Eine ermahnende Predigt

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Alles Lob gebührt dem Herrn der Welten. Er, Der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch prüfe, wer von euch die besten Taten begeht. Und Er ist der Allmächtige und Allvergebende. Ich bezeuge, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt außer Allah allein, Der ohne ebenbürtigen Partner ist. Ihm gehört die Herrschaft, und Ihm gehört alles Lob, und Er hat zu allem die Macht. Und ich bezeuge, dass Muĥammad Sein Diener und Gesandter ist, der Frohbote und Warner und die lichtspendende Leuchte, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ihm, seiner Familie und all seinen Gefährten, solange, bis der Tag der Auferstehung anbricht.

Um fortzufahren:

Oh ihr Menschen! Fürchtet Allah und denkt über euer Diesseits und Jenseits nach. Und wisset, dass ihr weder zum sinnlosen Spiel erschaffen wurdet noch werdet ihr außer Acht gelassen. Euch gehören zwei Wohnstätten, eine Wohnstätte, die ihr passieren und verlassen werden, was ja das Diesseits ist und eine Wohnstätte, wo ihr als Lohn verbleiben werdet, was ja das Jenseits ist. Versorgt euch deshalb im Diesseits mit genug Reisevorrat für das Jenseits. Denn heute ist ein Tag des Arbeitens und nicht des Ablegens von Rechenschaft. Doch morgen schon wird man Rechenschaft ablegen müssen und es wird keine Möglichkeit mehr geben, rechtschaffene Werke zu verrichten. Der Diener wird an diesem Tag sich selbst bezichtigen, weil er diesem Gericht ohne rechtschaffene Werke gegenübergetreten ist.

"[…] An jenem Tag wird der Mensch bedenken. Wie soll ihm dann die Selbstbesinnung (nützen)? Er wird sagen: „O hätte ich doch für mein (jenseitiges) Leben (etwas) vorausgeschickt!“"[1] Er bittet darum, in seine alte Welt zurückgebracht zu werden, um das nachzuholen, was er damals versäumt hat, doch dies wird für ihn nicht mehr möglich sein: "Wenn dann der Tod zu einem von ihnen kommt, sagt er: „Mein Herr, bringt mich zurück, auf dass ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe.“ Keineswegs! Es ist nur ein Wort, das er (so) sagt."[2]

O Diener Allahs! Haltet euch diese missliche Lage vor Augen und bereitet euch auf das Jenseits vor, bevor ihr in solch eine Lage gebracht werdet. Nutzt euer weltliches Leben aus für das, wozu ihr erschaffen wurdet, nämlich für die Anbetung Allahs und verschwendet es nicht mit Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit bezüglich den rechtschaffenen Werke und dem Befolgen der Gelüste, denn der Tod ist Nah und das Gericht wird gewaltig sein. Den Lohn für die eigenen Taten wird zwangsläufig jeder bekommen. "Und diejenigen, die Unrecht tun, werden erfahren, was für eine Rückkehr sie haben werden."[3]

Imām Ibn al-Qayyim, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat gesagt: „Der erhabene Allah ist neben Seiner Wesensart als Schöpfer aller Dinge, auch mit Zufriedenheit und Zorn beschrieben, mit Gabe und Entzug, mit Schmälerung und Erhöhung, mit Barmherzigkeit und Vergeltung.

In Seiner Weisheit, Erhaben ist Er, hat Er denjenigen, die nach Seinem Wohlgefallen streben, sich Seinen Befehlen unterordnen und auf Seinem Weg schreiten, eine Wohnstätte erschaffen, was ja das Paradies ist. Er ließ dort all das sein, was wohlwollend ist. Er füllte es mit allem, was geliebt und erwünscht wird und was begehrenswert und köstlich ist. Er ließ dort all das Gute sein. Er ließ es zu einem Ort sein für all das Gute von den Geschöpfen, Eigenschaften und Aussagen.

