vers zahlreiche wichtige Sachverhalte:

Erster Sachverhalt:   Der wahre Weg des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, und den seiner Gefolgsleute, ist das Rufen (Da’wah) zu Allah.

Zweiter Sachverhalt:   Derjenige, der nicht zu Allah ruft, obwohl er dazu im Stande wäre, hat nicht wirklich die Gefolgschaft zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, umgesetzt, im Gegenteil, seine Gefolgschaft hat erhebliche Makel.

Dritter Sachverhalt:   Auf diesen Sachverhalt hat auch der Scheikh in seinen Sachverhalten hingewiesen: „Hohes Maß an Aufrichtigkeit in der Absicht bei der Da’wah, da er sagte: "Ich rufe zu Allah." Denn viele, die angeblich zur Wahrheit rufen, rufen lediglich zu sich selbst.“ Derjenige, dessen Absicht Lob, Anerkennung, das Mehren der Anhänger und das Stärken der Gruppe, die Einbildung und so weiter ist, dieser ruft nicht wirklich zu Allah.

Vierter Sachverhalt:   Dieser ist ein wichtiger Sachverhalt. Derjenige, der zu Allah ruft, muss dies aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera) tun, indem er sich zuvor nützliches Wissen aneignet, der ihm dabei hilft, zu Allah zu rufen, mit den Voreingenommenen und Abweichlern zu diskutieren und ihre Beweise mit seiner Zunge und seinem Stift zu entkräften. Die Da’wah zu Allah kann mit der Zunge durchgeführt werden, aber auch mit dem Stift. Sie kann aber auch mit dem Schwert und dem Djihād durchgeführt werden. Somit ist es für einen Rufer (Dā’ī) erforderlich, wenn nicht sogar zwingend notwendig, dass er Wissen haben muss, über das, zu dem er ruft. Was hingegeben den Unwissenden anbetrifft, so ist er für die Da’wah nicht geeignet, auch wenn er Anbetungen aufweisen kann, Frömmigkeit, Gottesfurcht und Eifersucht und Liebe für die Religion. All das ist zweifellos erwünscht und sind lobenswerte Eigenschaften, doch wir sagen zu ihm: Lieber Bruder! In der Da’wah darf nur derjenige tätig sein, der Wissen hat. Was Angst, Furcht, Anbetung, Frömmigkeit, Eifersucht und Tugendhaftigkeit anbetreffen, die ja zweifellos lobenswert sind, so reichen diese nicht aus für die Da‘wah. Du bist für die Da’wah nicht geeignet, weil dir Wissen fehlt. Und der erhabene Allah sagt: "Ich rufe zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises (basseera)."

Und Er sagt: "Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit."[12] Und mit Weisheit ist hier Wissen gemeint! Du bist deshalb für die Da’wah nicht geeignet. Lerne zuerst! Wenn du gelernt hast, dann komm und sei in der Da’wah tätig. Die Da’wah ist nämlich keine einfache Angelegenheit. Wir sehen deshalb nun das Resultat, das sich ergeben hat, nachdem sich die Nachlässigkeit in die Da’wah eingeschlichen hat, wie Zerfall und Schwäche. Denn nun hat sich jeder dieser Unwissenden, Abweichlern und  Leute der Gier in die Da’wah eingeschlichen, der Laufen oder Kriechen kann. Eine Da’wah wird aber niemals von Erfolg gekrönt sein, wenn in ihr nicht die göttlichen Bedingungen erfüllt sind, die der erhabene Allah gestellt hat. Deshalb wird stets immer nur das Bessere bestehen bleiben, auch wenn sich all diese Gruppierungen vermehren, die angeblich in der Da’wah tätig sind. Solange diese nicht die Bedingungen erfüllen, die der erhabene Allah gestellt hat und nicht die Methodik (Manhadj) befolgen, die ihnen der erhabene Allah und Sein Gesandter aufgezeichnet haben, werden sie niemals erfolgreich sein, auch wenn die Anzahl ihrer Anhänger und ihre Stärke stetig anwachsen sollten. Sie werden alle nacheinander verschwinden und Misserfolg und Versagen wird sie nach und nach befallen. Wenn sie jedoch auf Wissen, Aufrichtigkeit und Ratschlag gestützt sind, so werden sie, mit der Erlaubnis Allahs, von Erfolg gekrönt sein, auch wenn es sich dabei nur um eine einzige Person handelt.

Fünfter Sachverhalt:   Der Schirk ist ein gewaltiger Makel, der von Allah zurückgewiesen werden muss. Denn der erhabene Allah ist vollkommen! Er besitzt die absolute Vollkommenheit! Derjenige, der ihm Teilhaber zuschreibt, schreibt Ihm gleichzeitig Makel zu. Und wer eines Seiner Eigenschaften, Erhaben ist Er, zurückweist oder diese missinterpretiert, schreibt Ihm genauso Makel zu. Diejenigen, die die Eigenschaften Allahs missinterpretierten (Ta`wīl), Ihn mit Seiner Schöpfung vergleichen (Taschbīh) oder eines Seiner Namen leugnen, diese schreiben alle den erhabenen Allah Makel zu. Der erhabene Allah weist all diese Makel von Sich. Derjenige, der den erhabenen Allah mit etwas beschreibt, das Seiner nicht würdig ist, oder Ihm Namen gibt, die Er Sich Selbst nicht gab, der hat Ihm gewiss Makel zugeschrieben. Und derjenige, der nicht nach dem waltet, was Allah als Offenbarung herabgesandt hat, schreibt Ihm genauso Makel zu. Und derjenige, der sich dem Befehl Allahs widersetzt oder eines Seiner Verbote begeht, schreibt Allah auch Makel zu.

Sechster Sachverhalt:   Dieser Sachverhalt ist sehr wichtig und beinhaltet die Lossagung von den Götzendienern. Jeder, der zu Allah ruft bzw. jeder Muslim – obwohl derjenige, der zu Allah ruft, hier in erster Linie gemeint ist, weil er eine Vorbildfunktion erfüllt – muss sich von den Götzendienern lossagen, weil sie die Feinde Allahs, die Feinde Seines Gesandten und die Feinde der Gläubigen sind. "O die ihr glaubt, nehmt nicht Meine Feinde und eure Feinde zu Schutzherren."[13] Derjenige, der sich nicht von den Götzendienern lossagt, der hat die Da’wah zum erhabenen Allah nicht wirklich umgesetzt, auch wenn er sich ihr zuschreibt. Dies ist also eine gewaltige Angelegenheit.

 

 

 

 



[1]
Yūşuf 12:108

[2] Verzeichnet bei Bukhārī und Muşlim

[3] Jemand, der Da’wah betreibt

[4] An-Naĥl 18:125

[5] An-Naĥl 16:120

[6] An-Naĥl 16:123

[7] Al-Mumtaĥanah 60:4

[8] Al-Mudjādalah 58:22

[9] Al-Mumtaĥanah 60:1

[10] Al-Mā`dah 5:51

[11] Al-Baqarah 2:256

[12] An-Naĥl 16:125

[13] Al-Mumtaĥanah 60:1

KAPITEL 5: Der Aufruf, zu bezeugen, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt, außer Allah

Der Autor sagt: „Kapitel: Der Aufruf, zu bezeugen, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt, außer Allah.“

Der Zusammenhang zwischen diesem Kapitel und den vorherigen ist deutlich zu sehen. In den vorherigen Kapiteln, hat er in Kapitel eins den Tauĥīd erklärt, in Kapitel zwei den Vorzug des Tauĥīds erwähnt und in Kapitel drei den Vorzug desjenigen gezeigt, der den Tauĥīd verwirklicht, und schließlich in Kapitel vier, das Gegenteil vom Tauĥīd erklärt, nämlich Schirk. Wenn nun der Student des Wissens (Tālib al-‘Ilm) diese Kapitel verinnerlicht hat und genug Kenntnis darüber sammeln konnte, was der Tauĥīd ist, welche Vorzüge er hat und wie er verwirklicht werden kann, aber auch das Gegenteil dazu kennt, nämlich der große Schirk, aber auch der kleine Schirk, die Neuerungen (Bidda‘) und alle Arten der Sünde, die den Tauĥīd (einer Person) verringern, dann ist er jetzt dazu qualifiziert, zu Allah, Den Erhabenen, zu rufen (Da’wah). Denn es ist nicht erlaubt für eine Person, die sich einiges von diesem Wissen aneignen konnte, dass er es in seinem Inneren verbirgt und dort verschließt, da er es allein für sich beansprucht.

Die gesamte Ummah ist beteiligt an diesem Wissen, sodass wenn jemand etwas Kenntnis darüber hat, er dieses auch weiter verbreiten muss und die Menschen dazu rufen soll. Diese Ummah, ist eine Ummah der Da’wah, so wie es der erhabene Allah gesagt hat: "Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen hervorgebracht worden ist. Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche und glaubt an Allah."[1] Der erhabene Allah sagte auch: "Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft, das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Jene sind es, denen es wohl ergeht."[2] Deshalb ist es einem Muslim, der sich einiges an Wissen aneignen konnte, nicht erlaubt, zu schweigen, wenn er sieht, wie sehr die Menschen darauf angewiesen sind, vor allem wenn es sich um das Wissen über den Tauĥīd und der ‘Aqīdah (Glaubenslehre) handelt. Denn, wenn er dies tut, dann hat er es unterlassen, einer besonderen Verpflichtung nachzukommen.

Eine Person sollte auch nicht sagen, „die einzige Verpflichtung die ich habe, ist gegenüber mir selbst, was interessiert mich der Rest“, so wie es einige dieser unwissenden und faulen Menschen tun. Gewiss, zuerst musst du der Verpflichtung gegenüber dir selbst nachkommen, doch dann musst du auch die Menschen zur Religion des erhabenen Allahs rufen. Wenn du dich allein auf dich selbst beschränkst, hast du es versäumt, einer besonderen Verpflichtung nachzukommen, weshalb du am Tag der Auferstehung auch diesbezüglich zur Rechenschaft gezogen wirst. Du läufst Gefahr, den Zorn Allahs auf dich zu ziehen, da du es unterlassen hast, einer Verpflichtung nachzukommen, die dir der erhabene Allah auferlegt hat, nämlich das Rufen zu Allah. Das ist auch der Grund, für die Einführung dieses Kapitels an dieser Stelle.

Seine Aussage, „Kapitel: Der Aufruf, zu bezeugen, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt, außer Allah“, bedeutet, dass man Da’wah machen soll. Denn ein Muslim, dem der erhabene Allah diese Wohltat erwiesen hat, indem Er ihn Kenntnis über den Tauĥīd und dem Schirk gab, kann nicht schweigen, wenn er sieht, wie die Menschen unwissend sind bezüglich dem Tauĥīd und stets in den großen und kleinen Schirk fallen. Er kann darüber nicht schweigen, so wie es zahlreiche Studenten des Wissens und Gelehrte trotzdem tun, die sehen, worauf sich die Menschen an schlechten und falschen Glaubensfundamenten befinden und Schreine anbeten und trotzdem darüber schweigen, indem sie sagen: „Wir kümmern uns nur um uns selbst.“ Dadurch haben sie es versäumt, einer besonderen Pflicht nachzukommen. Würden überall die Gelehrten und die Studenten des Wissens ihrer Verpflichtung nachkommen, die ihnen der erhabene Allah in dieser Sache auferlegt hat, dann würdest du sehen, dass sich die Menschen in einer anderen Lage befinden werden als in dieser.

Heutzutage posaunen die islamischen Länder mit dem großen Schirk, indem Schauplätze und Besucherorte errichtet werden, die voller Schirk sind. Es werden außerdem enorme Gelder dafür ausgegeben. Auch die Länder des Unglaubens unterstützen solche Vorhaben intensiv. Die Muslime hingegen, schweigen über diese Situation. Dies ist aber eine große Gefahr, die diese Ummah befallen hat. All die Kriege, Hungersnöte und andere Dinge, die ihr kennt, sind das Resultat dieser Nachlässigkeit - möge Allah uns davor bewahren. Deshalb ist die Da’wah eine besondere Pflicht!

