Das Urteil über das Töten der eigenen Seele und die mangelnde Geduld bei Heimsuchungen

Frage:

Wenn eine Person wegen seiner Lebenssituation Selbstmord begeht, da sein Lebensunterhalt sehr eingeschränkt ist und er seine Familie nicht mehr ernähren kann, wird auch diese Person ewig in der Hölle bleiben?

 

Antwort:

Gepriesen sei Allah. Und möge Er Seinen Gesandten loben und Heil schenken. Um fortzufahren: Selbstmord ist eine ungeheuerliche Schandtat und gehört zu den großen Sünden (Kabā`ir). Einem Muslim ist es nicht erlaubt, Selbstmord zu begehen. Der erhabene Allah sagt: "Und tötet euch nicht selbst (gegenseitig). Allah ist gewiss Barmherzig gegen euch."[1]  Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagt in einem authentischen Ĥadīth: „Wer sich mit etwas tötet, der wird damit am Tag der Auferstehung gepeinigt.“

Deshalb muss ein Muslim geduldig sein und die Unglücke und Erschwernisse in seinem Leben ertragen. Er sollte nicht voreilig sein und sich selbst töten. Im Gegenteil, er muss sich davor in Acht nehmen und Allah fürchten. Er muss geduldig sein und alle Chancen der Besserung, die sich ihm ergeben, wahrnehmen. Und wer Allah fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg.

Wenn er sich selbst tötet, dann setzt er sich dem Zorn und der Strafe Allahs aus. Es obliegt Allah, ihn zu bestrafen oder zu verzeihen. Denn das Töten einer Seele ist kein Schirk (Götzendienst). Und der erhabene Allah sagt: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."[2] Alles was außer Schirk ist, fällt unter dem Willen Allahs. Und das Töten einer Seele ist kein Schirk. Dasselbe gilt auch für Zina (Unzucht), dem Stehlen und dem Trinken von Alkohol. All das sind Sünden, die jedoch kein Schirk sind. Derjenige, der solche oder ähnliche Sünden begeht, steht unter dem Willen Allahs. Wenn er mit dieser Sünde stirbt, obliegt es Allah ihm zu vergeben, weil er andere rechtschaffene Taten vollbracht hat und weil er Muslim ist, oder Er kann ihn auch dafür in dem Maß im Höllenfeuer bestrafen, was er an Sünde getan hat.

Nachdem er dann von diesen Sünden gesäubert und gereinigt wurde, kommt er aus dem Höllenfeuer raus. Er wird nicht ewig darin bleiben. Das ist das, worauf sich die Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā'ah befinden. Der Sünder wird nicht ewig im Höllenfeuer bleiben, weder ein Mörder noch ein anderer. Keiner von ihnen wird ewig im Höllenfeuer bleiben. Doch sie werden bestraft werden, wenn dies Allah möchte. Er wird so viel im Höllenfeuer bestraft werden, soviel Allah will und so viel er an Sünde gemacht hat. Dann holt ihn Allah wieder aus dem Höllenfeuer raus und legt ihn an einem Fluss mit dem Namen „Fluss des Lebens“. Die Sünder werden dort aufblühen, wie ein Fruchtkern an einem Fluss aufblüht. Wenn sie dann ihre vollkommene Gestalt wieder angenommen haben, lässt sie Allah für ihren Islam und ihrem Glauben ins Paradies eintreten, mit dem sie gestorben sind. Nur die Ungläubigen werden ewig im Höllenfeuer bleiben. Nur die Ungläubigen und Götzendiener werden ewig im Höllenfeuer bleiben, weil sie nicht an Allah und Seinen Gesandten geglaubt haben und weil sie Seine Propheten leugneten und auch das, was die Propheten an Offenbarung brachten. Diese und ähnliche Sorten des Unglaubens sind es, die eine Person ewig im Höllenfeuer lassen. Was den Sünder anbetrifft, so wird dieser, nach dem Verständnis der Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā'ah, nicht ewig im Höllenfeuer bleiben. Dies steht im Gegensatz zu den Khawāridj und den Mu'tazilah. Denn die Gruppe der Khawāridj und die der Mu'tazilah - und beiden sind irregegangene Gruppen - sagen: „Der Sünder wird ewig im Höllenfeuer bleiben, sollte er dort hineinkommen.“ Dies ist ein gewaltiger Irrtum.

Was die Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā'ah  anbetrifft, die ja die Gefährten des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sind und jene, die ihnen auf beste Weise gefolgt sind, sagen: Der Sünder wird nicht ewig im Höllenfeuer bleiben, solange er nicht die Sünde als erlaubt erklärt. Wenn er stirbt, während er weiß, dass dies eine Sünde ist, jedoch hat ihn der Teufel dazu verleitet, dieser wird nicht ewig im Höllenfeuer bleiben. Er steht unter dem Willen Allahs. Wenn Er möchte, vergibt er ihm und lässt ihn für seinen Islam und seinen Glauben ins Paradies eintreten und wenn er will bestraft er ihn mit dem Höllenfeuer in dem Maße, was er an Sünde getan hat. Nach dem Reinigen und Säubern von diesen Sünden, lässt er ihn schließlich ins Paradies eintreten. Es gibt zahlreiche Aĥādīthe über den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, die das belegen. Es gibt Überlieferungen, wo über einige Menschen berichtet wird, die wegen ihren Sünden ins Höllenfeuer kommen und die Allah dann dort wieder rausholt, sei es durch die Fürbitte anderer oder durch Seine Barmherzigkeit, ohne dass einer für sie Fürbitten muss. All das, ist erwiesen über den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

 

Scheikh 'Abdul-'Aziz Ben Bāz, möge Allah mit ihm gnädig sein

 



[1]
an-Nişā` 4:29

[2] an-Nişā` 4:48

basseera.de

basseera.de - Qur`ān • Şunnah • Şaĥābah

Wir rufen zur Rückkehr zum Qur`ān und zur prophetischen und authentischen Şunnah nach dem Verständnis der rechtschaffenen Vorfahren (Şalaf) – Allahs Wohlgefallen auf sie alle.

Jetzt Online

Aktuell sind 326 Gäste und keine Mitglieder online

Statistiken

  • Benutzer 3
  • Beiträge 594
  • Beitragsaufrufe 3094251