Und Er schuf auch eine andere Wohnstätte für diejenigen, die nach den Gründen Seines Zorns und Seines Fluchs streben, jene, die ihre Angelegenheiten und ihr Glück Seinem Wohlgefallen vorziehen, die verschiedene Vergehen begehen und auf die Taten und Aussagen bestehen, die Er hasst. Es sind jene, die Ihm das zuschreiben, was Seiner nicht würdig ist und die das verleugnen, was die Gesandten über Ihn an vollkommenen Eigenschaften und erhabenen Attributen berichtet haben. Diese Wohnstätte ist die Hölle. In ihr befindet sich all das abscheuliche und ihr Verließ ist gefüllt mit allem, was Leid und Schmerz hervorbringt. Dort ließ Er all das Schlechte sein. Er ließ es zu einem Ort sein für all das Böse aus den Geschöpfen, Eigenschaften, Aussagen und Taten.

Diese zwei Wohnstätten, sind die Wohnstätte zum bleibenden Aufenthalt. Dann schuf Er noch eine dritte Wohnstätte, die als Hafen für diese zwei Wohnstätte dienen soll. Dort können sich all diejenigen mit Reiseproviant versorgen, die zu diesen zwei Wohnstätten reisen. Dies ist die weltliche Wohnstätte.

[…] Der erhabene Allah hat in dieser weltlichen Wohnstätte einige Zeichen Seiner Barmherzigkeit hervorgebracht, wie Früchte, Obst, all die guten Dinge, prächtige Kleidung, schönes Aussehen und all das, was die Seele wünscht und begehrt. Doch all dies ist nur ein Hauch von dem, was die Wohnstätte verbirgt, in der all das, und noch vieles mehr, in ihrer Vollkommenheit existiert. Wenn die Gläubigen nun all das sehen, was das Diesseits ihnen anbietet, erinnert sie dies lediglich an das, was dort im Jenseits an Gutem, an Freude und an lockeres Leben wartet, sodass sie ihre Ärmel dann hochkrempeln und sagen: „O Herr! Das wahre Leben ist das Leben im Jenseits.“ Der Anblick dieser irdischen Vorzüge weckt in sie nur noch mehr Entschlossenheit, Besorgnis und Fleiß, da Annehmlichkeiten wieder an andere Annehmlichkeiten erinnern. Wenn jemand von ihnen etwas sieht, was ihn beeindruckt und er deshalb begehrt, doch hat er keine Möglichkeit, dieses zu erlangen, sagt er zu dieser Sache: „Dein Verabredungsort ist das Paradies. Es dauert nur noch ein Nachmittag oder seinen dazugehörigen Vormittag.“ Das Vorhandensein all dieser Genüsse in dieser Welt, ist eine Barmherzigkeit des erhabenen Allahs, um dann Seine Diener in die Wohnstätte zu führen, die vollkommender ist als diese und damit sich dort mit Reiseproviant versorgen können. Sie dient also lediglich als Reiseproviant, als Überquerung, als Reiseführer und als eines der Zeichen Seiner Barmherzigkeit. Ein Gläubiger ist der, der von ihrem Anblick wachgerüttelt wird für das, was ihn noch erwartet. Es erregt seine tiefe Entschlossenheit für das jenseitige Leben. Seine Seele ist sein Feinschmecker. Wenn es etwas aus dieser Welt kostet, sehnt es sich nach etwas, was vollkommender ist als dieses, bis sie sich dann schließlich nach der beständigen Wonne sehnt, in der Nähe des edelmütigen Herrn.