 

 



[1]
Āli ‘Imrān 3:110

[2] Āli ‘Imrān 3:104

Ĥadīth: „Wer auch immer stirbt, während er Allah Teilhaber zuschreibt, tritt in das Höllenfeuer ein.“

*          *          *          *

Und von Ibn Maş’ūd, Allahs Wohlgefallen auf ihn, wird berichtet, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Wer auch immer stirbt, während er Allah Teilhaber zuschreibt, tritt in das Höllenfeuer ein.“[1]

Und bei Muslim ist verzeichnet, dass Djābir berichtet hat, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Jeder, der Allah begegnet, ohne Ihm irgendjemanden (in der Dienerschaft) beigesellt zu haben, wird in das Paradies eintreten; und ein jeder, der Ihm begegnet und Ihm irgendjemanden beigesellt hat, wird in das Höllenfeuer eintreten.“

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Er sagte: „Und von Ibn Maş’ūd, Allahs Wohlgefallen auf ihn, wird berichtet, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Wer auch immer stirbt, während er Allah etwas beigesellt, tritt in das Höllenfeuer ein.““ Dies ist eine Benachrichtigung vom Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, die besagt, dass derjenige, der stirbt, während er sich immer noch auf dem Schirk befindet, zu den Höhlenbewohnern gehören wird und dass ihm niemals vergeben wird. Und achtet hier auf das Wort „etwas“. Dies bezieht sich allgemein auf jede Art des Schirk, egal ob man dabei Allah einen Propheten, einen Wālī (Nahestehenden Allahs) oder einen Engel beigesellt. Denn Allah wird den Schirk niemals akzeptieren: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."[2]

Und wer kann schon wissen, wann er sterben wird? Und wer weiß überhaupt, in welchem Zustand er sterben wird? Eine Person sollte sich davor fürchten, ein schlechtes Ende zu haben und zu sterben, während er Allah Teilhaber zuschreibt, sodass er dann zu den Höhlenbewohnern gehören wird. Ein Mensch sollte deshalb sich ein Leben lang vor dem Schirk in Acht nehmen, da er schließlich nicht weiß, wann der Augenblick seines Todes sein wird, sodass er dann zu den Höhlenbewohnern gehören wird.

Hier wird klar auf die Furcht vor dem Schirk hingewiesen und dass einer Person sein Leben mit dem Schirk beendet werden kann, sodass er dann zu den Höhlenbewohnern gehören wird. Hier spielt es auch keine Rolle, ob er vorher zu den Leuten des Tauĥīds gehört hat, den Tauĥīd kannte, und den rechten Weg eingehalten hat. Er sollte sich stets davor fürchten, doch vom rechten Weg abzuweichen und Allah Teilhaber zuzuschreiben und auf diese Art zu sterben, sodass er dann schließlich zu den Höhlenbewohnern gehören wird. Möge Allah uns standhaft machen. Deshalb muss man sich stets vor dem Schirk in Acht nehmen.

Er sagte: „Und bei Muslim ist verzeichnet, dass Djābir berichtet hat, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Jeder, der Allah begegnet, ohne Ihm irgendjemanden (in der Dienerschaft) beigesellt zu haben, wird in das Paradies eintreten.““ Hier wird die Vorzüglichkeit des Tauĥīds ersichtlich und dass derjenige, der mit dem Tauĥīd stirbt, ins Paradies eintreten wird. Dies ist ein Versprechen des erhabenen Allahs und Allah wird Sein Versprechen nicht brechen. Auch wenn dieser Mensch Sünden und Fehltritte hat, die jedoch kein Schirk sind, kann Allah ihm all diese vergeben und ihn ohne vorherige Bestrafung ins Paradies eintreten lassen. Allah kann ihn aber auch vorher für seine begangenen Sünden bestrafen und ihn danach ins Paradies eintreten lassen. Die Rückkehr eines Muwaĥĥids wird stets das Paradies sein, entweder von Anfang an oder zum Schluss.

Seine Aussage, „jeder, der Allah begegnet“, bedeutet, dass wenn eine Person stirbt. „Und ein jeder, der Ihm begegnet und Ihm irgendjemanden beigesellt hat, wird in das Höllenfeuer eintreten.“ Diese Aussage gleicht dem vorherigen Ĥadīth von Ibn Maş’ūd, der besagt, dass derjenige, der auf dem Schirk stirb, zu den Höllenbewohnern gehören wird. Möge Allah uns im Guten bewahren!

Hierin ist eine Warnung vor dem schlechten Ende, womit das Leben eines Menschen beendet werden kann. Hier wird aber auch die Nähe des Paradieses und des Höllenfeuers zu einer Person ersichtlich, so wie es der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein, erwähnt hat. Das, was dich vom Paradies oder dem Höllenfeuer trennt, ist der Tod. Und niemand kann wissen, ob er nicht doch jetzt sofort sterben wird, oder in wenigen Minuten, oder nach einem Monat, oder nach einem Jahr. Nichts steht zwischen dir und dem Paradies oder dem Höllenfeuer, außer dem Tod. Wenn eine Person stirbt, wird entweder ins höllenfeuer kommen oder ins Paradies. Hier zeigt sich, wie doch das Paradies und das Höllenfeuer nah sind an einer Person. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagt: „Das Paradies ist jedem von euch näher als sein Schnürsenkel, und ähnlich ist es auch mit dem Höllenfeuer.“[3] Du kannst in dieser Welt aufwachen und zu Abend bereits im Paradies sein oder umgekehrt.

In diesem Ĥadīth wird auf die Furcht hingewiesen vor dem Schirk und der Begegnung mit Allah, während man sich auf dem Schirk befindet, sodass man dann zu den Höllenbewohnern gehören wird. Möge Allah uns davor bewahren!

In den Texten dieses Kapitels wird also darauf hingewiesen, dass eine Person sich niemals von sich selbst täuschen lassen darf, egal wie viel Wissen er sich aneignen konnte oder Glaube und Erkenntnis er hat. Im Gegenteil, er muss sich seine Unfähigkeit eingestehen und dass er auf den erhabenen Allah stets angewiesen ist und dass wenn Allah ihn nicht beschützen würde, er der Gefahr ausgesetzt ist.

In diesem Kapitel wird auch die Bedeutung von „Lā Ilāha illa-llāh“ (es gibt keinen anbetungswürdigen Gott, außer Allah) deutlich, so wie es der Scheikh in seinen Sachverhalten beschrieben hat: „In diesem Kapitel wird die Bedeutung von „La Ilāha illa-llāh“ deutlich und zwar im letzten Ĥadīth: „Jeder, der Allah begegnet, ohne Ihm irgendjemanden (in der Dienerschaft) beigesellt zu haben, wird in das Paradies eintreten; und ein jeder, der Ihm begegnet und Ihm irgendjemanden beigesellt hat, wird in das Höllenfeuer eintreten.“ Das ist die Bedeutung von „Lā Ilāha illa-llāh“. Denn in diesem Ĥadīth wird sowohl auf den Tauĥīd als auch auf den Schirk hingewiesen. Die Worte von „Lā Ilāha illa-llāh“ bekräftigen den Tauĥīd und verneinen den Schirk. „Es gibt keinen anbetungswürdigen Gott“ (Lā Ilāha) ist eine Bekräftigung des Tauĥīds und „außer Allah“ (illa-llāh) eine Verneinung des Schirk.

Wir bitten den erhabenen Allah, Er möge uns das Wissen aneignen lassen, das nützlich ist für uns und dass Er uns zu den Taten verhilft, die rechtschaffend sind. Möge Er uns Standhaftigkeit in Seiner Religion geben und uns die Wahrheit als Wahrheit erkennen lassen und uns ihr folgen lassen und das Falsche als falsch erkennen lassen und uns von diesem fernhalten. Möge Er uns davor bewahren, dass das Falsche uns umhüllt, sodass wir dann in die Irre gehen werden. Und wir suchen Zuflucht bei Allah vor der Täuschung. Und wir suchen Zuflucht bei Allah vor der Bewunderung. Und wir suchen Zuflucht bei Allah vor dem Selbstlob, den Er in Seiner folgenden Aussage verboten hat: "So erklärt nicht euch selbst für lauter. Er weiß sehr wohl, wer gottesfürchtig ist."[4]

 

 

 



[1]
Verzeichnet bei Bukhārī

[2] An-Nişā` 4:48

[3] Verzeichnet bei Bukhārī

[4] An-Nadjm 53:32

Ĥadīth: „Was ich am meisten für euch fürchte, ist der kleine Schirk.“

Und im Ĥadīth sagte er: „Was ich am meisten für euch fürchte, ist der kleine Schirk.“ Als er danach gefragt wurde, sagte er: „Ar-Riyā` (Augendienerei).“

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Er sagte: „Und im Ĥadīth“. Das bedeutet, im Ĥadīth, den Aĥmad, at-Tabarānī und al-Baihaqī verzeichnet haben und wo der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zu seinen Gefährten sagte: „Was ich am meisten für euch fürchte, ist der kleine Schirk.“  Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagt dies zu Abu Bakr, ‘Ummar und den ehrenwerten Gefährten von den Muhādjirīn und Anşār, die ja alle den Gipfel des Tauĥīds, des Glaubens und des Djihāds für die Sache Allahs erklommen haben. Doch trotzdem hatte der Prophet Angst um sie gehabt. Wer kann sich nach diesen Menschen noch jemals sicher sein?

„Was ich am meisten für euch fürchte, ist der kleine Schirk.“ Als er danach gefragt wurde, sagte er: „Ar-Riyā`.“Das ist ein Beleg dafür, dass die Gefährten sich um solche Angelegenheit kümmerten. Ar-Riyā` bedeutet, dass eine Person sich vor den Leuten verstellt, indem er vorgibt, gottesfürchtig zu sein, rechtschaffene Werke zu verrichten, das Gebet auf beste Art und Weise zu beten und so weiter, um von ihnen dafür gelobt zu werden. Ar-Riyā` stammt von Wort ar-Ru`yah ab, was bedeutet, gesehen werden. Eine Person liebt es, von Menschen gesehen zu werden, wenn er gerade dabei ist, eine rechtschaffene Tat zu verrichten, damit sie ihn dafür loben. Und aş-Şumm’ah (Ruf, Ansehen) bedeutet, dass eine Person es liebt, wenn Menschen seine Worte hören und von seinen Taten erfahren, damit sie ihn dafür Loben. Ar-Riyā` ist also im Bezug auf die Taten, die man sieht und aş-Şumm’ah ist im Bezug auf die Taten, übe die man hört.

Der Riyā` ist ein versteckter Schirk. Denn der Schirk besteht aus zwei Sorten: Der offene Schirk und der versteckte Schirk. Der offene Schirk ist der, der sich in den Taten und Worte einer Person wiederspiegelt, indem er zum Beispiel andere neben Allah um Dinge bittet, über die allein Allah die Macht hat oder für andere neben Allah Opfertiere darbringt oder andere neben Allah um göttlichen Beistand bittet und so weiter. All das sind Taten, die offen sind, sodass die Menschen diese sehen und hören können. Dann gibt da jedoch auch einen versteckten Schirk, über den die Menschen nicht erfahren können, da dieser im Herzen begangen wird. Diesen kennt nur der erhabene Allah. Es ist der Schirk in der Absicht (Niyyah) und im Willen (Irādah). Es kann als passieren, dass eine Person zwar vom großen Schirk verschont blieb, aber nicht vom kleinen Schirk, der sich im Herzen befindet. Deshalb sollte sich ein Muslim vor allem hier sehr in Acht nehmen.

Der Riyā` ist eine Eigenschaft der Heuchler. Der erhabene Allah sagt über die Heuchler: "Gewiss, die Heuchler möchten Allah betrügen, doch ist Er es, der sie betrügt. Und wenn sie sich zum Gebet hinstellen, stellen sie sich schwerfällig hin, wobei sie von den Menschen gesehen werden wollen, und gedenken Allahs nur wenig."[1] Der erhabene Allah hat denen Strafe angedroht, die beim Verrichten ihrer Taten lediglich gesehen werden wollen. Er, erhaben ist Er, sagte: "Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten, denjenigen, die dabei (nur) gesehen werden wollen."[2] Er droht ihnen mit Strafe. Und im Ĥadīth heißt es, dass Allah am Tag der Auferstehung denjenigen sagen wird, die beim Verrichten ihrer Taten lediglich gesehen werden wollten: „Geht zu denen, für die ihr im irdischen Leben eure Taten verrichtet habt und schaut mal, ob ihr eine Belohnung von ihnen bekommt!“

In diesem Ĥadīth wird die Furcht vor dem Schirk deutlich, da der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, diesen für seine edlen Gefährten von den Muhādjirīn und Anşār und für die Besten dieser Ummah gefürchtet hat. Was ist dann mit denen, die nach ihnen kommen sollten. Wenn dies die Furcht vor dem kleinen Schirk war, der einen nicht aus dem Kreis des Islams austreten lässt, was ist dann mit dem großen Schirk, möge Allah uns davor bewahren?

In diesem Ĥadīth ist auch ein Beweis für die Notwendigkeit, die Absicht allein für Allah aufrichtig vorzunehmen. Ein Mensch sollte beim Verrichten seiner rechtschaffenen Werke nie den Lob oder die Anerkennung der Menschen beabsichtigen und auch nicht die Begehrlichkeiten des Diesseits.

Dieser Ĥadīth weist also auf folgende Dinge hin:

Erstens:          Die Furcht vor dem Schirk.

Zweitens:       Der Riyā` (Augendienerei) ist Schirk, das bedeutet – so wie wir es bereits erwähnt hatten – dass eine Person es liebt, von Menschen gesehen zu werden, wenn er gerade dabei ist, ein Gottesdienst zu verrichten, damit sie ihn dafür loben.

Drittens:         Der Riyā` ist ein versteckter Schirk, den die Menschen einer Person nicht ansehen können. Nur der erhabene Allah hat Kenntnis darüber, weil dieser Schirk im Herzen stattfindet.

 

 

 



[1]
An-Nişā` 4:142

[2] Al-Mā’ūn 107:4ff

Vers: "Und lasse mich und meine Kinder es meiden, Götzen zu dienen."

 (Allahs) Freund, Allahs Heil auf ihn, sagte: "Und lasse mich und meine Kinder es meiden, Götzen zu dienen."[1]

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Seine Aussage: „(Allahs) Freund, Allahs Heil auf ihn, sagte: "Und lasse mich und meine Kinder es meiden, Götzen zu dienen."“ Der Freund Allahs (al-Khalīl) ist Ibrāhīm, Allahs Heil auf ihn. Er wird Allahs Freund genannt, weil der erhabene Allah ihn zum Freund nahm, so wie Er es gesagt hat: "Und Allah nahm sich Ibrāhīm zum Freund (Khalīl)."[2] „Al-Khullah“ (von dem das Wort al-Khalīl abstammte) ist die höchste Ebene der Liebe. Das bedeutet, dass ihn Allah in höchster Form liebt. Diese Ebene der Liebe erreichte nur Ibrāhīm und Muĥammad, möge Allah sie loben und Heil schenken.

Seine Aussage: "Und lasse mich […] es meiden." Das bedeutet, halte mich von dieser Sache fern und lass mich weit davon entfernt sein. "[…] Götzen zu dienen." Er fürchtete sich davor, Götzen zu dienen.

Obwohl Ibrāhīm diese besondere Stellung bei Allah genoss und obwohl er den Schirk bekämpft und die Götzen vernichtet hat und deswegen auch viel Leid erdulden musste, als er sogar ins Feuer geschmissen wurde, fürchtete er sich trotzdem davor, in Schirk zu fallen, da die Herzen zwischen den Fingern Allahs sind (und Er kann sie wenden, wann immer Er will). Derjenige, der noch am Leben ist, ist vor der Versuchung nie sicher. Deshalb sagten einige Şalaf: „Wer kann sich vor der Heimsuchung noch sicher fühlen, nachdem selbst Ibrāhīm sich davor fürchtete?“ Ibrāhīm fürchtet sich davor, in Schirk zu fallen, als er sah, wie viele Menschen bereits in Schirk gefallen waren. Er sagte über die Götzen: "Mein Herr, sie haben viele von den Menschen in die Irre geführt."[3]

Hierin ist die größte Widerlegung derer, die sagen: „Es herrscht keine Furcht mehr, dass die Muslime in Schirk geraten könnten, das ja nun alle gebildet und intellektuell sind. Der Schirk im Bezug auf Götzen, ist etwas primitives, über das der Gebildete und Intellektuelle schon längst hinweg ist. Das, was wir im Bezug auf die Menschen befürchten ist, dass sie in Schirk al-Ĥākimiyyah geraten (Schirk gegenüber den Machthabern).“ Dabei beharren sie immer wieder auf diese Sorte des Schirk und vernachlässigen und lehnen den Schirk ab im Bezug auf die Göttlichkeit Allahs (al-Ulūhiyyah) und dem Gottesdienst für Allah(al-’Ibādah). Das heißt also, dass Ibrāhīm, Allahs Heil auf ihn, und die anderen Propheten, einen Schirk abgelehnt haben, der primitiv war! Gleichzeitig haben sie nicht vor dem Schirk gewarnt, der eine wirkliche Gefahr darstellt, nämlich dem Schirk al-Ĥākimiyyah, so wie sie es sagen.

 

 

 



[1]
Ibrāhīm 14:35

[2] An-Nişā` 4:125

[3] Ibrāhīm 14:36

Vers: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."

Und die Aussage des erhabenen Allahs: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."[1]

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Er sagte: „Und die Aussage des erhabenen Allahs: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."“ Dies ist eine Benachrichtigung Allahs über Sich Selbst. Es wird mit dem Wort „gewiss“ nochmals ausdrücklich bekräftigt.

Er "vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt." Hierin liegt die Gefahr des Schirk. Allah vergibt dem Muschrik nicht, obwohl Seine Barmherzigkeit alles überwiegt. Doch der Muschrik, fällt wegen der Gewaltigkeit seines Vergehens, nicht darunter. Derjenige, der stirbt, während er weiter noch Schirk begeht, ihm wird niemals vergeben werden. Das weist auf die enorme Gefahr des Schirk hin. Wenn also vom Schirk diese enorme Gefahr ausgeht, dann muss man sich davor unbedingt in Acht nehmen. Jede Sünde kann vergeben werden, außer dem Schirk. Dem Schirk kann man nur dann fernbleiben, wenn man ihn und seine Gefahr kennt.

In einem anderen Vers berichtet uns der erhabene Allah, dass Er dem Muschrik das Paradies verboten hat. Der Erhabene sagt: "Wer Allah (etwas) beigesellt, dem verbietet fürwahr Allah das Paradies, und dessen Zufluchtsort wird das (Höllen)feuer sein. Die Ungerechten werden keine Helfer haben."[2] Deshalb wird es einem Muschrik nie möglich sein, von den Köstlichkeiten des Paradieses zu kosten oder ihren Duft zu riechen.

Im dritten Vers sagt der erhabene Allah: "Die Götzendiener sind fürwahr unrein, so sollen sie sich der geschützten Gebetsstätte nach diesem, ihrem Jahr nicht mehr nähern!"[3]Der erhabene Allah hat es ihnen verwehrt, sich der geschützten Gebetsstätte (Maşdjid al-Ĥarām) zu nähern, weil sie unrein sind. Die Unreinheit des Schirk ist eine metaphonische Unreinheit. Den Maşdjid al-Ĥarām dürfen nur die Leute des Tauĥīds betreten: "Und sie waren nicht ihre Beschützer. Ihre Beschützer sind ja nur die Gottesfürchtigen! Aber die meisten von ihnen wissen nicht."[4]

Außerdem sind Blut und Eigentum eines Muschrik erlaubt. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Mir wurde befohlen, die Menschen zu bekämpfen, bis sie bezeugen, dass kein anbetungswürdiger Gott da ist außer Allah. Wenn sie dies tun, haben sie sich dadurch von mir Schutz für ihr Blut und ihr Gut erworben, es sei denn, (sie begehen Taten, die) nach dem Recht des Islam (strafbar sind); und ihre Abrechnung ist bei Allah, dem Erhabenen.“[5]

 

 

 

 



[1]
An-Nişā` 4:48

[2] Al-Mā`idah 5:72

[3] At-Taubah 9:28

[4] Al-Anfāl 8:34

[5] Verzeichnet bei Bukhārī und Muşlim

KAPITEL 4: Die Furcht vor dem Schirk (Götzendienst)

Dieses Kapitel ist eine Fortführung der vorherigen Kapitel, was auf die Exaktheit des Wissens und Verständnisses des Autors, möge Allah mit ihm gnädig sein, verweist. Als er im ersten Kapitel die Wirklichkeit des Tauĥīds erwähnt hat, im Zweiten, den Vorzug des Tauĥīds und was er an Sünden sühnt und im Dritten, dass wer den Tauĥīd verwirklicht, das Paradies ohne Abrechnung betreten wird, sah er es als angebracht, das Gegensatz zum Tauĥīd zu erwähnen, nämlich Schirk.

Denn es reicht nicht aus, dass eine Person den Tauĥīd kennt und diesen umsetzt, nein, er muss auch den Gegensatz dazu kennen, nämlich den Schirk, aus Furcht in diesen zu fallen, der ihm dann seinen Tauĥīd zu Nichte macht. Denn derjenige, der eine Sache nicht kennt, läuft Gefahr, in diese zu geraten, so wie es der Führer der Gläubigen, ‘Ummar Ibn al-Khattāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, gesagt hat: „Die Bänder (‘Urwah) des Islams werden eine nach der anderen reißen, wenn es im Islam keinen mehr gibt, der die Djāhiliyyah kennt.“ Denn sie werden die Dinge, die zur Djāhiliyyah gehören, nicht kennen oder glauben, dass diese gut sind, obwohl sie zur Djāhiliyyah gehören. Dadurch, dass sie ihre Wirklichkeit nicht kennen, werden sie durch sie verwirrt sein und einige ihrer Dinge tun, obwohl diese zur Djāhiliyyah gehören. Genauso verhält es sich auch mit demjenigen, was ja viel gefährlicher ist, der den Schirk nicht kennt und auch nicht die Wege, die zu ihm führen. Auch kennt er nicht die Arten des Schirk und seine Gefahren. Dieser läuft Gefahr, in Schirk zu fallen, ohne es zu merken. Denn Unwissenheit ist eine tödliche Krankheit. Ein Dichter hat gesagt:

Die Schönheit einer Sache wird dadurch erkennbar,

wenn man gleichzeitig ihr Gegensatz kennt.

Denn ihr Gegensatz macht sie erst so sonderbar,

und sie erlöscht, wenn man diese trennt.

Den Wert der Gesundheit wird deswegen nur derjenige zu schätzen wissen, der krank ist. Und den Wert des Lichtes wird nur derjenige zu schätzen wissen, der sich in Dunkelheit befindet. Und den Wert des Wassers wird nur derjenige zu schätzen wissen, der durstig ist. Und den Wert der Nahrung wird nur derjenige zu schätzen wissen, der Hunger erlitten hat. Und den Wert der Sicherheit wird nur derjenige zu schätzen wissen, der in Angst lebt. Deshalb wird auch nur derjenige den Wert des Tauĥīds, seiner Gunst und seiner Verwirklichung zu schätzen wissen, der den Schirk kennt und die Angelegenheiten der Unwissenheit, um diese zu unterlassen und um mehr auf den Tauĥīd zu achten.

Hier wird auch der Fehler derjenigen ersichtlich, die sagen: „Es ist nicht notwendig, die falschen Glaubenslehren zu lernen und die falschen Schulen zu kennen. Warum sollten wir weiterhin die Mu’tazilah und die Djahmiyyah widerlegen, diese sind schon längst Geschichte. Lehrt den Menschen stattdessen nur den Tauĥīd, das reicht vollkommen.“ Andere wiederum sagen: „Ihr braucht ihnen den Tauĥīd nicht zu lehren, diese Menschen sind doch auf der Fittrah geboren und sind in einem muslimischen Land aufgewachsen. Den Tauĥīd werden sie schon durch ihre Fittrah und ihrer Umgebung erlangen.“ Es gibt wirklich Leute, die das sagen. Andere sagen weiter: „Die Menschen haben die Phase des Glaubens an Mythen bereits überschritten. Sie sind jetzt gebildet und wissen mehr. Es wird nicht passieren, dass sie noch einmal dem Schirk verfallen. Denn der Schirk herrschte in der Djāhiliyyah, als die Menschen noch naiv und primitiv waren.“ Für sie ist der Schirk in Angelegenheiten der Anbetung etwas Primitives. Der Schirk, den sie kennen, ist der politische Schirk, der Schirk gegenüber den Machthabern oder auch der „Schirk al-Ĥākimiyyah“.

Deshalb schenken sie der Ablehnung des Schirk auch keinerlei Beachtung, obwohl die Propheten entsandt wurden, um diesen abzulehnen. Ihre ablehnende Haltung gilt nur für den Schirk in der Herrschaft.

All das Gehört zur List des Teufels für die Kinder Adams. Unsere Pflicht ist jedoch, dass wir auch die Falschheit kennen müssen, so wie wir auch die Wahrheit kennen, um mit der Wahrheit zu arbeiten und die Falschheit zu unterlassen. Wegen diesem besonderen Anlass, hat der Scheikh das Kapitel „Die Furcht vor dem Schirk“ erwähnt, nachdem er in den vorherigen Kapiteln, den Tauĥīd und seine Vorteile erwähnt hatte und was er an Sünden sühnt und demjenigen bringt, der ihn verwirklicht. Diese sind gewiss eine besondere Gunst. Doch eine Person, die zu all dem gelangt ist, sollte den Gegensatz dazu fürchten. Er muss den Gegensatz kennen, um es zu unterlassen. Wir müssen wirklich auf solche Dinge Acht geben. Denn es gibt heutzutage viele Menschen, die im Lernen solcher Dinge kürzer getreten sind, nämlich im Lernen des Tauĥīds, des Schirk, der Scheinargumente und der Irreleitung. Sie enthalten sich diesen Dingen. All das geschieht entweder aus ihrer Unwissenheit und ihrer Unkenntnis heraus, oder weil sie gegen die Muslime intrigieren wollen und ihnen ihre ‘Aqīdah vernichten wollen. Wir müssen uns ernsthaft davor in Acht nehmen.