Der erhabene Allah hat in dieser weltlichen Wohnstätte aber auch einige Zeichen Seines Zorns und Seiner Wut hervorgebracht, wie Bestrafung, Leid, Heimsuchung und unliebsame Individuen und Eigenschaften, um einen Hauch davon zu geben, was einen in der Wohnstätte des Elends erwartet. Dazu gehören auch die zwei Atem, im Sommer und Winter, die der erhabene Allah der Hölle gewährt hat.[4] Diese zwei Atemzüge haben ihre Auswirkungen auf diese irdische Welt und sind ein Beweis und eine Ermahnung zugleich. Der erhabene Allah wies auf diese Bedeutung hin und warnte davor, indem Er über das weltliche Feuer sagte: "Wir haben es ja zur Erinnerung (an das Höllenfeuer) und als Nießbrauch für die Wanderer gemacht."[5] Sie soll an das Jenseits erinnern und dient als Nießbrauch für die Wanderer, die ja die Reisenden ins Jenseits sind. Der erhabene Allah hat all Seine Diener als Wanderer bezeichnet und dass sie sich in dieser Welt lediglich auf der Durchreise befinden. Sie sind weder ansässig noch haben sie sich angesiedelt. […] Da das Gute dieser Welt mit ihrem Bösen vermischt ist, ihr Leid mit ihrer Erholung und ihre Wonne mit ihrer Bestrafung, hat Er, der ja der Weiseste derer ist, die richten, das Gute von ihr, von ihrem Bösen gelöst und schuf eigens dafür eine separate Wohnstätte, die ja eine reine Wohnstätte des Guten ist und für das Böse eine Wohnstätte, in der rein das Böse herrscht. Für diese irdische Welt schrieb Er Kombination und Vermischung vor und lies dann Unterscheidung und Befreiung folgen. Er machte zwischen diesen Gegensätzen eine Unterscheidung, indem Er zwei verschieden Wohnstätte schuf. Für jedes dieser Wohnstätte schuf Er auch das, was ihr entspricht und die Bewohner, die sie bewohnen werden. Er schuf in Seiner Barmherzigkeit die Gläubigen, die aufrichtig sind und in Seinem Zorn Seine Feinde, die ja die Ungläubigen sind.“

O ihr Diener Allahs, fürchtet Allah! Verschwendet euer Diesseits nicht mit Zerstreuung, Nachlässigkeit und das sich Widersetzen gegenüber der Gehorsamkeit Allahs, sodass ihr euer Jenseits dadurch verlieren werdet. Das Diesseits ist das Saatfeld des Jenseits. Wer darin Gehorsamkeit sät, wird am Jüngsten Tag Ehre ernten. Und wer darin Sünden sät, wird Verlust und Selbstbezichtigung ernten. Die unklugen Menschen machten diese Welt zu ihrer größten Sorge und zu ihrer einzigen Wissensquelle. Sie haben sich nur noch mit ihr beschäftigt, anstatt mit dem Jenseits. Somit haben sie sowohl das Diesseits als auch das Jenseits verloren. Die klugen Menschen hingegen, haben das Diesseits zum Reittier für das Jenseits gemacht und haben sich in ihr mit genügend Reiseproviant versorgt, indem sie rechtschaffene Werke verrichtet haben. Somit haben sie sowohl das Diesseits als auch das Jenseits gewonnen.

Liebe Muslime! Diese Welt wird nicht an sich getadelt und gelobt. Sie ist lediglich eine kostbare Zeit, ein Vorteil und eine Möglichkeit, die nützlich sind. Das, was getadelt oder gelobt wird, ist das Verhalten des Sohns Adams auf ihr. Derjenige, dessen Sorge kurzsichtig ist und diese Welt mit den Dingen genießt, die der erhabene Allah verboten hat, indem er seine kostbare Zeit vergeudet, dieser ist wahrlich der Tadelnswerte. Wer aber das Jenseits will und das Diesseits als Mittel wahrnimmt, um dorthin zu gelangen, indem er sich dort mit Reiseproviant versorgt, das ihm auch nutzt, der ist wahrlich der Lobenswerte.

Der erhabene Allah hat gesagt: "Wer immer das schnell Eintreffende will, dem gewähren Wir darin schnell, was Wir wollen – demjenigen, den Wir wollen; hierauf haben Wir für ihn die Hölle bestimmt, der er ausgesetzt sein wird, mit Vorwürfen behaftet und verstoßen. Wer das Jenseits will und sich darum bemüht, wie es ihm zusteht, wobei er gläubig ist, – denen wird für ihr Bemühen gedankt."[6] Ihr hört die Geschichten der Völker und Individuen, die vor euch waren und die sich mit dem Diesseits beschäftigt haben und das Jenseits vergaßen, wie ‘Ād, Thamūd, Pharao, Hāmān, Abū Djahl und Abū Lahabb. Wie war ihre Bestrafung im Diesseits gewesen und wie wird sie im Jenseits sein. Auch in eurer heutigen Zeit könnt ihr Völker und Menschen sehen, die diese Leute nachgeahmten haben und zugrunde gegangen sind. Der erhabene Allah hat gesagt: "(Es ist) wie mit denen, die vor euch waren. Sie hatten stärkere Kraft als ihr und mehr Besitz und Kinder. Sie genossen ihren Anteil, und dann habt ihr euren Anteil genossen, wie diejenigen, die vor euch waren, ihren Anteil genossen haben. Und ihr habt (schweifende) Gespräche geführt wie die Gespräche, die sie führten. Deren Werke werden im Diesseits und im Jenseits hinfällig. Das sind die Verlierer. Ist ihnen nicht die Kunde von denjenigen zugekommen, die vor ihnen waren, des Volkes Nūĥs, der ‘Ād und der Thamūd, des Volkes Ibrāhīms, der Bewohner von Madyan und der umgestürzten Städte? Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit den klaren Beweisen. Nimmer ist es Allah, der ihnen Unrecht getan hat, sondern sie selbst haben sich Unrecht zugefügt."[7]