Wir haben gehört, wie einige sagten, dass derjenige, der die ‘Aqīdah der Mu’tazilah lehrt und diese widerlegt, jemand ist, der ein Grab steinigt. Denn sie sind bereits tot. Das sind ihre Worte. Wir sagen: Yā Şubĥānallāh! Gewiss, sie sind mit ihren Körpern gestorben, doch ihre Schulen existieren immer noch. Auch ihre Scheinargumente existieren noch. Und ihre Bücher werden immer noch gedruckt und kommentiert. Es werden weiterhin enorme Gelder für das Verbreiten dieser Bücher ausgegeben. Wie kann dann noch gesagt werden, dass wir das Reden über sie einstellen sollen, weil sie bereits verstorben sind. Auch der erhabene Allah hat die Scheinargumente der vergangenen Völker von den Muschrikīn erwähnt, wie zum Beispiel von Fir‘aun, Hāmān, Qārūn, dem Volk von Nūĥ, ‘Ād und Thamūd, obwohl die Völker bereits vergangen sind. Er erwähnte ihre Scheinargumente und widerlegte diese zugleich. Die Lektion liegt nicht in Personen, sondern in den (Lehr-)Schulen und den Scheinargumenten, die sie hinterlassen haben. Und jedes Volk hat ihre Nachahmer.

Deshalb sagte der Scheich: „Kapitel: Die Furcht vor dem Schirk.“ Das bedeutet, dass ein Muwaĥĥid den Schirk fürchten muss. Er darf nicht sagen: „Ich bin ein Muwaĥĥid, ich kenne den Tauĥīd gut. Der Schirk bildet keine Gefahr auf mich.“ Dies ist eine Verführung des Teufels. Niemand sollte sich selbst loben. Niemand kann sich vor der Versuchung sicher fühlen, solang er noch am Leben ist. Eine Person ist stets der Versuchung ausgesetzt. Es sind bereits Gelehrte in die Irre gegangen, die wissend waren. Sie sind abgewichen und hatten ein schlechtes Ende gehabt, obwohl sie Gelehrte waren. Die Gefahr ist groß! Niemand kann sich sicher sein, dass nicht auch er abweichen wird und sich in die Finsternis begeben wird oder dem Schirk verfallen wird. Deshalb ist es umso notwendiger, auch diese Dinge zu lernen, um Abstand davon zu halten und um auf Allah zu vertrauen und Ihn darum bitten, einen zu schützen und rechtzuleiten. "Unser Herr, lasse unsere Herzen nicht abschweifen, nachdem Du uns rechtgeleitet hast."[1] Fürchtet euch vor der Abschweifung, nachdem ihr rechtgeleitet wurdet. Derjenige, der rechtgeleitet ist, fürchtet sich am meisten vor der Abschweifung und dass ihr Ende schlecht wird und sie deshalb zu den Höllenbewohnern sein werden. Möge Allah uns ihm Guten bewahren.

 

 

 



[1]
Āli-‘Imrān 3:8

Ĥadīth: "Unter ihnen waren siebzigtausend, die das Paradies ohne Abrechnung oder Strafe betreten würden."

Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān überlieferte: „Als ich einmal mit Şa’īd Ibn Djubair war, fragte er: „Wer von euch sah den Leuchtkörper gestern Nacht, der hinunter fiel?“ Ich antwortete: „Ich habe ihn gesehen“, und erklärte danach, dass ich zu dieser Zeit nicht beim Gebet war, weil ich von einem giftigen Skorpion gestochen wurde. Er sagte: „Was hast du dann getan?“ Ich erwiderte: „Ich wendete Ruqyā an, um (die Wunde) zu heilen!“ Er sagte: „Was brachte dich dazu, dies zu tun?“ Ich erwiderte: „Ein Ĥadīth, den ich von asch-Scha’bī hörte.“ Er fragte: „Welchen Ĥadīth überlieferte Scha’bī?“ Ich erwiderte: „Er berichtete von Buraidah Ibn al-Ĥuşaib, welcher sagte: „Es gibt keine Ruqyā, außer für die Behandlung vom bösen Blick (al-‘Ayn) und einem (giftigen) Stich.“ Er (Şa’īd Ibn Djubair) sagte: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte (d.h. sich gemäß dem Wissen im Gegensatz zum Unwissen zu verhalten). Jedoch überlieferte uns Ibn ‘Abbāş, dass der Gesandte, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Alle Völker wurden mir vorgezeigt und ich sah einen Propheten mit einer kleinen Gruppe und einen Propheten mit zwei oder drei Leuten und einen Propheten ohne jemanden. Dann sah ich eine große Menge an Leuten, die ich für mein Volk (Ummah) hielt. Aber mir wurde gesagt, dass diese von Mūşā (Moses) und seinem Volk waren. Später erschien eine größere Gruppe und mir wurde gesagt, dass dies mein Volk war. Unter ihnen waren siebzigtausend, die das Paradies ohne Abrechnung oder Strafe betreten würden.“ Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, stand daraufhin auf und ging in sein Haus und die Leute fingen an, darüber zu diskutieren, wer diese (siebzigtausend) sein könnten. Manche sagten: „Möglicherweise sind sie die Gefährten des Propheten Allahs.“ Andere sagten: „Möglicherweise gehören sie zu jenen, die im Islam geboren wurden und daraufhin Allah niemals Partner zur Seite gesetzt haben.“ Und während sie auf dieser Weise ihre Ansichten austauschten, kam der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hinaus, und wurde über das Gesagte informiert. Er sagte: „Es sind jene, die sich weder mit Ruqyā behandeln, noch an gute und schlechte Omen glauben oder sich kauterisieren (Haut zur Blutstillung usw. ausbrennen bzw. anätzen) sondern ihr Vertrauen (nur) in ihren Herrn setzen.“ Daraufhin stand ‘Ukāschah Ibn Miĥşan auf und sagte (zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken): „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.“ Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Du bist einer von ihnen.“ Dann stand ein anderer Mann auf und sagte: „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.“ Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Ukāschah ging dir voraus.“[1]

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Der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein, führte diesen Ĥadīth in Kapitel „Wer den Tauĥīd verwirklicht, wird das Paradies ohne Abrechnung betreten“ auf, nachdem er zuvor einige Verse erwähnt hatte. Denn dieser Ĥadīth ist für denjenigen, der den Tauĥīd umgesetzt hat. Außerdem wird darin erwähnt, welche Wohltat Allah ihm deshalb erweisen wird. Wir haben bereits kennengelernt, was es bedeutet, den Tauĥīd zu verwirklichen, nämlich dass man den Tauĥīd befreit von allem Makel des großen und kleinen Schirk, von den Neuerungen und allen erdenklichen Vergehen. Dies ist der Rang der Wetteiferer um das Gute in dieser Ummah.

Der Scheikh sagte: „Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān überlieferte.“ Dieser war ein vertrauenswürdiger Tābi’ī gewesen. „Als ich einmal mit Şa’īd Ibn Djubair war […].“ Şa’īd Ibn Djubair gehört zu den großen Tābi’īn im Bezug auf Wissen, Frömmigkeit und Fiqh. Er gehörte zu den Schülern von Ibn ‘Abbāş, Allahs Wohlgefallen auf ihnen. Al-Ĥadjādj Ibn Yūşuf ath-Thuqafī ließ ihn umbringen, bevor er das fünfzigste Lebensalter erreicht hatte. Als er ermordet wurde, verlor die Ummah eines ihrer größten Gelehrten.

Er fragte also: „Wer von euch sah den Leuchtkörper gestern Nacht?“ Hier sprach er diejenigen an, die bei ihm anwesend waren. Er fragte sie nach einer Sternschnuppe, die die Teufel verfolgt, die verstohlen zuhören. Hiermit ist nicht gemeint, dass ein ganzer Stern hinunter fällt, sondern nur ein Sternsplitter.

Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān sagte: „Ich habe ihn gesehen.“ Dies zeigt, dass dieser Mann die letzte Nacht nicht geschlafen hat.

Er befürchtete, in Riyā` (Augendienerei) zu verfallen und sagte deshalb direkt danach, dass er „zu dieser Zeit nicht beim Gebet war“. Das soll heißen: Glaubt nicht, dass ich die ganze Nacht wach war, weil ich das freiwillige Nachtgebet verrichtet habe. Er befürchtete, in Riyā` (Augendienerei) zu verfallen und dass er für eine Sache gelobt wird, die er nicht getan hat. Dies ist ein Zeichen der Frömmigkeit der Şalaf gewesen und dass sie sich stets davor in Acht genommen haben, in Augendienerei oder Selbstlob zu verfallen. Denn dies hebt ja bekanntlich die Aufrichtigkeit (Ikhlāş) auf.

Seine Aussage: „Weil ich von einem giftigen Skorpion gestochen wurde.“ Das bedeutet: Der Grund, warum ich die Nacht wach war und deshalb die Sternschnuppe sehen konnte ist, weil ich von einem giftigen Skorpion gestochen wurde.

Seine Aussage, „Was hast du dann getan?“ zeigt, dass es normalerweise üblich ist, dass derjenige, der von einem giftigen Skorpion gestochen wurde, sich behandeln lässt.

Und seine Aussage, „Ich wendete Ruqyā an“, bedeutet: Ich bat darum, dass mir jemand mit dem Qur`ān Ruqyā macht. Ar-Ruqyā bedeutet, dass auf denjenigen, der krank ist oder einen giftigen Biss erlitten hat, der Qur`ān und Bittgebete gelesen werden und dann auf die Stelle gepustet wird, wo er gebissen wurde oder den Schmerz verspürt.

Dies ist die beste Behandlungsweise, wenn es aus Überzeugung durchgeführt wird, sei es vom demjenigen, der die Ruqyā macht oder auch von demjenigen, für den die Ruqyā gemacht wird. Denn der erhabene Allah hat diesen Qur`ān sowohl als Heilung für die physischen Krankheiten gemacht, wie die Krankheiten des Schirk, der Heuchelei und der Sünden, als auch als Heilung für Krankheiten, die tatsächlich empfunden werden, wie körperliche Krankheiten. Denn der Qur`ān ist das Wort Allahs, Erhaben ist Er. Der erhabene Allah sagte: "Und Wir offenbaren vom Qur`ān, was für die Gläubigen Heilung und Barmherzigkeit ist; den Ungerechten aber mehrt es nur den Verlust."[2] Somit ist die Ruqyā zulässig. Denn auch der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat Ruqyā angewandt und auch ihm, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wurde Ruqyā gemacht. Ihm hat Djibrīl Ruqyā gemacht, als er verhext wurde. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat einigen seiner Gefährten Ruqyā gemacht. Somit ist die Ruqyā mit dem Qur`ān und den Bittgebeten eine Sache, die zulässig ist.

Seine Aussage, „Was brachte dich dazu, dies zu tun?“, zeigt, dass die Şalaf stets nach den Beweisen für ihre Handlungen und Aussagen gefragt haben. Derjenige, der mit einer Sache spricht oder etwas tut, wird aufgefordert, den Beweis für die Zulässigkeit seiner Aussage oder seiner Tat zu erbringen, das heißt, eine Erlaubnis aus dem Qur`ān und aus der Şunnah. Dies war die Gepflogenheit der Şalaf, möge Allah mit ihnen gnädig sein. Sie ließen sich auf keine Sache ein, bis ihnen dafür der Beweis aus dem Buche Allahs und aus der Şunnah Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, erbracht wurde, vor allem im Bezug auf Heilungsmethoden. Denn das Innere Ich (Naffs) hält sich an allem fest, was ihr die Heilung bringen könnte, auch wenn diese Sache nicht legitim ist.

Şa’īd Ibn Djubair, möge Allah mit ihm gnädig sein, hatte Angst um solche Sachen. Dies ist ein Beweis dafür, dass nur die Heilungsmethoden erlaubt sind, die im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten, begründet sind. Was jedoch das Aufsuchen der Scharlatane, der Betrüger und Magier anbetrifft, so ist dies ausnahmslos verboten. Es kann sogar zum großen Schirk führen, der diese Person aus dem Kreis des Islams verbannt. Wie zum Beispiel, wenn diese Peron ein Opfertier für einen anderen neben Allah darbringt, oder seine Bittgebete an einen anderen neben Allah richtet, oder die Djin und die Teufel um Hilfe bittet und so weiter. All das sind Dinge, die eine Person aus dem Kreis des Islams verbannen. Auch wenn wir davon ausgehen würden, dass er danach geheilt wär, was bringt ihm das? Sein Körper ist geheilt, doch seine ‘Aqīdah ist verloren. Dies ist eine ernste und gefährliche Angelegenheit. Man muss sich davor hüten.

Seine Aussage: „Ein Ĥadīth, den ich von asch-Scha’bī hörte.“ Das bedeutet: Das ist der Beweis für meine Tat. Asch-Scha’bī ist ‘Āmir Ibn Schurāĥīl, ein bedeutender Gelehrter der Tābi’īn.

„Er fragte: „Welchen Ĥadīth überlieferte Scha’bī?“ Ich erwiderte: „Er berichtete von Buraidah Ibn al-Ĥuşaib.““ Buraidah Ibn al-Ĥuşaib al-Aşlamī ist ein Gefährte des Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Dieser Tābi’ī asch-Scha’bī berichtet über diesen Şaĥābī.

Seine Aussage: Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Es gibt keine Ruqyā, außer für die Behandlung vom bösen Blick (al-‘Ayn) und einem (giftigen) Stich.“ [3 ]   Es gibt keine Ruqyā bedeutet, dass es keine Ruqyā gibt, die nützlicher und heilender ist, außer für die Behandlung vom bösen Blick. Dieser böse Blick wird von manchen Menschen durch Neid verursacht. Wenn solch ein Mensch eine Sache anschaut, verunglückt oder erkrankt diese, da seine Blicke giftig sind. Dies gehört zu den sonderbaren Dingen, die der erhabene Allah erschaffen und bestimmt hat. Er gewährt es, dass manche Blicke giftig sind. Wenn solch ein Mensch eine Person, ein Tier oder etwas anderes anschaut, verunglücken (oder erkranken) diese durch die Erlaubnis des erhabenen Allahs.

Der böse Blick ist wahr, so wie es im Ĥadīth überliefert wurde, wo darin der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Der böse Blick ist wahr! Und wäre es möglich, dass etwas der göttlichen Fügung (al-Qadar) zuvorkommt, dann wäre es gewiss der böse Blick gewesen.“[4] Dieser Ĥadīth steht im Şaĥīĥ. Ein Mann wurde in der Zeit des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, vom bösen Blick getroffen. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, bat vom demjenigen, der den bösen Blick verursacht hatte, sich zu waschen. Daraufhin nahm er das Wasser, mit dem dieser sich wusch und goss es über den betroffenen durch den bösen Blick. Dieser wurde danach durch die Erlaubnis Allahs geheilt. Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte danach: „Der böse Blick ist wahr! Und wenn ihr aufgefordert werdet, die Gebetswaschung vorzunehmen, damit diese Person vom Einfluss des bösen Blickes geheilt wird, dann nimmt die Gebetswaschung vor.“[5] So sieht also die Heilmethode gegen den bösen Blick. Man bittet denjenigen, der diesen bösen Blick verursacht hat, die Gebetswaschung zu vollziehen. Danach wird dieses Wasser, welches er für seine Waschung benutzt hat, auf denjenigen gegossen, der von diesem bösen Blich getroffen wurde. Dadurch wird er dann durch die Erlaubnis Allahs geheilt, so wie es der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gemacht hat. Zur Heilungsmethode durch Ruqyā gehört aber auch, dass auf denjenigen, der vom bösen Blick getroffen wurde, die Suren al-Fātiĥah und al-Mu’awidhatain (Fallaq und an-Nāş) gelesen werden.

Seine Aussage: „[…] und einem (giftigen) Stich.“ Das ist die entscheidende Stelle in diesem Ĥadīth, weshalb auch Ĥuşşain, möge Allah mit ihm gnädig sein, Ruqyā angewandt hat.

Dann seine Aussage: „Es gibt keine Ruqyā, außer für die Behandlung vom bösen Blick (al-‘Ayn) und einem (giftigen) Stich.“[6] Die Gelehrten haben gesagt: Dies ist aus der Sicht der Bekräftigung gemeint und nicht aus der Sicht der Einschränkung. Die Ruqyā kann neben dem bösen Blick und dem giftigen Stich auch bei anderen Krankheiten sehr nützlich sein. Doch am effektivsten wirkt es bei diesen beiden Krankheiten, beim bösen Blick und beim giftigen Stich. Was alle anderen Krankheiten anbetrifft, so kann die Ruqyā durch die Erlaubnis Allahs auch hier Heilung bringen. Dieser Satz ist eine Einschränkung, die nicht allgemeingültig ist (al-Ĥaşşr an-Nişbī) und eine Bekräftigung zugleich. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte in einem anderen Ĥadīth: „Es gibt kein Ribā (Wucher, Zinsen), außer bei an-Naşī`ah (Zins bei Darlehen).“[7] Bekanntlich gibt es aber auch eine andere Form von Ribā, nämlich Ribā al-Fadl (Zins bei Kaufgeschäften). Die Bedeutung des Ĥadīths „Es gibt kein Ribā, außer bei an-Naşī`ah“, bedeutet also folglich, dass es kein Ribā gibt, dass gewaltiger und verhängnisvoller ist, als Ribā an-Naşī`ah. Diese Form des Ribā ist schlimmer, als Ribā al-Fadl, denn sie ist die Ribā der Vorislamzeit. Dieser Ĥadīth darf also nicht aus der Sicht der Einschränkung betrachtet werden, sondern aus der Sicht der Einschränkung, die nicht allgemeingültig ist.

Als Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān den Beweis für seine Tat erbracht hat, sagte zu ihm Şa’īd Ibn Djubair: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte.“ Er lobte ihn und seine Vorgehensweise, und erklärte ihm, dass seine Handlung erlaubt und zulässig sei. Denn er brachte einen authentischen Beweis über den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Deshalb verhielt sich Şa’īd gegenüber diesem Ĥadīth respektvoll. Er hat sich nicht so verhalten, wie es einige dieser Unwissenden tun, wenn ihnen ein Ĥadīth vorgelegt wird, der nicht ihren Gelüsten oder ihrem Madhhab entspricht. Sie gehen dann hin und fechten diesen Ĥadīth mit allen Mitteln an und kritisieren die Überlieferer, auch wenn dieser Ĥadīth in Bukhārī steht. Sie sagen, dass es in Bukhārī Aĥādīthe gibt, die  für sie nicht richtig sein können, auch wenn diese der Gesandte, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat. Dies haben einige Schriftsteller gesagt. Es ist jedoch eine gefährliche Sache.

Als Şa’īd Ibn Djubair den Ĥadīth vom Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hörte, sagte er: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte.“ Dies ist die Gepflogenheit der Gelehrten. Und dies war auch die Gepflogenheit der Şaĥābah, Allahs Wohlgefallen auf ihnen alle, und die Gepflogenheit der Tābi’īn und all den führenden Gelehrten. Sie alle haben sich respektvoll benommen, wenn zu ihnen etwas vom Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gelangt war.

Seine Aussagen, „Jedoch überlieferte uns Ibn ‘Abbāş“ bedeutet, dass Şa’īd Ibn Djubair einen anderen Beweis hat. Das umsetzen dieses Beweises ist vortrefflicher, als das umsetzen des Ĥadīths von Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān. Das Umsetzen des Ĥadīths von Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān ist zweifellos etwas Gutes, doch existiert hier etwas Gutes und etwas, was besser war. Er wollte ihn von einer guten Sache zu einer besseren führen.

Er sagte: „Jedoch überlieferte uns Ibn ‘Abbāş, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Alle Völker wurden mir vorgezeigt.“ Dies ist eines der Wunder des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, indem ihm alle Völker vorgezeigt wurden. Das bedeutet: Ihm wurden alle vergangenen Völker vorgezeigt. Es wurde erwähnt, dass es in der Nacht von „Işrā` und Mi’rādj“ war.

„Und ich sah einen Propheten und mit ihm ar-Rihţ (übersetzt: „mit einer kleinen Gruppe“).“ Ar-Rihţ bedeutet, eine Gruppe, bestehend aus weniger als zehn Personen. Das heißt, dass ihm aus seiner Ummah weniger als zehn Personen gefolgt sind. Der Rest der Ummah hat an ihm nicht geglaubt.

„Und einen Propheten mit zwei oder drei Leuten.“ Das ist noch weniger. Von seinen Leuten haben ihm nur zwei oder drei gefolgt. Der Rest lehnte es ab, an Allah und Seinen Gesandten zu glauben.

„Und einen Propheten ohne jemanden.“ Es gibt Propheten, die von allen ihren Leuten geleugnet wurden. Nicht ein einziger ist ihnen gefolgt. Hierin ist ein Beweis, dass die Vielzahl kein Beleg ist. Nur jene dürfen als Beleg hinzugezogen werden, die sich auf der Wahrheit befinden und die Beweise auf ihrer Seite haben, auch wenn sie nur wenige sind. Auch wenn es nur eine einzige Person ist! Derjenige, der sich auf der Wahrheit befindet und die Beweise aus dem Buche Allahs und aus der Şunnah Seines Gesandten auf seiner Seite hat, seine Aussage wird angenommen und ihm wird gefolgt. Derjenige jedoch, der den Beweisen widerspricht, darf nicht als Beweis herangezogen werden, auch wenn die Anzahl solcher Leute groß ist. Der erhabene Allah sagte über Nūĥ (Noah): "Mit ihm glaubten aber nur wenige."[8] Er sagte auch: "Aber die meisten Menschen werden, auch wenn du noch so sehr (danach) trachtest, nicht gläubig sein."[9] Er, erhaben ist Er, sagte auch: "Wenn du den meisten von denen, die auf der Erde sind, gehorchst, werden sie dich von Allahs Weg ab in die Irre führen. Sie folgen nur Mutmaßungen, und sie stellen nur Schätzungen an."[10]

Die Vielzahl ist kein Maß, um die Wahrheit zu treffen. Auch darf man sich nicht damit täuschen lassen. Es kann vorkommen, dass die Mehrzahl sich auf der Falschheit befindet. Wenn eine Mehrheit entsteht und diese auch die Wahrheit trifft, dann ist das gut. Doch wenn es lediglich eine Mehrheit ist, ohne Wahrheit, dann nicht. Wir dürfen uns der Wahrheit auch nicht verweigern, nur weil ihr so wenige folgen. Denn es gibt heutzutage Menschen, die, wenn sie auf ihre Fehler hingewiesen werden, sagen: „Hierauf befinden sich die meisten Menschen.“ Wenn du zum Beispiel zu ihm sagst, dass das Deuten der Eigenschaften Allahs verboten ist, sagt er: „Neun Zehntel der islamischen Welt, sind Aschā’irah, die die Eigenschaften Allahs deuten.“ Dies ist jedoch keine Entschuldigung vor Allah, dem Erhabenen, solange die Wahrheit erwiesen ist. Was jedoch der Werdegang der Menschen anbetrifft, so überlassen wir dies dem erhabenen Allah. Ein Muslim ist dazu verpflichtet, der Wahrheit zu folgen. Dabei darf er nicht arrogant werden, gegenüber der Tatsache, dass die Mehrheit ihm widerspricht oder ihn befürwortet. Eines der Propheten Allahs wird an seiner Seite weniger als zehn Leute haben. Ein anderer Prophet von den Propheten Allahs, wird nur ein oder zwei Personen neben ihm haben, die ihm gefolgt sind. Ein weiterer Prophet von den Propheten Allahs, wird niemanden an seiner Seite haben, der ihm gefolgt ist. Wir bitten Allah, uns darin erfolgreich zu machen, die Wahrheit zu sagen und mit ihr zu handeln und den Gelüsten und dem Teufel stets zu widersetzen.

Seine Aussage: „Dann sah ich eine große Menge an Leuten, die ich für mein Volk (Ummah) hielt.“ Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, dachte, dass diese große Menge seine Ummah wär. Denn er wird der Prophet sein mit der größten Gefolgschaft, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

„Aber mir wurde gesagt, dass diese von Mūşā (Moses) und seinem Volk waren.“ Hierin liegt eine Huld für Mūşā, der mit Allah gesprochen hat, möge Allah ihm Heil schenken. Ihm ist eine große Anzahl aus seiner Ummah gefolgt. Sie haben an ihn geglaubt und sind ihm gefolgt. Er gehört nach unseren Propheten Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zu den Propheten, die am meisten Gefolgschaft haben. Hierin liegt wieder eine Huld für Mūşā, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Dies deutet außerdem daraufhin, dass eine große Anzahl von den Kindern Israels an Mūşā geglaubt hat. Die Verfälschung und der Unglaube, sind erst nach der Zeit von Mūşā, möge Allah ihm Heil schenken, erschienen.