Scheich al-Işlām Ibn Taimiyah, möge Allah mit ihm gnädig sein, sagte bezüglich diesen zwei Versen: „Der erhabene Allah hat gesagt: "Sie hatten stärkere Kraft als ihr und mehr Besitz und Kinder." Mit dieser Macht, die sie besaßen, hätten sie sowohl für das Diesseits als auch für das Jenseits arbeiten können. Und so auch im Bezug auf ihr Besitzt. Diese Macht, dieser Besitz und diese Kinder sind der Anteil und das Glück, was für den Menschen erschaffen und für ihn bestimmt wurde. Doch sie zogen es vor, ihren Anteil an Macht, Besitzt und Kinder ausgiebig in dieser Welt zu genießen. Hätten sie mit ihrer Tat, die sie mit dieser Macht vollbracht haben, das Angesicht Allah und das Jenseits gewollt, dann hätten sie dafür auch im Jenseits den Lohn erhalten. Hiermit ist jeder gemeint, der nur für das diesseitige Leben arbeitet. Der erhabene Allah hat diesen Genießern angedroht, indem Er sagte: "Deren Werke werden im Diesseits und im Jenseits hinfällig. Das sind die Verlierer."[8] Ihre Werke werden hinfällig sein, das bedeutet, sie werden vernichtet sein. Seht her, wie ihre Werke im Diesseits und im Jenseits hinfällig werden, sodass ihnen weder eine Welt noch eine Religion übrig bleiben wird: "Das ist der deutliche Verlust."

O ihr Diener Allahs, fürchtet deshalb Allah! Verliert nicht eure Religion, sodass ihr dann auch euer Diesseits und euer Jenseits verlieren werdet. Hört auf den Ruf eures Herrn, der gesagt hat: "O ihr Menschen, gewiss, Allahs Versprechen ist wahr. So soll euch das diesseitige Leben nicht täuschen, und nicht täuschen soll euch hinsichtlich Allahs der Täuscher. Gewiss, der Satan ist euch ein Feind; so nehmt ihn euch zum Feind. Er ruft ja seine Anhängerschaft nur dazu auf, zu den Insassen der Feuerglut zu gehören. Diejenigen, die ungläubig sind, für sie wird es strenge Strafe geben; und diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, für sie wird es Vergebung und großen Lohn geben."[9]

Wir bitten Allah, den Erhabenen und Allgewaltigen, Er möge uns allen vergeben und uns von allen Sünden fernhalten. Möge Allah uns den Glauben lieb machen und in unseren Herzen ausschmücken, und möge Er uns den Unglauben, den Frevel und den Ungehorsam verabscheuen lassen. Und möge Er uns zu denjenigen gehören lassen, die besonnen handeln.

 


[1]Al-Fadjr 89:23-24

[2]Al-Mu`minūn 23:99-100

[3]Asch-Schu’arā` 26:227

[4] Abu Hurairah, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Die Hölle klagte bei ihrem Gott und sagte: „O Gott! Einige Teile von mir haben die anderen Teile gefressen. So erlaube mir zwei Atmen. Ein Atem im Winter und ein Atem im Sommer.“ Das sind die höchste Hitze (im Sommer) und die höchste Kälte (im Winter).“

[5]Al-Wāqi’ah 56:73

[6]Al-Işrā` 17:18-19

[7]At-Taubah 9:69-70

[8]Al-Ĥadj 22:11

[9]Fātir 35:5-7

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