„Später erschien eine größere Gruppe.“ In einem anderen Wortlaut heißt es: „Doch schau hin zum Horizont.“ Dieser Wortlaut ist in Şaĥīĥ Muşlim verzeichnet. „Und mir wurde gesagt, dass dies mein Volk war. Unter ihnen waren siebzigtausend, die das Paradies ohne Abrechnung oder Strafe betreten würden.“ Diese Siebzigtausend gehören der Ummah von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, an. Sie werden das Paradies betreten, ohne Abrechnung oder Strafe. Dies ist eine gewaltige Wohltat. Der Rest der Geschöpfe wird einer Abrechnung unterzogen werden. Es wird von ihnen einige geben, die einer leichten Abrechnung unterzogen werden. Andere wiederum werden einer harten Abrechnung unterzogen.

Die Gelehrten sind sich jedoch uneins darüber, ob auch die Ungläubigen einer Abrechnung unterzogen werden oder ob sie direkt ins Höllenfeuer geführt werden. Das, was Scheikh al-Islam Ibn Taimiyah, festgestellt hat ist - so wie es in „al-‘Aqīdah al-Wāşiţiyah“ steht - dass ihnen lediglich ihre Taten vorgelegt werden, ohne dass sie dabei einer Abrechnung unterzogen werden, wo ihre guten und schlechten Taten gewogen werden. Denn sie haben keine guten Taten. Ihnen werden ihr Unglaube und ihre ketzerischen Taten dargelegt, bevor dann schließlich befohlen wird, sie ins Höllenfeuer zu werfen. Möge Allah uns davor bewahren. Wenn sie gute Taten auf der Erde verrichtet haben, werden sie dafür auch auf der Erde entlohnt werden. Den Lohn für ihre guten Taten bekommen sie bereits vorzeitig vergolten. Denn Allah ist zu niemandem ungerecht. Was jedoch das Jenseits anbetrifft, so werden sie dort weder Vergütung noch Belohnung erhalten. Möge Allah uns davor bewahren.

„Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, stand daraufhin auf und ging in sein Haus“, ohne zu erklären, wer diese Siebzigtausend sein werden. Die Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, haben diese Angelegenheit sehr ernst genommen, denn es war wahrlich eine gewaltige Angelegenheit. Sie fingen an, darüber zu diskutieren, wer diese siebzigtausend sein könnten.

Seine Aussage: „Und die Leute fingen an, darüber zu diskutieren, wer diese (siebzigtausend) sein könnten.“ Das heißt, sie haben versucht herauszufinden, wer diese siebzigtausend nur sein könnten. Dies zeigt wiederum die Bemühungen der Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, nach dem Guten zu suchen. Ihre Sorge galt dem Jenseits und nicht den Angelegenheiten dieser Welt. Sie haben den weltlichen Dingen nicht ihre ganze Aufmerksamkeit geschenkt. Dies steht im Gegensatz zu den restlichen Erdenbewohnern, die, wenn sie von einer Handelsware hören, anfangen nur noch darüber zu diskutieren und dabei die Angelegenheiten des Jenseits vergessen.

Seine Aussage: „Manche sagten: „Möglicherweise sind sie die Gefährten des Propheten Allahs.““ Denn die beste Gemeinschaft ist die der Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen. Niemand kann in der Gunst mit den Gefährten gleichziehen. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Beschimpft nicht meine Gefährten! Denn, auch wenn einer von euch so viel Gold wie der Berg von Uĥud spenden würde, würde er nie ein Mudd[11] an Leistung von einem von ihnen erreichen; auch nicht einmal die Hälfte davon!“

Die Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, sind also die besten dieser Gemeinschaft, niemand kann in der Gunst mit ihnen gleichziehen. Denn sie waren die ersten, die den Islam angenommen haben und jene, die den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, begleitet und mit ihm für die Sache Allahs gekämpft haben. Sie haben sich selbst und ihr Eigentum für die Sache Allahs geopfert. Deshalb sagten sie: „Möglicherweise sind sie die Gefährten.“ Denn sie kannten niemanden, der besser war als die Gefährten des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

Seine Aussage: „Andere sagten: „Möglicherweise gehören sie zu jenen, die im Islam geboren wurden und daraufhin Allah niemals Partner zur Seite gesetzt haben.““ Das bedeutet: Diejenigen Kinder der Muslime, die geboren wurden, nachdem der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, entsandt wurde. Denn diese Kinder sind auf der richtigen natürlichen Anlage (Fittrah) geblieben, indem sie an Allah und Seinen Gesandten glaubten und niemals Schirk begangen. Hierin ist gewiss eine Gunst für denjenigen, der vom Schirk verschont blieb. Derjenige, der in Schirk fällt und dann aber bei Allah um Vergebung bittet, dem wird Allah auch vergeben. Er kann sogar zu den besten Muslimen werden, da seine Reue all das ausgelöscht hat, was vorher war. Der erhabene Allah sagt: "Sag zu denen, die ungläubig sind: Wenn sie aufhören, wird ihnen vergeben, was bereits vergangen ist."[12] Doch die Gefährten glaubten, dass diejenigen, die im Islam geboren waren und Allah niemals Partner beigesellten, diejenigen sind, auf den sich dieser Ĥadīth bezieht. Das zeigt auch, wie wichtig es ist, auf die Kinder zu achten, aber auch auf ihre natürliche Anlage. Man muss sie mit dem Islam und dem Tauĥīd erziehen und ihre ‘Aqīdah bessern. Denn viele Leute heutzutage interessiert die ‘Aqīdah nicht. Sie sagen, dass die Angelegenheiten der ‘Aqīdah einfach sei und dass die Leute frei sein sollten in ihrer ‘Aqīdah. Sie interessiert der Schirk nicht. Sie sagen, dass dies lediglich eine Idjtihād-Angelegenheit sei. Sie interessiert auch nicht der Ruf zum Tauĥīd und die Warnung vor dem Schirk oder dem bessern der ‘Aqīdah.

Ihre Aussage also, „möglicherweise gehören sie zu jenen, die im Islam geboren wurden und daraufhin Allah niemals Partner zur Seite gesetzt haben“, zeigt die allgegenwärtige Gefahr des Schirk und dass es lange nicht ausreicht, lediglich im Islam geboren zu sein. Man muss sich vor dem Schirk hüten. Und das kann man nur, wenn man den Schirk kennt und die Wege, die dahin führen. Denn nur dann kann man sich davor in Acht nehmen und sich schützen. Derjenige jedoch, der unwissend ist bezüglich einer Sache, der kann in diese Sache geraten, weil er es einfach nicht kennt. Deshalb sagte auch ‘Ummar Ibn al-Khattāb, Allahs Wohlgefallen auf ihn: „Der Bund des Islams wird nach und nach aufgelöst werden, wenn im Islam Leute aufwachsen, die die Djāhiliyyah (Vorislamzeit) nicht kennen.“ Und Ĥudhaifah Ibn al-Yamān, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sagte: „Die Menschen pflegten den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, über die guten Dinge zu befragen, und ich pflegte ihn über das Übel zu befragen, weil ich befürchtete, dieses zu begehen.“ Dies ist wahrlich eine ernste Angelegenheit, nämlich das Achtgeben auf die ‘Aqīdah und die Furcht vor dem Schirk. Denn derjenige, der sich vor etwas fürchtet, der läuft davon weg. Und er kann erst dann davon weglaufen, wenn er weiß, woher dieser Feind kommt und wo er ihn bestimmt vorfinden wird. Somit ist dies eine ernste Angelegenheit.

Seine Aussage: „Und während sie auf dieser Weise ihre Ansichten austauschten, kam der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hinaus, und wurde über das Gesagte informiert.“ Sie haben ihn über die Dinge informiert, die sie untersucht haben und über die sie diskutierten. Sie berichteten ihn über ihren Idjtihād, den sie aufbrachten, um diese Angelegenheit besser zu verstehen. Hierin ist wiederum ein Beleg dafür, dass es islamisch erlaubt ist, wissenschaftliche Angelegenheiten zu erörtern und die Worte Allahs und die Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, näher zu untersuchen, um diese besser umsetzen zu können und um ein Vorteil daraus ziehen zu können.

Seine Aussage: „Er sagte: „Es sind jene, die sich nicht mit Ruqyā behandeln.“ Das bedeutet: Sie bitten andere nicht darum, für sie Ruqyā anzuwenden. Doch warum nicht? Weil das Bitten der Leute um Ruqyā beinhaltet auch das Fragen der Geschöpfe um ein Gefallen. Und das Fragen der Geschöpfe ist eine Art der Erniedrigung. Diese Leute hingegen, sind auf die Leute nicht angewiesen, sie verlassen sich allein auf Allah, Den Erhabenen. Dies gehört wahrlich zur Vollendung des Tauĥīds: Ein Mensch fragt andere nicht um ein Gefallen. Und der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat sogar von einigen seiner Gefährten den Eid abgenommen, keinen der Leute um einen Gefallen zu bitten. Deshalb war es so, dass wenn einen von ihnen seine Reitergerte[13] runterfiel, während er sich auf sein Ross befand, er niemandem darum bat, es für ihn wieder aufzuheben. Sie wollten nicht auf die Leute angewiesen sein. Doch was das Befragen der Gelehrten bezüglich den Dingen anbetrifft, bei denen man sich unsicher ist, so gehört dies nicht dazu. Im Gegenteil es ist sogar eine Pflicht. Der erhabene Allah hat gesagt: "So fragt die Leute der Ermahnung, wenn ihr (etwas) nicht wisst."[14] Das gilt natürlich nur dann, wenn eine Gegebenheit dies erfordert. Was jedoch das Befragen anbetrifft, bei dem man stur bleibt oder sich nur zeigen will bzw. den Befragten bloßzustellen will, so ist dies nicht erlaubt, da es nicht erforderlich ist. Im Gegenteil, man will mit solchen Fragen nur Anerkennung erlangen und zeigen, dass man wissender ist, als der Befragte. Das ist nicht erlaubt. Was das Fragen (oder auch Betteln) nach Geld anbetrifft, so ist dies nur dann erlaubt, wenn es wirklich erforderlich ist. Hier kann man die Leute fragen, bis diese Not vorüber ist. Was das Fragen der Leute nach Geld anbetrifft, obwohl man nicht darauf angewiesen ist, so ist dies verboten. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wer bei den Menschen bettelt, um Reichtümer anzuhäufen, der ist so, als ob er um eine glühende Kohle fragt. So soll er nach wenig fragen oder nach viel.“

Seine Aussage: „Es sind jene, die sich nicht […] kauterisieren[15].“ Das heißt, sie fragen andere nicht darum, sie mit Feuer zu kauterisieren, um geheilt zu werden.

Das Kauterisieren mit Feuer ist eine medizinische Heilungsmethode. Der Prophet, möge Allah ihn  loben und Heil schenken, hat gesagt: „Es gibt Heilbehandlungen durch drei Dinge: Durch ein Getränk aus Bienenhonig, durch einen Eingriff für den Aderlass (Ĥidjāmah) und durch Kauterisierung.“ In einem anderen Wortlaut sagte er weiter: „Und ich verabscheue das Kauterisieren.“ Das Kauterisieren ist bei Bedarf als Heilmethode erlaubt. Doch wenn du andere darum bittest, es für dich zu tun, dann ist es unerwünscht, da auch hier wieder Menschen um einen Gefallen gefragt werden. Doch auch das Kauterisieren selbst ist unerwünscht, da es Qualen mit Feuer beinhaltet.

Seine Aussage: „Es sind jene, die […] nicht […] an gute und schlechte Omen glauben.“ Hiermit sind die verschiedenen Omen gemeint, wie Vögel (at-Taţayyur) und andere. Man hat früher seine Entscheidung davon abhängig gemacht, in welche Richtung ein Vogel fliegt, dass man zuvor freigelassen hatte. Was jedoch der Optimismus anbetrifft, so ist dies erlaubt. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, mochte den Optimismus. Denn Optimismus beinhaltet das gute Denken über Allah und Pessimismus (durch das Verwenden von Omen) das schlechte Denken über Allah.

Somit haben diese Siebzigtausend solch eine Rangstufe verdient. Denn sie haben Dinge unterlassen, die verboten sind, wie das glauben an Omen oder auch unbeliebt (makrūh) sind, wie das Bitten anderer um Ruqyā und Kauterisierung. Sie haben es unterlassen, weil sie auf die Leute verzichten wollen und stattdessen allein auf den erhabenen Allah vertrauen (Tawakkul).

Wenn jedoch eine Person sich selbst oder andere mit Ruqyā behandelt, so hat dies auch der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, getan. Er hat sich selbst und andere mit Ruqyā behandelt, auch wurde er selbst mit Ruqyā behandelt. Somit ist dies nichts, was unbeliebt wäre.

Jetzt bleibt noch die Angelegenheit bezüglich der Behandlung mit Erlaubten, wie Tabletten zum Beispiel oder Kräuter oder operativen Eingriffen, oder auch das Entfernen von Geschwüren oder Missbildungen. Dies ist erlaubt und ist nichts, was unliebsam wäre. Denn der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Behandelt Krankheiten, aber behandelt sie nicht mit Verbotenem.“[16] Und seine Aussage: „Allah hat keine Krankheit herabkommen lassen, ohne dass Er für sie zugleich ein Heilmittel herabkommen ließ; Jene die Kenntnis davon haben wissen es, jene die keine Kenntnis davon haben wissen es nicht.“[17] Es gibt Gelehrte, die das Verwenden von Heilmittel als wünschenswert ansehen, es gibt aber auch Gelehrte, die es sogar als verpflichtend ansehen. Das Verwenden von Heilmittel, obgleich es Erlaubt, wünschenswert oder auch verpflichtend ist, so hebt dies nicht das Vertrauen auf Allah auf. Denn es gibt einige Unwissende, die sagen: „Lass die Heilmittel sein und vertrau allein auf Allah.“ Wir sagen: Das wahrnehmen der Mittel, die zur Verfügung stehen, widerspricht nicht dem Vertrauen auf Allah! Die verschiedenen Heilmethoden sind Mittel, die zur Verfügung stehen. Das Wahrnehmen solcher Mittel hat der erhabene Allah befohlen.

Seine Aussage: „Daraufhin stand ‘Ukāschah Ibn Muĥşan auf.“ ‘Ukāschah Ibn Muĥşan al-Aşşadī gehörte zu den Ersten, die den Islam angenommen haben. Er beteiligte sich an der Schlacht von Badr, aber auch an den anderen Ereignissen zusammen mit den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Er lebte länger als der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken und nahm teil an den Kriegen gegen die Stämme, die vom Islam abgefallen waren. Dort wurde er auch getötet, Allahs Wohlgefallen auf ihn.

„Er (‘Ukāschah Ibn Muĥşan) sagte (zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken): „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.““ Hierin ist ein Beweis für die Legitimität, Leute der Wohltat, die am Leben sind, darum zu bitten, für einen selbst Bittgebet zu machen. Denn dieser Gefährte bat den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, für ihn Bittgebet zu machen, worauf er zustimmte. Deshalb beweist dies, dass es legitim ist, von lebenden Rechtschaffenen um Bittgebet für einen selbst zu fragen.

„Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Du bist einer von ihnen.““ Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, berichtete ‘Ukāschah, dass er einer von den Siebzigtausend sei, die in das Paradies eintreten werden, ohne Rechenschaft und ohne Bestrafung. Und es geschah auch das, worüber der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, berichtet hatte, denn ‘Ukāschah starb als Märtyrer für die Sache Allahs, Erhaben ist Er. Hierin ist auch ein Beweis für das Prophetentum, da der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, davon berichtet hat, dass ‘Ukāschah zu den Siebzigtausend gehören wird und er starb den Märtyrertod für die Sache Allahs. Somit gehört auch er zur Schar der Märtyrer, die für die Sache Allahs ihr Leben ließen. Außerdem war er schließlich auch jemand gewesen, der zu den Ersten gehört hat, die den Islam angenommen haben und die an der Schlacht von Badr zusammen mit dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, teilnahmen.

„Dann stand ein anderer Mann auf und sagte: „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.“ Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Ukāschah ging dir voraus.““ Als hätte hier der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gewusst, dass dieser Mann den Rang der Siebzigtausend nicht erreichen wird. Doch trotzdem konfrontierte er ihn nicht mit Worten, die ihn missfallen könnten. Es sagte zum Beispiel nicht: „Du verdienst solch einen Rang nicht“ oder „du gehörst nicht zu den Leuten dieses Ranges“. Dies gehört wahrlich zum guten Umgangston des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Er wählte Worte aus, die den Mann nicht verletzen, aber doch in ihrer Bedeutung angemessen waren. Deshalb sagte er: „Ukāschah ging dir voraus.“

Der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein, sagte in den Sachverhalten: „Hierin ist eine Verwendung der Mehrdeutigkeit (Ma’ārīd).“ Das bedeutet, dass andere Worte verwendet werden anstatt Worte, die unliebsam sind. Denn hätte er gesagt, dass er es nicht verdient hätte oder dass er solch einen Rang nie erreichen wird, dann wäre dieser Mann innerlich daran zu Grunde gegangen und wäre ganz verlegen gewesen. Aber der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, verhielt sich so, wie ihn der erhabene Allah beschrieben hat, als Er sagte: "Und du bist wahrlich von großartiger Wesensart."[18] Und Er, Erhaben ist Er, sagte über ihn auch: "Durch Erbarmen von Allah bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig, so würden sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen."[19]

Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wusste, so wie ihn der erhabene Allah zuvor darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass dieser Mann zu solch einem Rang nicht gelangen wird. Doch wählte er trotzdem sanfte und freundliche Worte, die nicht verletzend sind, aus. Dies weist auf die Notwendigkeit der guten Umgangsform mit den Muslimen hin und dass man sie nicht mit schlechten Worten konfrontieren soll, die sie nicht mögen, auch wenn sie einen Fehler begangen haben. Mann soll sie mit guten Worten ansprechen, die sie mögen und die nicht verletzend sind.

Dies ist wahrlich ein besonderer Ĥadīth, der auf folgende Sachverhalte hinweist:

Erstens:          Er weist auf die Legitimität des Anwendens von Ruqyā hin, sei es im Bezug auf das „böse Auge“, Fieber oder andere Krankheiten. Denn Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān tat dies auch und verwies dabei auf den Ĥadīth des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

Zweitens:       In diesem Ĥadīth wird auf die Vorzüglichkeit von Mūşā (Moses) und seinem Volk hingewiesen, die an ihm glaubten.

Drittens:         Hierin ist ein Beweis, dass eine große Anzahl von Anhängern einer Sache, kein Beweis für oder gegen ihre Richtigkeit ist. Dieser Sachverhalt ist wichtig.

Viertens:        Hierin wird die Achtsamkeit der Gefährten für Wissensangelegenheiten deutlich und für das Aneignen dieser, als sie miteinander über den Ĥadīth diskutierten, über die sie der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zuvor in Kenntnis gesetzt hatte. Sie untersuchten diesen Ĥadīth ausgiebig. Der Scheikh hat gesagt: „Hierin ist ein Beweis für die Legitimität des Debattierens in Wissensangelegenheiten.“

Fünftens:        In diesem Ĥadīth ist ein Beweis dafür, dass es unliebsam ist, andere um etwas zu fragen. „Es sind jene, die sich weder mit Ruqyā behandeln noch [...] sich kauterisieren.“ Hierin ist erwähnt, dass es verhasst ist, andere Menschen um ein Gefallen zu fragen. Das Fragen anderer um etwas, verringert den Tauĥīd. Und im Verzicht auf das Fragen anderer um etwas, ist eine Vollendung des Tauĥīds und gehört zur Verwirklichung des Tauĥīds.

Sechstens:      In diesem Ĥadīth ist ein Beweis, dass Kauterisierung als Heilmethode erlaubt ist, jedoch gleichzeitig auch verhasst. Voraussetzung ist aber, dass derjenige, der solch eine Heilmethode anbietet, über die notwenigen Kompetenzen verfügen muss, wie zum Beispiel, wo genau die Schmerzen herkommen und an welcher Stelle sie durch Kauterisierung behandelt werden können. In diesem Ĥadīth ist auch ein weiter Beweis dafür, dass der böse Blick wahr ist und dass er mit Ruqyā behandelt werden kann. Er wird auch mit dem Waschen behandelt, so wie es der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, beschrieben hat.

Siebtens:        Hierin ist ein Beweis für eines der Zeichen des Prophetentums von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, als er davon berichtet hat, dass ‘Ukāschah zu den Siebzigtausend gehören wird. ‘Ukāschah starb später dann auch den Märtyrertod für die Sache Allahs.

Achtens:         Hierin ist ein Beweis für das Verwenden der Mehrdeutigkeit (Ma’ārīd) in Fällen, wo es nicht erwünscht ist, die Menschen damit zu konfrontieren. Hierin ist auch ein Beweis für seine gute Umgangsform mit seinen Gefährten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Dieses müssen sich die Leute des Wissens und die Rufer zum Islam als Vorbild nehmen in ihrem Umgang mit den Menschen.

Neuntens:      Hierin ist auch ein Beweis für das Einfordern des Beweises. Denn auch Şa’īd Ibn Djubair bat Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān um den Beweis für seine Handlung, als er um Ruqyā bat. Als er ihm den Beweis dafür vorlegte, lobte er ihn dafür mit den Worten: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte.“

Zehntens:       Hierin ist auch ein Beweis für die Kategorisierung dieses Kapitels, nämlich dass wer den Tauĥīd verwirklicht, das Paradies ohne Abrechnung betreten wird. Die Erklärung dafür ist, dass er sowohl den großen als auch den kleinen Schirk unterlässt. Auch unterlässt er die unliebsamen und verhassten Dinge, als Schutzvorkehrung für seine ‘Aqīdah.

 



[1]
Verzeichnet bei Bukhārī (5378), Muşlim (220), at-Tirmidhī (2446) und Aĥmad (1/271)

[2]Al-Işrā` 17:82

[3]Verzeichnet bei Muşlim in al-Īmān (220) und Aĥmad (1/271)

[4]Verzeichnet bei Muşlim in aş-Şalām (2188) und at-Tirmidhī in aţ-Ţibb (2062)

[5]Verzeichnet bei Muşlim in aş-Şalām (2188) und at-Tirmidhī in aţ-Ţibb (2062)

[6]Verzeichnet bei Muşlim in al-Īmān (220) und Aĥmad (1/271)

[7]verzeichnet bei Ibn Mādjah in at-Tidjārah (2257)

[8]Hūd 11:40

[9]Yūşuf 12:103

[10]Al-An’ām 6:116

[11]Eine Handvoll – indem man beide Hände zusammentut und einen Hohlraum bildet

[12]Al-Anfāl 8:38

[13]kleine Peitsche mit kurzer Schnur zum Lenken des Reitpferdes; Syn. Reitpeitsche

[14]An-Naĥl 16:43

[15]Anm. der Übersetzers: Bei der Kauterisation oder Kauterisierung wird Gewebe durch den Kauter oder chemische Mittel (Ätzmittel) zerstört. Dadurch kann z. B. eine Blutung gestoppt oder eine gutartige Wucherung entfernt werden. Der Kauter (griech. Verbrenner, Brenneisen) ist ein chirurgisches Instrument zum Kauterisieren, das heute als Elektrokauter in Form einer feinen, durch elektrischen Strom erhitzten Drahtschlinge zum Einsatz kommt. Im Wesentlichen dient der Kauter während einer Operation zur Blutstillung oder zum Schneiden.

[16]Verzeichnet bei Abū Dāwūd 3376

[17]Muşnad Imam Aĥmad, 4/278

[18] Al-Qalam 68:4

[19] Āli-‘Imrān 3:159

Vers: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."

*          *          *          *                     

Und Er sagte:"[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."[1]

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Danach sagte der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein: „Und Er sagte: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."“ Dies ist eines der Eigenschaften, die der erhabene Allah in Sure „al-Mu`minūn“ im Bezug auf die Wetteiferer um das Gute erwähnt hat. Der erhabene Allah hat gesagt: "Gewiss, diejenigen, die aus Furcht vor ihrem Herrn besorgt sind."[2] Dies ist die erste Eigenschaft. Die zweite Eigenschaft lautet: "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben."[3] Die dritte Eigenschaft – die ja auch die wertvollste ist – lautet: "[…]und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."[4] Und die Vierte: "[…]und die geben, was sie geben, während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden."[5]

Diese besonderen Eigenschaften stehen für das Verwirklichen des Tauĥīds, frei von jeglichem Makel. Dies ist nur eine kurze Übersicht. Nun folgen die Details:

Erste Eigenschaft: "Gewiss, diejenigen, die aus Furcht vor ihrem Herrn besorgt sind." Die Furcht gehört zu den Handlungen des Herzens und steht für Besorgnis vor Allah, Ruhmreich und Erhaben ist Er, und für Furcht vor Seiner Bestrafung. Es ist eine Furcht vor Ihm, Erhaben ist Er, da Er die Ungehorsamen und Sünder für ihre Sünden bestrafen kann. Zu den besonderen Arten der Anbetung gehört Furcht, Angst, Wunsch, Ehrfurcht und Hoffnung, all das sind Handlungen des Herzens. Jedoch darf die Angst nicht die Ebene der Hoffnungslosigkeit erreichen. Es muss eine Furcht sein, die an Hoffnung gekoppelt ist. Und gebt nicht die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs auf. "Es gibt die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs nur das ungläubige Volk auf."[6] Doch auch die Hoffnung darf nicht ohne Furcht vor Allahs Ränken[7] existieren. Niemand darf sich vor Allahs Ränken sicher fühlen und sich allein auf die Hoffnung verlassen, indem er die Furcht völlig vernachlässigt. "Glauben sie denn, sicher vor Allahs Ränken zu sein? Aber vor Allahs Ränken sicher zu sein, glaubt nur das Volk derjenigen, die Verlierer sind."[8] Es wird wünschenswert, beides in sich zu vereinen, Furcht und Hoffnung. Man darf nicht so viel Furcht haben, dass man verzweifelt, doch darf man auch nicht so viel Hoffnung haben, dass man sich vor Allahs Ränken sicher fühlt. Man muss ausgeglichen sein. Deshalb sagen die Gelehrten auch: „Ein Gläubiger befindet sich stets zwischen Furcht und Hoffnung, wie ein Vogel mit seinen beiden Flügel. Wenn eins davon schwächer wird oder ganz ausfällt, stürzt der Vogel ab. So verhält es sich auch bei einem Mu`min. Wenn seine Furcht oder seine Hoffnung schwächer werden, geht er zugrunde.“

Zweite Eigenschaft: "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben." Das Glauben an die Zeichen Allahs bedeutet, dass diese wahrhaftig bekräftigt und in die Tat umgesetzt werden. Zu den Zeichen Allahs gehört der Qur`ān. Der Glaube daran bedeutet, dass man wahrhaftig bekräftigt, dass es die Worte Allahs sind, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Allah hat mit diesen Worten in Offenbarung gesprochen. Djibrīl ist daraufhin mit diesen Worten zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, herabgekommen und der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, lernte diese von Djibrīl auswendig und verkündete es den Menschen. "Und er ist ganz sicher eine Offenbarung des Herrn der Weltenbewohner; mit dem der vertrauenswürdige Geist herabgekommen ist"[9], hiermit ist Djibrīl, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gemeint, "auf dein Herz, damit du zu den Überbringern von Warnung gehörst, in deutlicher arabischer Sprache."[10] Dies sind die Merkmale des Qur`āns.

Diese Gläubigen glauben daran, dass der Qur`ān die Ansprache ihres Herrn ist, der an sie gerichtet ist und der Gebote und Verbote beinhaltet. Er unterrichtet sie auch über ihren Herrn, Erhaben ist Er, und über Seine Eigenschaften. Er berichtet ihnen über das Verborgene, das bereits vergangen ist und über das Verborgene, das in der Zukunft liegt. Dieser Qur`ān ist das wertvollste Buch, dass jemals vom Himmel herabgekommen ist. Der erhabene Allah hat darin besonderes Wissen und Geheimnisse offenbart, über die nur Er Kenntnis hat. Die unwissende Masse versteht etwas aus dem Qur`ān, die Anfänger im Wissen verstehen etwas aus dem Qur`ān und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind (also die Gelehrten), verstehen mehr, als die anderen, jeder in dem Maße, den ihm der erhabene Allah gewährt hat. Denn der Qur`ān besteht, so wie es Ibn ‘Abbāş gesagt hat, aus vier Teilen:

Einen Teil davon kennen die Araber bereits aus ihrer Sprache, wie Höllenfeuer, Paradies, Unzucht, Alkohol, Götzendienst, Unglaube und Zinsen. Dann gibt es einen Teil, aus dem sich niemand auf Grund von Unwissenheit entschuldigen kann, wie die Kenntnis über das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt und die Grundpfeiler des Islams. Jeder ist aufgefordert, dieses zu kennen. Dann gibt es einen Teil, den nur die Gelehrten wissen, da dieses sehr spezifisch ist, wie die eindeutigen Verse und andere, die mehrdeutig sind (al-Muĥkam wa l-Mutaschābih), die beschränkten und unbeschränkten (al-Muttlaq wa l-Muqayyad), die abrogierenden und abrogierten (an-Nāşikh wa l-Manşūkh) und die allgemeingültigen und spezifischen (al-’Ām wa l-Khāş), über diese Dinge haben nur die Gelehrten Kenntnis, die die islamische Scharī’ah studiert haben.

Der vierte Teil ist der, über den nur Allah allein Kenntnis hat. Dies sind die Gegebenheiten, über die Allah im Qur`ān berichtet hat, wie über das Paradies, über die Hölle und über die Eigenschaften des Herrn, Erhaben ist Er. Wir kennen zwar ihre Bedeutung, doch haben wir keinerlei Kenntnis über ihre tatsächlichen Gegebenheiten, denn diese Kenntnis besitzt nur Er, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Sein Gehör, Sein Sehvermögen, Sein Wissen, Sein Gesicht, Seine Hände, Erhaben ist Er, über all das hat nur Allah allein Kenntnis. Sein Herabsteigen in die Himmelserden, Sein Erheben über den Thron, wir haben keinerlei Wissen, wie es wirklich ist, denn dieses weiß allein nur Allah. Was die sprachlichen Bedeutungen dieser Worte anbetrifft, so kennen wir sie und verstehen sie auch.

Die Bedeutung also von der Aussage des Erhabenen, "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben" ist, dass man an den Qur`ān glaubt, sorgfältig über ihn nachdenkt, sich mit ihm ernsthaft beschäftigt, das Interesse an ihm zeigt und das umsetzt, was darin geschrieben ist. Das, was Er ihnen darin anbefohlen hat, setzen sie um und das, was Er ihnen darin verboten hat, unterlassen sie. Das, worüber Er ihnen darin berichtet hat, bekräftigen sie und glauben daran und das, was für sie nicht eindeutig ist, bringen sie vor Allah, Erhaben ist Er. "Und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind, sagen: „Wir glauben daran; alles ist von unserem Herrn.“"[11] Dies ist die Vorgehensweise der Gläubigen im Bezug auf den Qur`ān. Dies steht im Gegensatz zu den Abweichlern, die schlimme Haltungen zum Qur`ān haben. Es gibt manche von ihnen, die sagen: „Der Qur`ān ist erschaffen.“ Andere wiederum sagen: „Der Qur`ān hat ein offenkundiges und ein verborgenes Wissen.“ Dies sind die al-Bāţiniyah. Diese glauben nicht wirklich an die Zeichen Allahs, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Andere wiederum sagen: „Das, was im Qur`ān offenkundig ist, wurde nicht wirklich beabsichtigt, da es zu Taschbīh (das Vergleichen von Allah mit Seiner Schöpfung) und Tadjşīm (Allah habe Körperglieder) verleitet im Bezug auf das, was über den erhabenen Allah berichtet ist.“

Dritte Eigenschaft: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen." Dies ist die Umsetzung des Tauĥīds, da diese Menschen kein Schirk begehen, weder im Bezug auf den kleinen noch im Bezug auf den großen Schirk. Das bedeutet: Von ihnen geht keinerlei Schirk aus. Sie sind diejenigen, die den Tauĥīd wahrlich ungesetzt haben und vom kleinen, großen, verborgenen und offensichtlichen Schirk verschont geblieben sind. Sie blieben verschont von allen Arten des Schirk, der Neuerung und des Vergehens.

Vierte Eigenschaft: "[…]und die geben, was sie geben" an rechtschaffenen Taten "während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden."[12] Hier dementiert Er ihnen die Bewunderung ihrer eigenen Taten. Denn sie verrichten edle Taten und ängstigen sich davor, dass Allah ihnen diese zurückweist. Sie ängstigen sich davor, dass ihre Taten zurückgewiesen werden, da ihnen darin ein Makel unterlaufen sei könnte. Denn kein Mensch ist unfehlbar. Somit vereinen sie Gehorsam und Furcht miteinander. Was jedoch die unaufmerksamen und fahrlässigen Menschen anbetrifft, so vereinen sie Faulheit und Sicherheit vor den Ränken Allahs miteinander.

Deshalb sagte der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken: „Keiner von euch wird durch seine Taten ins Paradies eintreten!“ Die Leute fragten: „Du auch nicht, o Gesandter Allahs?“ Er erwiderte: „Ich auch nicht, es sei denn, Allah nähme mich in Seine Barmherzigkeit auf.“[13] Dies ist der Rang derjenigen, die den Tauĥīd wahrlich umgesetzt haben. Denn das Paradies wird nicht durch die Taten erlangt. Die Taten sind ein Grund, um ins Paradies eintreten zu dürfen. "Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet."[14] Die rechtschaffenen Werke sind somit ein Grund, um ins Paradies eintreten zu dürfen. Gewiss, Allah lässt den Lohn derer nicht verlorengehen die Gutes tun.

Er lässt Seine rechtschaffenen Diener allein durch Seine Gnade und Seiner Gunst ins Paradies eintreten. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und wenn ihr die Gunst(erweise) Allahs aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht erfassen."[15] Wenn du nicht fähig bist, diese Gunsterweise Allahs aufzuzählen, wie willst du ihm dafür dann danken? Deshalb sagte der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken im „Du’ā` al-Qunūt“: „Oh Allah! Ich suche Zuflucht in Deinem Wohlgefallen vor Deinem Zorn und in Deiner Vergebung vor Deiner Strafe. Ich kann Dich nicht genug preisen. Du bist, wie Du Dich Selbst gepriesen hast.“[16] Er ist der Führer der Propheten, der Imam der Gesandten und das beste Geschöpf überhaupt, und trotzdem gesteht er sich ein, dass er den erhabenen Allah nicht genug preisen kann. Was ist dann mit den anderen?

Diese Menschen geben also, was sie geben, während ihre Herzen sich davor ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden. Denn ihre Taten sind sehr wenig im Vergleich dazu, was sie alles hätten tun müssen. Außerdem sind sie sich nicht sicher, ob ihre Taten überhaupt angenommen wurden. Es kann ja schließlich sein, dass sie durch irgendeinen Grund zurückgewiesen wurden. Deshalb sagte der erhabene Allah: "Allah nimmt nur von den Gottesfürchtigen an."[17] Wer kann sich selbst garantieren, dass er zu den Gottesfürchtigen gehört? Der Mensch sollte aber trotzdem weiterhin rechtschaffene Werke verrichten und weder verzweifelt noch frustriert sein. Er sollte gut denken über Allah, Erhaben ist Er. Das, was er dabei nicht tun darf, ist zu glauben, dass er große Werke verrichtet hat oder indem er Allah diese Taten als Wohltat vorhält. Die Mutter der Gläubigen, ‘Ā`ischah Allahs Wohlgefallen auf ihr, sagte zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, als den Vers, "[…]und die geben, was sie geben, während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden", hörte: „O Gesandter Allahs! Sind damit etwa diejenigen gemeint, die Unzucht begehen, stehlen und Alkohol trinken und deshalb sich davor ängstigen, wegen ihren Sünden bestraft zu werden?“ Er sagte: „Nein, o Tochter des Wahrhaftigen. Es sind vielmehr Menschen, die beten, fasten und für die Sache Allahs kämpfen und sich trotzdem davor ängstigen, dass ihnen all ihre Taten zurückgewiesen werden.“

 



[1]
Al-Mu`minūn 23:59

[2] Al-Mu`minūn 23:57

[3] Al-Mu`minūn 23:58

[4] Al-Mu`minūn 23:59

[5] Al-Mu`minūn 23:60

[6] Yūşuf 12:87

[7]  Anm. des Übersetzers:   Rän|ke  Pl. üble Pläne, Intrigen; Ränke schmieden

[8] Al-A’rāf 7:99

[9] Asch-Schu’arā` 26:192-193

[10] Asch-Schu’arā` 26:194-195

[11] Āli-‘Imrān 3:7

[12] Al-Mu`minūn 23:60

[13] Verzeichnet bei Bukhārī (5349), Muşlim (2816), Ibn Mādjah (4201) und Aĥmad (2/256)

[14] An-Naĥl 16:32

[15] An-Naĥl 16:18

[16] Verzeichnet bei Muşlim (486), at-Tirmidhī (3493), an-Naşā`ī (1130), Abū Dāwūd (879), Ibn Mādjah (3841), Aĥmad (6/58) und Mālik (497)

[17] Al-Mā`idah 5:27

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